Drama - Seneca

Mit einem großen Staraufgebot konnte Robert Schwentke bei der Berlinale glänzen, jetzt kommt sein neuer Film ins Kino. Der in Hollywood erfolgreiche deutsche Regisseur ("Der Hauptmann") erzählt mit einem abgründig-zynischen John Malkovich in der Titelrolle vom Philosophen Seneca. Er wurde vom tyrannischen Kaiser Nero in den Tod geschickt, was er als große Abschiedsfeier zelebrierte, als ein Art Remake des legendären Sterbens von Sokrates.
In diesen letzten Stunden sehen wir ein hervorragendes Ensemble, darunter Geraldine Chaplin, Samuel Finzi, Lilith Stangenberg, Alexander Fehling und Louis Hofmann, die dem Denker beim Verdämmern zusehen. Der pausenlos redende Seneca wird hier zum Sinnbild von kraftlosen Intellektuellen, die außer viel Geschwafel der Diktatur nichts entgegenzusetzen haben. Mehr noch, der Philosoph der Genügsamkeit hat üppig davon profitiert.
Es ist ein langer, sehr verrückter, durchaus auch anstrengender Abgesang des ausblutenden, gewissenlosen Seneca und zugleich eine überbordende Parabel der verführerischer Macht, die in ihrem Wahnsinn höchst aktuell erscheint.
Kritiker: Knut Elstermann