Drama - Kein Tier. So Wild.

Regisseur Burhan Qurbani, Sohn afghanischer Geflüchteter, hat nach “Berlin Alexanderplatz” erneut ein großes, literarisches Werk mit sehr eigener Perspektive auf die Leinwand gebracht. "Kein Tier. So Wild." basiert auf Shakespeares Stück "Richard III." und schildert, wie in der Vorlage, den brutalen Aufstieg eines Ausgestoßenen in einem blutigen System, das er sich zunutze macht.
Statt Richard aber sehen wir hier eine junge Frau, Rashida, die sich in den Clan-Kämpfen des heutigen Berlin an die Spitze setzt, eine Blutspur hinter sich ziehend. Die aus Syrien stammende, großartige Kenda Hmeidan macht diese Frau zu einem verstörenden Ereignis: gefährlich, klug und zu allem entschlossen, um sich aus der Chancenlosigkeit ihrer Existenz zu befreien.
Qurbani inszeniert ihren Durchmarsch als Geschichte einer weiblichen Rache, in theatralen Räumen, mit einer rauen und poetischen Sprache, die das konkrete Geschehen ins Allgemeingültige hebt. Heiner Müller würde heute vermutlich "Richard III." genauso verfilmen, mit dieser düsteren Energie, diesem welthaltigen Blick auf ein sehr zeitgemäßes Königsdrama über politische Macht und archaische Gewalt.
Knut Elstermann