Drama - Die Bologna-Entführung

Im Jahre 1858 verschleppten Soldaten des Papstes im jüdischen Viertel von Bologna den siebenjährigen Edgardo Mortara, Sohn einer großen, liebevollen, jüdischen Familie. Das Kind war als Baby heimlich von seiner Amme getauft worden, daher musste er nach dem päpstlichen Willen eine katholische Erziehung erfahren.
Marco Bellocchio erzählt diese wahre, tragische Geschichte in "Die Bologna-Entführung" als hervorragend ausgestattetes, wunderbar gespieltes Melodram. Besonders, Enea Sala, der Darsteller des kleinen Edgardo, berührt als ängstliches, zerrissenes Kind in einer tiefen Identitätskrise. Der skandalöse, schon damals anachronistische Entführungsfall löste eine große Solidaritätswelle jüdischer Gemeinden in ganz Europa aus, Unterstützung kam aber auch von der fortschrittlichen italienischen Öffentlichkeit, eine neue, globale Bewegung. Doch trotz des verzweifelten Kampfes der Familie blieb Papst Pius IX. unerbittlich, eine ungesühnte Gewalttat gegen dieses hilflose Kind. So erzählt dieser Film auch von dem Unrecht, dass durch religiösen Fanatismus ausgelöst wird, ein höchst aktuelles Thema.
Kritiker: Knut Elstermann