Nach genau zwei Jahren - Russische Radiosendungen der Deutschen Welle wieder eingestellt

Deutsche Welle
Glastür in der DW-Zentrale Bonn | © dpa/Marius Becker

Am 1. Juli 2022 hatte die Deutsche Welle damit begonnen, nach einer Pause von elf Jahren noch einmal Hörfunksendungen in russischer Sprache auszustrahlen. Genau zwei Jahre später fand diese Wiederaufnahme ihr Ende.

Bei diesen Sendungen handelte es sich um Adaptionen aus den Videoproduktionen, deren Verbreitung vor einem neuen Hindernis steht: Offensichtlich wird in Moskau darauf abgezielt, zwar ein offenes Verbot von Youtube weiter zu vermeiden, den Dienst durch technische Eingriffe jedoch weitgehend unbenutzbar zu machen.

Zugleich gibt es Bestrebungen, die Deutsche Welle als „unerwünschte Organisation“ einzustufen und ihr damit alle offenen Aktivitäten im Land unmöglich zu machen.

Beim Ausstrahlungspartner in Litauen war die Einstellung der Sendungen zunächst entweder nicht bekannt oder nicht berücksichtigt worden: In den ersten Julitagen lief zur betreffenden Zeit von 20.00 bis 20.30 Uhr das endlos wiederholte Pausenzeichen aus dem nun unbenutzten Sendeweg der Deutschen Welle.

Erst später wurde dazu übergegangen, wieder ab 20.00 Uhr das russische Programmm von Radio Free Europe / Radio Liberty aufzuschalten. Es hatte 2022 diese Sendezeit an die Deutsche Welle abgetreten.

Das litauische Sendeprojekt 1386 kHz ist in Mitteleuropa vor allem durch die Übertragung des deutschen Programms von Polskie Radio (derzeit von 18.30 bis 19.00 Uhr) bekannt. Nähere Informationen lassen sich dazu nicht mehr beschaffen, seit der Erfinder dieses Sammelkanals, der erste postsowjetische Kommunikationsminister Rimantas Pleikys, 2021 verstarb.

Die jetzt wieder beendeten Sendungen waren nicht die ersten Ausstrahlungen der Deutschen Welle aus Litauen. Es gab sie bis 2006 für kurze Zeit schon einmal, auf 1557 kHz und über jenen Sender, der sich in diesen Bildern mit lautem Brummen bemerkbar macht.

Die Frequenz ist in Sitkunai bei Kaunas seit 2022 wieder aktiv, und zwar für ein niederländisches Projekt, das im April auch noch ein zweites Programm auf 666 kHz hinzugenommen hat.

Das eigentliche, umfangreiche russische Programm der Deutschen Welle war einst in zwei Schritten entfallen. Zunächst kündigte man zum Ende des Jahres 2010 – das ging, so unvorstellbar es heute erscheinen mag, tatsächlich von der DW selbst aus – die Stadtfrequenzen in Moskau und Sankt Petersburg sowie die Sendeplätze auf der Großmittelwelle Grigoriopol 999 kHz.

Danach lief das Programm noch rund um die Uhr über Satellit und für sechseinhalb Stunden am Tag auch auf Kurzwelle. Eigentlich sollte es zusammen mit dem deutschen Programm im Herbst 2011 entfallen. Diesen Termin zog die DW jedoch noch auf den 30. Juni vor.

Der Redaktion wurde das von ihrem Leiter 14 Tage vorher eröffnet. Anschließend ging er daran, die Abschaltmeldung zu verfassen, während seine Mitarbeiter ihre Bekannten in Moskau benachrichtigten, von wo die Information schließlich zurück zum Chronisten in Deutschland gelangte.

Womöglich war dieses Vorziehen von der BBC inspiriert, wo die russischen Sendungen im Rahmen eines großen Abschaltpakets zum 27. März 2011 ihr Ende fanden.

2022 plante auch die BBC eine Wiederaufnahme, sagte sie jedoch wieder ab, als bereits fertige technische Planungen dafür vorlagen. Seit Anfang August gibt es jetzt doch merkwürdige, nicht offiziell angekündigte Ausstrahlungen der ansonsten als Podcast verbreiteten Audioproduktionen.

Parallel zum Ende des russischen Radioangebots hat die Deutsche Welle auch ihre Hörfunksendungen in den Sudan eingestellt. Zuvor wurde bereits Ende März das Haussa-Programm von der Kurzwelle genommen.

Damit beschränkt sich der DW-Hörfunk, abgesehen von den Zulieferungen an UKW-Partner, jetzt auf eine tägliche Stunde für Äthiopien.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 25.08.2024