US-Sender für die arabische Welt - Radio Sawa nicht mehr auf Mittelwelle

Radio Sawa
Blick in ein Sendestudio von Radio Sawa | © MBN

Über Jahrzehnte wendeten sich die USA auf Mittelwelle an ein Publikum in der arabischen Welt. Am 31. Juli 2023 ging diese Ära zu Ende.

Seit dem Monatswechsel abgeschaltet ist die Mittelwelle 1548 kHz aus Kuwait. In ihrem letzten Jahr übertrug sie möglicherweise eine Programmversion für den Irak, nachdem die terrestrische Verbreitung im Libanon, Syrien, Israel, Palästina und Jordanien offiziell bereits 2022 endete.

VOA-Sender Rhodos
Der 2006 aufgegebene Sender 1260 kHz auf Rhodos | © Wolfgang Büschel

Dieses Programm wurde 2002 als Radio Sawa aus der Voice of America herausgelöst. Nach drei Jahren folgte der Auszug aus deren Funkhaus in Washington. Seitdem kommt Radio Sawa mit aus dem Gebäude des 2004 gestarteten Fernsehprogramms Alhurra im Vorort Springfield.

Beide Medienprodukte sollten fortan „Journalismus mit einer Mission“ betreiben. 2007 räumte ihr damaliger Leiter Brian Conniff ein, wie schwierig es unter dieser Prämisse ist, Mitwirkende zu finden:

„Offen gesagt erklärten zahlreiche Leute, auf die zugegangen wurde, sie wollen nicht für Alhurra arbeiten. Sie wollen nicht für eine Organisation der Regierung arbeiten. Sie wollen nicht für etwas arbeiten, von dem sie meinen, es sei kein wirklicher Journalismus.“
Dschibuti, 1431 kHz
Mittelwellensender 1431 kHz in Dschibuti | © Thomcast

Die von der VOA geerbte Verbreitung auf Kurzwelle entfiel 2004. Zwei Jahre später endete auch der Betrieb der aus den 60er Jahren stammenden Sendestation auf Rhodos. An deren Stelle traten neue Mittelwellenanlagen, so in Dschibuti mit 600 kW Leistung und der Frequenz 1431 kHz.

Statt Radio Sawa sendet hier seit 2019 nun abends und nachts die VOA. Interessanterweise (dieser Verzicht könnte bestimmte Gründe haben) bleibt das Programm für Äthiopien dabei ausgeschlossen. Übertragen werden nur Beiträge in Somali sowie Englisch und Französisch.

Schon kurz nach dem Start von Radio Sawa zur Verfügung stand eine Sendemöglichkeit in Zypern. Sie wurde ebenfalls 2019 aufgegeben. Hier hatte die US-amerikanische Seite französische Infrastruktur mitgenutzt, deren Betrieb wenige Monate später ganz endete.

Bereits 2015 verzichtete man auf die Ausstrahlung aus Abu Dhabi, die besonders teuer war: Für 2018 kostete eine dortige Mittelwelle (zuletzt für Iran-Sendungen genutzt) 2,4 Millionen Dollar, demgegenüber das gesamte in diesem Jahr noch aktive Sendernetz von Radio Sawa seinerseits nur 7,7 Millionen Dollar.

Inzwischen hat Radio Sawa auch seine UKW-Frequenzen in den Emiraten sowie in Katar und Bahrain aufgegeben. In Libyen und Mauretanien kam es, wie schon bei der Großmittelwelle in Dschibuti, zu einer Übergabe an die VOA.

Dem folgte der bereits erwähnte weitere Rückbau der UKW-Verbreitung. Das davon betroffene „Radio Sawa Levant“ war erst 2019 noch einmal umgestaltet worden.

Mit der nunmehrigen Abschaltung auch der letzten Mittelwelle dürfte – dies war jedenfalls noch für das laufende Jahr angekündigt – die UKW-Kette von Radio Sawa im Irak ebenfalls nicht mehr aktiv sein.

Vom Wegfall der Frequenz 1548 kHz unberührt bleibt der Kurzwellenbetrieb. Im Gegenteil läuft dafür noch immer eine Erweiterung der Anlagen, da die Strompreise in Kuwait besonders niedrig sind. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte die Sendestation deshalb andere Standorte ganz ablösen.

Ab 2008 hatte auch Radio Sawa noch einmal auf die Kurzwelle zurückgegriffen. Dabei ging es um den Sudan, speziell dessen westliche Region Darfur. Diese Sendungen entfielen 2018, da sie nur auf geringes Interesse stießen.

Inzwischen haben die Deutsche Welle, die BBC und auch das saudische Al Arabiya ihrerseits spezielle Hörfunksendungen in den Sudan gestartet. Von den Auslandssendern der USA ist hingegen nichts derartiges zu vernehmen.

Es war ursprünglich geplant, in den kommenden Monaten den Rückzug von Radio Sawa aus der terrestrischen Verbreitung eben im Sudan abzuschließen. Darüber ist inzwischen natürlich die Zeit hinweggegangen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.08.2023