Afrika-Dienste und Nachrichtenfernsehen - Das Schlachtefest der BBC geht weiter

Von der BBC trifft mittlerweile ein Stakkato an Berichten über die angelaufenen Sparmaßnahmen ein. Aus den Afrika-Redaktionen gibt es bemerkenswerte, bis zum Rassismus-Vorwurf gehende Aussagen über die Art und Weise des Umgangs mit deren Mitwirkenden. Auch beim Nachrichtenfernsehen wird es konkreter.
Laut diesem Bericht wurden die Afrika-Redaktionen von der Direktorin des BBC World Service, Liliane Landor, mit einer Powerpoint-Show über die Einschnitte in ihrem Bereich informiert. Dabei habe es Landor abgelehnt, auf Fragen zu antworten.
Somit erfuhren betroffene Mitarbeiter erstmals und ausschließlich durch die abrollenden Folien von der Einstellung ihrer Sendungen. Neben dieser Art und Weise war es auch der Inhalt, der Fassungslosigkeit auslöste. Die Redaktionen hatten nicht mit dem Ausmaß der ihnen eröffneten Kürzungen gerechnet.
Laut den von Voice Online zitierten Quellen werden beim World Service nicht nur die offiziell angegebenen 382, sondern mehr als 600 Stellen abgebaut. Die BBC streitet das ab, während eine Gewerkschaft die Zahl „rund 400“ nennt.
Erfahrenen Mitarbeitern seien bereits Probearbeiten in anderen Redaktionen angeboten worden, um zu sehen, „ob sie reinpassen“. Dazu erneuert der Bericht von 2020 stammende Vorwürfe: Die Angehörigen der Afrika-Redaktionen seien von Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung ausgeschlossen und würden systematisch eingeschüchtert.
Nach diesen Angaben ist es in Afrika weniger der Hörfunk, den die BBC einspart. So werden umgekehrt die Fernsehsendungen in Somali und Französisch abgesetzt.

Im Radio sind um den Jahreswechsel bereits die Sendungen in Bengalisch sowie die von der BBC schon nicht mehr selbst ausgestrahlten Produktionen in Urdu und in Indonesisch entfallen.
Nächster Schritt war am 27. Januar die Abschaltung des arabischen Hörfunkprogramms. Weiterhin nicht bekannt ist, wann (Optimisten mögen eventuell fragen: ob tatsächlich), wie ebenfalls geplant, die Radiosendungen in den Iran folgen werden.
Unterdessen gibt es ein Ergebnis des Auswahlverfahrens für die künftige Moderation des aus BBC World News und BBC News Channel zusammengelegten Programms.
Teil des Verfahrens waren 40 Minuten lange Vorsprechen in einem alten Studio. Drei bekannte Gesichter lehnten es von vornherein ab, sich an dieser Demütigung zu beteiligen, und haben von sich aus die BBC nach Jahrzehnten verlassen.
Eine Reihe weiterer Moderatoren hat nun die Wahl, entweder diesem Weg zu folgen oder noch zu versuchen, sich auf andere Positionen in der BBC zu bewerben. Das betrifft auch Martine Croxall, die im vergangenen August versucht hatte, zu Protesten gegen den mit dem Abbau von 70 Arbeitsplätzen verbundenen Fusions-Sparplan aufzurufen.

Nach kurzer Zeit waren alle einschlägigen Tweets verschwunden und lediglich ein gesäubertes Profil voller Belanglosigkeiten übrig. Alles weitere kann nur der Phantasie überlassen bleiben.
Trotzdem machte Croxall sich im Oktober noch selbst angreifbar, indem sie völlig überdreht reagierte, als Boris Johnson erklärte, doch nicht wieder Premierminister werden zu wollen. Nachdem Beobachter bereits das Ende ihrer BBC-Karriere vermuteten, konnte sie nach einer Suspendierung doch noch einmal zurückkehren.
Kritiker empfanden die Ausgelassenheit als fehlende Sensibilität für die Sorgen und Nöte erheblicher Teile des Publikums. Der Fall lag also etwas anders als bei dieser Moderation von Emily Maitlis, die ebenfalls gemaßregelt wurde und inzwischen ihre Konsequenzen gezogen, nämlich ebenfalls die BBC verlassen hat.
Ihre Sicht präsentierte Emily Maitlis ein halbes Jahr nach der Trennung in einem Vortrag. Ein erheblicher Teil der Resonanz darauf geht nicht einmal auf die britische Publizistik zurück, sondern auf die ARD-Korrespondentin Annette Dittert, die eine Zusammenfassung und Kommentierung in deutscher Sprache lieferte.
Einen Nachtrag gibt es auch zum Fall des BBC-Films „India: The Modi Question“, dessen Verbreitung die indische Regierung mit allen Mitteln zu verhindern sucht.
Wie bereits zu vermuten war, ist es die BBC selbst, die Modis Beamten dabei tatkräftig hilft, indem sie für die Löschung aller aufgefundenen Kopien dieses Films sorgt. Begründung: „IPlayer ist die einzige legitimierte Verbreitungsplattform“ – eben jene Mediathek der BBC, die vollständig gegen Zugriffe aus dem Ausland gesperrt ist.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 05.02.2023