Bescheidene Rückkehr nach drei Monaten - Sondersendungen der BBC in den Sudan

Anfang des Jahres hatte die BBC ihr arabisches Hörfunkprogramm eingestellt. Jetzt scheint die Verantwortlichen doch das Gewissen zu plagen, denn am 2. Mai gab es eine bescheidene, für den Sudan bestimmte Wiederauflage.
Gesendet wird von 9.00 bis 9.30 Uhr auf 21510 kHz und von 17.00 bis 17.30 Uhr auf 15310 kHz jeweils über die Kurzwellenstation bei Abu Dhabi.
Den Aktivitäten der Medien im Sudan stehen Ausfälle sowohl der Stromversorgung als auch der Internetverbindungen im Weg. In so einer Lage ist es nicht weit hergeholt, im klassischen Hörfunk eine Rückfallebene zu sehen, die auch dann noch nutzbar ist, wenn sonst nichts mehr funktioniert.
In diesem Zusammenhang ging Al Arabiya eine Mitteilung der Kriegspartei al-Burhan zu: Dank intensiver Bemühungen könne Sudan Radio jetzt überregional auf 639 kHz empfangen werden. Eine Bestätigung durch Empfangsbeobachtungen liegt dafür nicht vor.
Sollte tatsächlich ein Sender in Khartum auf diese Frequenz gesetzt worden sein, wäre das von ganz besonderer Ironie: Das ist eine der Mittelwellen, auf denen (in diesem Fall aus Zypern) die BBC bis Januar ihr arabisches Radioprogramm ausgestrahlt hatte.
Ganz so knapp sieht es hier mit dem Geld im Augenblick nicht aus: Die britische Regierung gewährte für den BBC World Service gerade eine Sonderzahlung von 20 Millionen Pfund (entspricht 23 Millionen Euro).
Über Jahrzehnte wurde der World Service insgesamt vom Außenministerium bezahlt. Diese Abgrenzung von den Inlandsdiensten zeigte sich bis 2012 auch äußerlich mit einem eigenen Funkhaus.
Schon damals geriet die BBC unter erheblichen Druck und ließ sich darauf ein, auf die gesonderte Finanzierung des World Service zu verzichten. In dieser Lage entstand auch die Idee, aus Kostengründen einzustellende Sendungen in Krisenlagen ja wieder aufnehmen zu können.
Beobachter hielten das von vornherein für Augenwischerei, da fraglich ist, wer noch ein Kurzwellenradio griffbereit hält, mit dem keine interessierenden Programme mehr zu empfangen sind. Nach lediglich drei Monaten mag das noch anders aussehen. Doch es bleibt die Frage, woher potentielle Hörer von den erneuten Aufschaltungen wissen sollen.
In der Pressemitteilung über die zusätzlichen Sudan-Sendungen steht von alldem natürlich kein Wort. Präsentiert wird hingegen ein nichtssagendes Statement des Generaldirektors Tim Davie, dessen Meinung zur grundsätzlichen Lage der BBC sicher interessanter wäre.
Aktuelles Thema ist hier der Rücktritt des Rundfunkratsvorsitzenden Richard Sharp. Eine ausführliche Analyse lieferte dazu Ros Atkins, bekannt durch die Sendung „Outside Source“ – eines der Formate, die bei der Zusammenlegung der BBC-Nachrichtenprogramme im Sparschwein verschwanden.
Sein Fazit, warum es zu diesen Abgang kam:
„Nicht, weil die Regierung den Vorsitzenden der BBC auswählt oder weil er ein Bekannter des Premierministers sein mag oder ein Spender der Regierungspartei. Das System erlaubt das, im Guten wie im Schlechten.
Herr Sharp ist weg, weil die Gefahr bestand, es könnte der Eindruck eines Interessenkonflikts aufkommen. Das zeigt, wie eng die Spitzen der britischen Gesellschaft miteinander vernetzt sein können.“
Die Diskussion ist nicht nur theoretischer Art: Inzwischen wird das private ITV und nicht mehr die BBC in Großbritannien als glaubwürdigste Nachrichtenquelle angesehen.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.05.2023