Interner Brandbrief - Direktorin des BBC World Service tritt zurück

BBC, London
Die Zentrale der BBC in London | © Stuart Pinfold, CC-BY-SA

Die Direktorin des BBC World Service, Liliane Landor, gibt ihr Amt auf. Intern formulierte sie „tiefe Besorgnis“ über die Zukunft des britischen Auslandsrundfunks.

Zitiert werden (wenn der Link an einer Bezahlschranke endet, ist zumindest die Illustrierung sichtbar) Landors Worte, sie sei

„... in tiefer Sorge über die Funktionsfähigkeit des World Service, falls zusätzliche Budgetkürzungen ihn weiter schwächen sollten.“

Sie sprach von „immensem Druck“, unter dem der World Service und auch die BBC insgesamt stehen:

„Das Haus arbeitet mit einem engen, immer knapper werdenden Finanzrahmen. In den vergangenen beiden Jahren waren wir zu harten Entscheidungen gezwungen. Diese Einschnitte haben Schritt für Schritt unsere Reichweite und die Breite unseres Angebots reduziert.“

Liliane Landor steht dem BBC World Service seit 2021 vor. Ihr Vorgänger, Jamie Angus, hat inzwischen die operative Leitung des saudischen Al Arabiya übernommen.

Zu den seit 2022 umgesetzten Sparmaßnahmen gehörten solche unmittelbar sichtbaren Schritte wie die Einstellung der Hörfunkprogramme für die arabische Welt, den Iran, Pakistan, Bangladesch und Indonesien sowie deutliche Kürzungen der Sendezeit für Koreanisch und Burmesisch.

Auch die technische Verbreitung des englischsprachigen Radioprogramms wurde weiter eingeschränkt. Dem Wegfall der letzten Kurzwellenfrequenzen für Nahost und Ostasien folgte gerade eine erhebliche Reduzierung der Ausstrahlung in Afrika.

Die nur von Kennern der Programme zu entdeckenden inhaltlichen Einschränkungen wiederum gab es, entweder auch oder in besonderem Maße, in Afrika.

Mitarbeiter der betreffenden Redaktionen wandten sich deshalb an die migrantische Zeitung „The Voice“. Die selbst aus dem Libanon stammende Liliane Landor nahm persönlich Anstoß an der Berichterstattung, in der von „institutionalisiertem Rassismus“ die Rede war.

Von der BBC abgestritten wird auch die genannte Zahl von mehr als 600 abgebauten Stellen. Die offizielle Angabe ist 382, während eine Gewerkschaft von „rund 400“ verlorenen Arbeitsplätzen sprach.

Unstrittig sind die drastischen Zahlen über die Entwicklung der Nutzung von 2022 zu 2023. Der World Service insgesamt hatte innerhalb dieses einen Jahres einen Rückgang um 12 Prozent hinzunehmen, dabei speziell dessen Hörfunksendungen um 24 Prozent.

Noch dramatischer sehen, dies wieder über alle Mediengattungen, die Ergebnisse bei verschiedenen Sprachdiensten aus: Burmesisch -45 Prozent, Paschtunisch und Dari (Afghanistan) -57 bzw. -64 Prozent, Nigeria-Pidgin -71 Prozent, Indonesisch -73 Prozent, Yoruba (wiederum Nigeria) -77 Prozent.

London, Bush House
1981: Blick zum Funkhaus des World Service | © E. Gammie, CC-BY-SA

Über Jahrzehnte wurde der World Service vom Außenministerium bezahlt. Die deutliche Abgrenzung von den Inlandsprogrammen zeigte sich bis 2012 auch in einem eigenen Funkhaus.

Unter dem zunehmenden politischen Druck ließ die BBC sich 2010 darauf ein, auf diese Finanzierung zu verzichten und die Auslandsprogramme, wo möglich, mit Werbung und ansonsten aus den Rundfunkgebühren zu bestreiten.

Versuche des BBC-Vorsitzenden Richard Sharp, das zurückzudrehen, fanden 2023 mit dessen Rücktritt ein abruptes Ende. Die Regierung ihrerseits gewährt, wenn sie von unmittelbar drohenden Einstellungen hört, zwar Einmalzahlungen. Diese sorgen aber nur für einen Aufschub und bieten keine dauerhafte Lösung.

Soweit erkennbar, verzichtet die Politik auf Widerspruch zur zentralen Argumentation der BBC: Man könne nicht das Geld der Gebührenzahler in Auslandsdienste stecken und sie dann mit drastischen Sparmaßnahmen in den Inlandsprogrammen konfrontieren.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 21.04.2024