Schwedische Rundfunkmission - IBRA-Radio gestern und heute

IBRA Radio, sänder over Radio Afrika Tanger
Quelle: Sammlung Phil Finkle

Langjährige Kurzwellenhörer könnten sich noch an IBRA-Radio erinnern. Der schwedische Missionssender ist seinem ursprünglichen Verbreitungsweg bis heute treu geblieben, wenn auch nicht mehr für Europa.

Seine Ursprünge hat IBRA-Radio in den ungeahnten Freiheiten der internationalen Zone von Tanger, die sich auch auf den Rundfunk erstreckten.

Zu den Ergebnissen gehörte die Schaffung eines „Radio Afrika“. Neben einer Großmittelwelle gab es hier zwei Kurzwellensender, über die ab 1952 unter anderem ein Programm für Schweden kam.

1955 gründete die schwedische Pfingstbewegung ihre „International Broadcasting Radio Association“ und nutzte die Sendemöglichkeit in Tanger für zugelieferte Produktionen in verschiedenen Sprachen. Mit Stand von 1958 liefen sie abends fünf Stunden auf Kurzwelle (hier auch mit Deutsch) und eine Stunde auf Mittelwelle.

Nach Auflösung der internationalen Zone duldete Marokko die Sender ausländischer Betreiber nur noch bis zum Ende des Jahres 1959. Weiteres Gastrecht erhielt lediglich die Voice of America, die bis 2008 aus Tanger sendete.

Bemühungen von IBRA-Radio, aus Liberia aktiv werden zu dürfen, hatten keinen Erfolg. Überregionale Kurzwellensendungen gab es erst wieder 1971, auf dem auch von Adventist World Radio genutzten Weg: Per Einmietung auf der neuen Sendestation der Deutschen Welle in Portugal.

Man belegte gleich vier Stunden am Tag, obwohl das kein billiger Spaß war. So wurden die deutschen Sendungen schon nach wenigen Monaten auf die Wochenenden beschränkt, da die Ausstrahlung einer Ausgabe 450 D-Mark (das wären heute inflationsbereinigt fast 1000 Euro) kostete.

1981 wechselte IBRA-Radio mit diesen und einigen weiteren Programmen nach Malta, wo die Deutsche Welle ihre Sender günstiger zur Verfügung stellte. Dabei machte man allerdings die gleichen Erfahrungen wie Adventist World Radio: Dem billigeren Preis standen unzuverlässige Abwicklung und unbefriedigende Empfangsqualität gegenüber.

1988 zog die Rundfunkmission der evangelisch-methodistischen Kirche, von der bis dahin die Sendungen in deutscher Sprache kamen, ihre Konsequenzen und beendete die Kurzwellenverbreitung. 1992 entfielen alle anderen Ausstrahlungen von IBRA-Radio aus Portugal und Malta ebenfalls.

Auch die Deutsche Welle selbst sah inzwischen nur noch geringen Nutzen in der Station auf Malta. Folglich strebte sie keine Verlängerung der Senderechte mehr an und gab den Standort 1996 auf.

Das bedeutete zwar den Verzicht auf eine eigene Mittelwelle für den Nahen Osten. Allerdings war die Leistungsfähigkeit der Antenne nach dem Einsturz von einem der drei Masten ohnehin schon eingeschränkt.

IBRA-Radio seinerseits verlegte sich auf eine Zusammenarbeit mit den Vorgängern jener US-amerikanischen Veranstalter, die heute als „Voice of Hope“ noch aus Sambia aktiv sind. Seinerzeit betrieben sie im Süden des Libanon unter anderem zwei Kurzwellenfrequenzen.

Deren improvisierte Technik konnte jedoch keine professionelle Sendestation ersetzen, was bald zum Ende der für Europa bestimmten Übertragungen führte. Das heutige CMP TV aus Österreich, das 1988 die Malta-Sendeplätze der evangelisch-methodistischen Kirche übernommen hatte, sprang 1993 ab.

Gesehen um die Jahrtausendwende: Die Kurzwellenstation Samara (Foto: Wladimir Emeljanow)

Fortan bediente sich IBRA-Radio für seine verbliebenen Kurzwellensendungen nach Afrika und Asien der Angebote des freien Marktes. Dazu gehörten für einige Zeit auch die Sender bei Jülich und bei Nauen.

Besonders erwähnenswert sind die Ausstrahlungen über die Kurzwellenstation Samara: IBRA-Radio wurde zu einem der Programmveranstalter, die hier das Licht ausmachten, bevor die Sendeanlagen dem Stadion der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu weichen hatten.

Heute gehört IBRA-Radio zum Kundenkreis des Unternehmens Encompass. Dabei gibt es immer wieder Umverteilungen, so etwa 2022 wegen der Stillsetzung weiterer Anlagenteile auf der Sendestation Moosbrunn bei Wien, die damit aus diesem Geschäft ausschied.

Aktueller Schwerpunkt ist die Nutzung von Sendekapazitäten der Abu Dhabi Media. Bis zum 26. Oktober sieht das Schema so aus:

England
19.00-20.00 Uhr: 15260 kHz; Arabisch
19.30-21.00 Uhr: 17670 kHz; Arabisch

Abu Dhabi
04.30-05.00 Uhr: 9895 kHz; Dari
10.30-12.30 Uhr: 17865 kHz; Dari
17.00-17.45 Uhr: 9720 kHz; Paschtunisch
18.00-18.30 Uhr: 11655 kHz; Afar
18.15-19.00 Uhr: 9540 kHz; Amharisch, Guragena
19.00-20.00 Uhr: 9630 kHz; Oromo, Tigray
19.30-20.00 Uhr: 9750 kHz; Silte

Usbekistan
02.00-02.30 Uhr: 11590 kHz; Bengalisch
17.00-17.30 Uhr: 11590 kHz; Bengalisch

Wie schon in der Vergangenheit präsentieren sich die Beiträge zum Teil unter den Titeln der Produzenten. So heißen die Sendungen für Afghanistan, die 2021 neu ins Programm genommen wurden und von kanadischen Missionaren stammen, Sadaye Zindagi.

Diese Sendungen erscheinen seit Jahren auch auf der Kurzwelle 5130 kHz aus Bischkek. Die Vermutung, hier würden ausschließlich für Afghanistan bestimmte Beiträge laufen, trifft möglicherweise nicht zu. So schien eine unlängst dort gehörte Verkündigungssendung in kasachischer Sprache gestaltet zu sein.

Weitere Informationen über dieses Thema lassen sich nicht beschaffen.

 

Literatur: Hansjörg Biener, Christliche Rundfunksender weltweit; 1994

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 02.06.2024