Kurzwelle - Aktuelle Sendezeiten von IBRA

Sadaye Zindagi
© Pamir Ministries

2021 hatte die schwedische Rundfunkmission IBRA, die wie Trans World Radio auf die Zeiten der internationalen Stadt Tanger zurückgeht, ihr Kurzwellenportfolio um persische Sendungen für Afghanistan erweitert. Im so geschaffenen Umfang werden sie auch im Sommer 2022 weiter ausgestrahlt.

Bis zum 30. Oktober gilt damit das folgende Sendeschema:

02.00-02.30 Uhr: 9870 kHz aus Usbekistan; Bengalisch
04.30-05.00 Uhr: 9895 kHz aus Abu Dhabi; Dari
10.00-10.30 Uhr: 17640 kHz aus Österreich; Arabisch
10.30-12.30 Uhr: 15490 kHz aus Abu Dhabi; Dari
17.00-17.30 Uhr: 15510 kHz aus Usbekistan; Bengalisch
18.00-18.30 Uhr: 11655 kHz aus Abu Dhabi; Afar
18.15-19.00 Uhr: 9540 kHz aus Armenien; Amharisch u.a.
19.00-19.30 Uhr: 9630 kHz aus Abu Dhabi; Oromo
19.00-20.00 Uhr: 15260 kHz aus England; Arabisch
19.30-20.00 Uhr: 7510 kHz aus Armenien; Silte
19.30-20.00 Uhr: 9630 kHz von Ascension; Tigrinisch
19.30-21.00 Uhr: 15510 kHz aus England; Arab. u.a.
Sa-So 20.00-20.30 Uhr: 6150 kHz aus Abu Dhabi; Tigr.

Einige dieser Sendungen haben eigenständige Namen, so auch die im September 2021 neu aufgenommenen Ausstrahlungen nach Afghanistan, bei denen in ungewöhnlicher Weise die Beiträge in Dari (afghanisches Persisch) nicht wie siamesische Zwillinge an ein Angebot in Paschtunisch gekoppelt sind.

Produziert wird dieses Radio Sadaye Zindagi („Stimme des Lebens“) von kanadischen Missionaren. Sie nutzen bereits seit Jahren ein Angebot aus Bischkek, wo die Ausstrahlung auf 5130 kHz jedoch nur sehr unregelmäßig und in schlechter Qualität gelingt.

Stand vom 09.08.2022

Die Übertragung von Sadaye Zindagi kurz nach ihrer Aufnahme; vorangestellt ist Füllmusik des Dienstleisters Encompass:

IBRA-Radio geht zurück auf Lewi Pethrus, den „Vater der schwedischen Pfingstbewegung“. Erste Sendungen soll es bereits ab 1949 bei Radio Luxemburg gegeben haben.

Unter eigenem Namen erschien die „International Broadcasting Radio Association“ ab 1955 aus Tanger. Über das dortige Radio Africa, das ab 1952 bereits kommerzielle Programme für Schweden ausstrahlte, verbreitete IBRA Sendungen in verschiedenen Sprachen, darunter auch Deutsch.

Nach Erlangung seiner Unabhängigkeit ließ Marokko eine Fortsetzung der Sendungen über das Ende des Jahres 1959 hinaus nicht mehr zu. Während das ebenfalls davon betroffene Trans World Radio ab 1960 nahtlos bei Radio Monte Carlo weitermachen konnte, blieb der Versuch von IBRA, sich im westafrikanischen Liberia anzusiedeln, ohne Erfolg.

Damit blieben IBRA für ein Jahrzehnt zunächst nur noch Partnerschaften mit Lokalsendern vor allem in Ost- und Südostasien, Ostafrika und Südamerika. Eine Rückkehr nach Europa selbst ermöglichte schließlich die Deutsche Welle, die 1970 eine Sendeanlage in Portugal in Betrieb nahm.

Von dort aus übertrug IBRA ab 1971 täglich vier Stunden Sendungen in einem großen Teil der europäischen Sprachen. Wie oft bei solchen Missionssendern handelte es sich allerdings nicht um eine konzipierte Programmfolge, sondern um ein Konglomerat von Produktionen unterschiedlichster Herkunft.

Ab 1974 betrieb die Deutsche Welle auch noch eine Sendestation in Malta und bot externen Nutzern die dortige Sendezeit billiger als in Portugal an. Deshalb zog IBRA mit seinen „gesammelten Werken“ 1981 hierher um, obwohl der Standort für Ausstrahlungen nach Mitteleuropa weniger geeignet war.

Als auch in Malta die Sendezeit immer teurer wurde, sprang IBRA schließlich 1992 ab (und kam damit letztlich nur der völligen Schließung des Standorts zum Beginn des Jahres 1996 zuvor). Als Ersatz versuchte man es mit den Kurzwellensendern des Vorgängers der heutigen Voice of Hope im Südlibanon, die jedoch eine professionelle Sendeanlage nicht ersetzen konnten.

Das führte schnell zum Rückzug der Partner, die über IBRA Europa erreichen wollten. Auch die zuletzt aus Österreich gelieferten Programme in deutscher Sprache fanden so 1993 ihr Ende.

Zuvor hatte die Rundfunkmission der evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland ihre 1972 begonnene Zusammenarbeit mit IBRA schon 1988 beendet. Damit zog sie die Konsequenzen aus anhaltender Unzufriedenheit mit der unzuverlässigen Abwicklung und mangelhaften Empfangsqualität der Ausstrahlungen aus Malta.

Sender Jülich
Die inzwischen abgerissenen Sendeanlagen bei Jülich | © Kai Ludwig, 2002

Neue Möglichkeiten eröffneten sich in den 90er Jahren mit der umfassenden Öffnung von Kurzwellen-Sendeanlagen für jegliche Interessenten. Den Anfang hatte, als in Mittel- und Westeuropa noch nicht an eine solche Freizügigkeit zu denken war, die russische Seite gemacht und Sendezeit auch an IBRA vermietet.

Somit gehörte IBRA zu den Programmveranstaltern, die 2008 auf der Kurzwellenstation in Samara „das Licht ausmachten“, bevor sie abgebrochen wurde, um das Gelände zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 mit einem Stadion zu bebauen.

Mit dem Rückzug der Deutschen Welle von der Kurzwellenstation bei Jülich (Nordrhein-Westfalen) gab es ab 2001 Ausstrahlungen von IBRA aus Deutschland. Dabei wurde später auch der Standort Nauen einbezogen.

Schließlich konnte der privatisierte Senderbetrieb des BBC World Service, heute ein Geschäftsfeld des Technikdienstleisters Encompass, neben der Deutschen Welle auch IBRA als Kunden gewinnen.

 

Autor: Kai Ludwig