Drama - Der vermessene Mensch
Regisseur Lars Kraume hat sich mit zeitgeschichtlichen Filmen wie "Der Staat gegen Fritz Bauer" und "Das schweigende Klassenzimmer" einen sehr guten Namen gemacht. Das sind trotz der politischen Bedeutung der Stoffe keine trockenen Lehrstunden, sondern immer packende Kinostücke.
Auch in seinem neuen Film "Der vermessene Mensch"ist ihm diese Gratwanderung hervorragend gelungen, diesmal beleuchtet er die kolonialen Verbrechen in Deutsch-Südwestafrika. Er erzählt vom jungen Berliner Ethnologen Alexander Hoffmann (einnehmend von Leonhard Scheicher gespielt), der sich anfangs gegen die Rassentheorie auflehnt, um doch durch seinen Ehrgeiz immer tiefer in das inhumane Denken und Handeln hineinzugeraten. Kraume wählt hier sehr bewusst die Perspektive der deutschen Täter und dabei wird jedem klar - dieser Weg führte ganz direkt zum Holocaust.
Mit einer sehr persönlichen Geschichte, starken Kinobildern und guten Darstellern (unter anderen Peter Simmonischek und Girley Charlene Jazama als berührendes Opfer der rassistischen Politik) gelingt Kraume ein bewegender Zugang zu einem lange verdrängten Kapitel.
Kritiker: Knut Elstermann