Ganz nach dem Motto "weniger ist mehr" haben Sweeping Promises ihre erste Platte, mit nur einem Mikrophon in einem ungenutzten Betonlabor in Boston aufgenommen. Und auch der aktuelle Nachfolger bricht nicht mit diesem Ansatz. Durch Corona und die dadurch entstandenen Lebensumstände zogen Sweeping Promises zurück zu ihren Familien nach Kansas und nahmen während der Pandemie in einem minimal eingerichteten Heimstudio die 10 neuen Songs auf.

Der minimalistische Postpunk Sound trifft auf ein irre zackiges Pop-Feeling. Eckige Gitarren und scharfe Synth-Noten schweben auf einer rohen Bass-Schlagzeug-Rhythmus-Sektion, allerdings ist es Sängerin Lira Mondals sprudelnder Gesang, der Sweeping Promises wirklich ausmacht. Die Einflüsse von Young Marble Giants hier, Kleenex/LiLiPUT dort, ein bisschen B-52s und eine gute Portion Blondie sind natürlich hörbar, aber das Duo findet auf "Good Living Is Coming For You" noch mehr zu ihrem eigenen Stil.

Den Titel der Platte könnte man positiv auslegen, allerdings wirkt das "gute Leben" eher, wie eine Bedrohung als ein Versprechen, dass die Band mit Argwohn betrachtet. Sie bieten aber auch einen Hauch von Hoffnung und einen Sinn für Spaß und verhindert, dass die Botschaft zu düster wirkt. Das Ergebnis ist eine lebendige, fesselnde Platte, die sowohl wie ein Weckruf als auch wie eine überzeugende Einladung wirkt, sich einer Kultur des Konsums und der Kommerzialisierung zu widersetzen.

Norman Dietze, Bis aufs Messer