Sendungen nach Eritrea - Radio Erena jetzt aus Armenien

Radio Erena
© Radio Erena

Zu den Stammkunden der Kurzwellenstation Kostinbrod bei Sofia gehörte über mehr als ein Jahrzehnt das für Eritrea sendende Radio Erena. Jetzt kam es zum Umzug nach Armenien, verbunden mit einer Änderung der Frequenz.

Die tägliche Sendung von 18.00 bis 19.00 Uhr MEZ wird aus Armenien, wieder mit einer Leistung von 100 kW, auf 9585 kHz abgestrahlt.

Aus Kostinbrod kommt damit inzwischen nicht viel mehr als die vorgesehenen 34 Frequenzstunden pro Tag für die Gefolgschaft des 2021 verstorbenen R. G. Stair.

Zu rechnen ist noch mit täglich zwei Stunden von Radio Taiwan International, einer Stunde vom Italian Radio Relay Service, einer halben Stunde von der BBC sowie pro Woche 40 Minuten (montags und mittwochs von 18.10 bis 18.30 Uhr auf 9490 kHz) von Bible Voice Broadcasting.

In letzter Zeit wurde der Hintergrund des seit 2009 sendenden Radio Erena durch Demonstrationen in deutschen Städten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Der Totalitarismus in Eritrea.

Gegründet wurde Radio Erena vom Fernsehjournalisten Biniam Simon. Er war 2007 vom staatlichen eritreischen Fernsehen zur Weiterbildung nach Tokio geschickt worden und nutzte die Gelegenheit dafür, sich abzusetzen und so der latenten Gefahr einer Inhaftierung zu entgehen.

Das geriet auch noch zu einer Flucht vor den japanischen Behörden, die eine Zusicherung abgegeben hatten, den Dienstreisenden in jedem Fall nach Eritrea zurückzuschicken. Er wurde deshalb von „Reporter ohne Grenzen“ nach Paris herausgeschleust.

Eritrea
Eritrea und seine Nachbarländer | © Sammlung University of Texas

2012 folgte ihm sein wichtigster Mitstreiter Fathi Osman. Der Weg in die Freiheit, auf den er auch die Familie mitnehmen konnte, führte in diesem Fall über Saudi-Arabien.

In einem Buch mit dem Titel „Eritrea: Vom Traum der Unabhängigkeit zum Alptraum der Diktatur“ äußerte Osman sich zu der Frage, warum das Land nach der 1993 vollzogenen Loslösung von Äthiopien innerhalb von acht Jahren in den Totalitarismus abstürzte.

Nach dieser Ansicht hatte sich, im Taumel des Sieges über die afrikanische Supermacht, der Guerillakampf verstetigt. Aus Freude über die Unabhängigkeit und Verständis für Unerfahrenheit habe man so lange über die erkennbaren Fehlentwicklungen hinweggesehen, bis es zu spät war.

Derzeit gibt es noch eine zweite Folge solcher Kurzwellensendungen nach Eritrea: Ergänzende Hörfunkproduktionen des Fernsehsenders Erisat, in einer niederländisch organisierten Ausstrahlung aus Madagaskar, außer dienstags und donnerstags von 19.00 bis 19.30 Uhr auf 11680 kHz.

 

Beitrag von Kai Ludwig
mit Informationen von Wolfgang Büschel;
Stand vom 19.11.2023