Nach einem halben Jahr - Deutsche Welle stellt Arabisch-Radio wieder ein

Sender Issoudun
Eine der Kurzwellen-Sendeeinheiten bei Issoudun, gesehen bei einer Busreise | © Dr. Hj. Biener

Die Überschrift ist nicht etwa ein Irrtum: Zum Ende des Jahres wird die Deutsche Welle ihre redaktionellen Hörfunksendungen in arabischer Sprache, die sie im Juni noch einmal aufgenommen hatte, wieder einstellen.

Deutsche Welle, Arabic, valid from 29.10.23 to 31.12.23
© dw.com

Dies geht aus den Angaben für den DW-Hörfunk im Winterhalbjahr 2023/24 hervor. Das vermerkte Enddatum 31. Dezember dürfte dabei insofern nicht korrekt sein, als die Sendungen nur an Arbeitstagen laufen. Mit der letzten Ausgabe ist somit am 29. Dezember zu rechnen, falls nicht Weihnachten für ein noch früheres Ende sorgt.

Zielgebiet dieser Produktionen ist der Sudan. Vermutlich folgte die Deutsche Welle hier dem Vorbild der BBC, die mit solchen Ausstrahlungen im Mai begann, nachdem ihr reguläres arabisches Radioprogramm erst im Januar entfallen war. Bei der DW geschah das, wenn man sich auf eine eigene Verbreitung bezieht, bereits 2009.

Mit dem erneuten Rückzug nach sechs Monaten erweist sich das Projekt der DW als reiner Aktionismus in Zeiten knapper Kassen. Die Lage im Sudan hat sich in der Zwischenzeit mitnichten verbessert, sondern droht in einen völligen Kollaps zu münden. Das ist nur im Ausland weitgehend vergessen.

Mit dem Nahen Osten haben die Initiativen von BBC und DW also von vornherein nichts zu tun. Aktuell fällt auf, wie von keinem der bekannten internationalen Sender eine wie auch immer geartete Intensivierung der Aktivitäten für dieses Zielgebiet gemeldet wird (die Übernahme der BBC-Frequenz im Libanon durch die russische Seite ist bereits seit dem Sommer eingefädelt).

Solcher Aktionismus hat sowohl bei der BBC als auch bei der DW als „Krisenradio“ eine längere Tradition. So begann die DW – die BBC hat wegen ihrer sich zuspitzenden Finanzlage in diesem Fall verzichtet – im Juli 2022 mit erneuten Radiosendungen in russischer Sprache.

Sie laufen nach „Winterzeit“ von 19.00 bis 19.30 Uhr über jenen Programmkanal, der auch die arbeitstäglichen Sudan-Sendungen enthält. Die Ausstrahlung über einen Mittelwellensender in Litauen besorgt Radio Free Europe / Radio Liberty.

Bereits wieder beendet hat die DW ein im September 2021 gestartetes „Krisenradio“: Eine nochmalige Aufnahme der Hörfunksendungen für Afghanistan in der letzten Form (jeweils 30 Minuten in Paschtunisch und Dari, also afghanischem Persisch), wie sie bis 2019 bestand.

Zur damaligen Absetzung führte ein regelrechter Kollaps der Hörerbeteiligung. Sie war allein von 2013 bis 2016 bei Paschtunisch um 75 Prozent und bei Dari um fast 90 Prozent zurückgegangen. Auch die Wiederaufnahme von 2021 war anscheinend kein Erfolg; die Sendungen sind nach genau einem Jahr wieder entfallen.

Eine technische Besonderheit war hier die anfängliche Einbeziehung der Sendeanlagen bei Nauen. Ansonsten nutzt die Media Broadcast für die Kurzwellenverbreitung von DW-Programmen heute ausschließlich Kapazitäten ausländischer Partner; in diesem Fall zuletzt in Abu Dhabi und in Usbekistan.

Zwölf Jahre nach der Abschaltung des deutschen Radioprogramms hat „Dee Double-U“, wie der Sender sich in seinen Programmen mittlerweile nennt, am 30. September auch den regulären deutschsprachigen Fernsehdienst eingestellt.

Auf dessen letztem Satellitenkanal läuft derzeit noch eine Programmfassung mit englischsprachigen Anteilen, die bislang exklusiv zur Weiterverbreitung in Nordamerika bestimmt war. Am Silvesterabend findet auch sie ihr Ende.

Mit eigener Ausstrahlung verbleiben im Fernsehen damit noch Kanäle auf Arabisch, Englisch und Spanisch. Davon ist das englische Programm auch auf Astra 19,2° Ost aufgeschaltet.

Eine Verbreitung der DW-Programme auf Plattformen, die der Regulierung durch die deutschen Landesmedienanstalten unterliegen, wurde 2022 unterbunden.

Zugleich ist die ebenfalls staatliche Finanzierung des französischen Auslandsrundfunks kein Problem. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat gerade die Lizenz von Radio France Internationale verlängert und sich damit gegen eine UKW-Verbreitung unter anderem des deutsch-arabischen Radio Orient entschieden.

Für die noch selbst gesendeten Hörfunkprogramme der Deutschen Welle gilt ab 29. Oktober folgender Ablauf:

Arabisch (bis 29.12.2023)
Mo-Fr 13.30-14.00 Uhr: 15390, 17570 kHz
Mo-Fr 19.30-20.00 Uhr: 15275, 17800 kHz

Amharisch (für Äthiopien)
17.00-18.00 Uhr: 11830, 15275 kHz

Haussa (für Westafrika)
07.30-08.00 Uhr: 7230*, 9830, 11800 kHz
14.00-15.00 Uhr: 9830*, 11980*, 17800 kHz
Sa 15.25-17.30 Uhr: 15195, 17840 kHz
19.00-20.00 Uhr: 9830*, 11980, 15215 kHz

*) Ausstrahlung über die Sendestation der Voice of America auf São Tomé, alle anderen Frequenzen über die ursprünglich für Radio France Internationale errichteten Kurzwellenanlagen bei Issoudun im zentralen Frankreich.

Deutsche Welle, Fußball
2016: Pressefoto der DW (mit Mitwirkenden der Haussa- und Suaheli-Redaktionen) zum Start der Fußballsendungen

Die zusätzliche Haussa-Sendung am Sonnabend enthält Reportagen von der Fußball-Bundesliga. Sie kommt somit nur, wenn es sich um einen Spieltag handelt.

Solche Fußball-Berichterstattung produziert „Dee Double-U“ außerdem auf Arabisch (unabhängig vom Wegfall der redaktionellen Sendungen) sowie auf Englisch, Französisch, Suaheli, Portugiesisch und Spanisch.

So, wie es bei Arabisch ab Neujahr wieder sein wird, handelt es sich auch bei Spanisch um die einzige Hörfunkproduktion in dieser Sprache. Sie läuft über den einstigen Sendeweg des deutschen Radioprogramms, der deshalb ironischerweise nicht mehr öffentlich, sondern nur noch für Vertragspartner zugänglich ist.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 22.10.2023