Dokumentarfilm - Sonntagskind
Es war sicher eines der erstaunlichsten Comebacks der Literaturgeschichte als die 80-jährige Autorin Helga Schubert 2020 nach langer Abwesenheit den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann. Mit ihrem autobiografischen Buch "Vom Aufstehen" wurde sie wieder zu einer gefragten Schriftstellerin, die sich heute zugleich um die Pflege ihres kranken Mannes kümmert.
Auch darüber hat sie geschrieben: "Der heutige Tag. Stundenbuch der Liebe". Regisseur Jörg Herrmann widmet ihr ein liebevolles und informatives Porträt, in dem er ihr Wirken in der DDR würdigt, darunter auch der wunderbare Low-Budget-Film "Die Beunruhigung", zu dem sie das Drehbuch schrieb. Ihr kompliziertes Verhältnis zur Mutter – eines ihrer prägenden Themen – ihre Arbeit als Psychiaterin, ihre Schwierigkeiten in der DDR, ihr widerständiges Engagement in der Wendezeit und ihr heutiger Alltag werden dabei ebenso lebendig wie ihre starke, unangepasste Persönlichkeit, für die das Schreiben immer überlebensnotwendig war. Auch davon erzählt dieser schöne Film.
Kritiker: Knut Elstermann