Tragikomödie/Drama - Oslo-Stories: SEHNSUCHT

In diesem Teil der Oslo-Trilogie, die damit vollständig im Kino zu sehen ist, machen zwei Schornsteinfeger, die beide in heterosexuellen Beziehungen leben, überraschende Erfahrungen. Während der eine (gespielt von Jan Gunnar Røise) zum ersten Mal Sex mit einem Mann hat, träumt der andere (Thorbjørn Harr) nachts immer wieder von sich selbst als Frau.
Beide Kollegen sprechen aufrichtig, aber auch verstört über diese neuen Perspektiven, über ihre Sexualität. Sie hinterfragen ihr erschüttertes männliches Selbstverständnis, wobei der Film feinfühlig auch die Reaktionen ihres Umfeldes spiegelt, vor allem der Ehefrauen.
Auch in "SEHNSUCHT" (im Original übrigens "Sex", was schon einen Unterschied macht) erweist sich der norwegische Regisseur Dag Johan Haugerud als ein Meister der vielschichtigen Dialoge, in denen alles mitschwingt, das Ausgesprochene und das Unsagbare - ein zutiefst menschliches Spiel des Begehrens, der Liebe, der Körperlichkeit. Diese Oslo-Trilogie ist ein Höhepunkt des Kinojahres.
Knut Elstermann