Anime - Der Junge und der Reiher
Eigentlich hatte der japanische Animations-Meister Hayao Miyazaki (Oscar für "Chihiros Reise ins Zauberland") schon seinen Abschied verkündet, doch zum Glück schuf er doch noch ein neues Wunderwerk. "Der Junge und der Reiher" basiert auf einem bekannten Jugendroman aus dem Jahre 1937, wurde aber von Miyazaki mit eigenen Erinnerungen erfüllt. Das gibt dem eindrucksvollen Film einen sehr persönlichen, intimen Charakter.
Die Handlung wurde ins Kriegsjahr 1943 verlegt, die Mutter des 12-jährigen Mahito kommt bei einem Bombenangriff um. Mit seinem Vater, der die jüngere Schwester seiner toten Frau heiratet, zieht Mahito aufs Land, lebt zunächst sehr fremd in einem Haus voller merkwürdiger Erscheinungen und gelangt mit dem seltsamen grauen Reiher schließlich in ein verwirrendes Zauberreich. Diese magische Reise zu den verschwundenen Frauen, Mutter und Tante, wird zu einer spannenden Erkundung der Lebensgeheimnisse, zu einer Sinnsuche des reifenden Kindes.
Miyazakis ganz klassische Fähigkeit, zeichnend Figuren lebensnah zu charakterisieren, dabei eine Überfülle von fantastischen Erfindungen zu präsentieren, surreale und poetische Bilder, die man noch nie sah, ist schlichtweg atemberaubend. Ein spätes und vermutliches wirklich letztes Meisterwerk, ein würdiger Abschied.
Kritiker: Knut Elstermann