Zusammenarbeit mit der CDU - Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner: "Seit gestern haben wir eine neue Realität"

Ines Schwerdtner, Vorsitzende Die Linke © picture alliance / NurPhoto | Christian Marquardt
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Der Parteitagsbeschluss der CDU lehnt jegliche Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken ab. Nach dem Scheitern von Friedrich Merz im ersten Kanzlerwahlgang, ermöglichten Union und SPD gemeinsam mit den Grünen und der Linken einen zweiten Wahlgang, den Merz dann gewann. Die Linken wurden für die erforderliche Zweidrittelmehrheit benötigt, eine Situation, die künftig wieder auftreten könnte. Ines Schwerdtner, Parteivorsitzende Die Linke, spricht auf radioeins von einer "neuen Realität".

Friedrich Merz wurde im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt, ermöglicht durch die Zustimmung der Linken und Grünen zur Änderung der Geschäftsordnung im Bundestag. Dies widerspricht dem Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU, der eine Zusammenarbeit mit der Linken ausschließt. Es gibt mittlerweile unterschiedliche Signale aus der Union bezüglich des Unvereinbarkeitsbeschlusses. Während einige Gespräche mit der Linken nicht ausschließen, betonen andere, dass der Beschluss weiterhin gilt. Ines Schwerdtner, Parteivorsitzende der Linken, sieht den Beschluss als veraltet und erwartet, dass die CDU in Zukunft häufiger auf die Stimmen der Linken angewiesen sein wird. Sie erklärte weiter auf radioeins, dass ihre Partei bereit war, Gespräche zu führen, um eine Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Sie betonte, dass die Linke keine Zusammenarbeit mit der AfD akzeptieren würde.

Bei jeder Grundgesetzänderung werden sie auf uns angewiesen werden sein."

Linken-Chefin Ines Schwerdtner

Schwerdtner betonte auf radioeins, dass die Linke Friedrich Merz nicht aus Überzeugung gewählt habe, sondern um einen "Kemmerich-Moment" wie in Thüringen zu verhindern, bei dem die AfD von Chaos profitiert hätte. Die Linke wollte Klarheit schaffen und weiteres Chaos im Bundestag vermeiden. Schwerdtner betonte, dass Die Linke Friedrich Merz aus vollstem Herzen nicht gewählt habe.

Ich hätte mir persönlich eher eine Hand abgehackt als Friedrich Merz zum Kanzler zu wählen."

Linken-Chefin Ines Schwerdtner
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) während der Amtsübergabe im Kanzleramt © AP Photo/Ebrahim Noroozi
AP Photo/Ebrahim Noroozi

Im zweiten Anlauf gewählt - Kanzler mit Anlaufschwierigkeiten

Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler, aber sein Weg dorthin war ungewöhnlich. Im ersten Wahlgang im Bundestag fehlten ihm sechs Stimmen, um die Mehrheit zu erreichen. Erst im zweiten Wahlgang gelang es ihm, die notwendigen Stimmen zu sammeln. Dagmar Pepping berichtet darüber aus dem ARD-Hauptstadtstudio.

Friedrich Merz ist im zweiten Anlauf im Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schüttelt ihm die Hand © Kay Nietfeld/dpa
Kay Nietfeld/dpa

Politkrimi in Berlin - Friedrich Merz im zweiten Anlauf zum Bundeskanzler gewählt

Im zweiten Wahlgang wurde CDU-Chef Friedrich Merz vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt. Mit 325 Stimmen erhielt er neun mehr als nötig. Im ersten Durchgang hatte er die Mehrheit verfehlt – ein historischer Vorgang. Merz nahm die Wahl nach dem zweiten Durchgang an. Hendrik Hoppenstedt, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU Bundestagsfraktion, über die heutige Kanzlerwahl.

Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) während der Amtsübergabe im Kanzleramt © AP Photo/Ebrahim Noroozi
AP Photo/Ebrahim Noroozi

Anlaufschwierigkeiten - Bundeskanzler im zweiten Anlauf - Reaktionen der CDU auf Merz-Wahl

Das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben: der Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers fällt im ersten Wahlgang durch und wird erst beim zweiten Anlauf von der absoluten Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages gewählt. Friedrich Merz kommt also angeschlagen ins Amt, weil er sich der Koalitionsmehrheit von Union und SPD nicht sicher sein kann. Wir sprechen darüber mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Sebastian Steineke, Vorsitzender der Landesgruppe Brandenburg.