Radio Martí sendet in die Ukraine - USA sprechen kubanische Söldner an

Sender Greenville
Einige der Kurzwellenantennen bei Greenville, North Carolina | © VOA

Nach zwei Jahren greift der Auslandsrundfunk der USA für das Sendegebiet Ukraine auf einmal doch auf die Kurzwelle zurück. Der Vorgang illustriert die Zersplitterung in verschiedene, teils konkurrierende Organisationen, an der niemand etwas ändern will oder kann.

Die Sendungen zielen auf Kubaner, die als Söldner für das russische Militär angeworben wurden.

Es gibt dazu keinerlei Kommunikation. Die Übertragungen sind von Glenn Hauser, einem langjährigen Kenner der Kurzwellenszene, erst auf dem Wege der Empfangsbeobachtung entdeckt worden.

Seine Kontakte in die Sendestation Greenville lieferten die einzige Bestätigung: Man fahre in der Tat solche Ausstrahlungen, und zwar, bezogen auf Mitteleuropäische Zeit, an Arbeitstagen von 18.00 bis 22.00 Uhr auf 17680 kHz, am Wochenende von 14.00 bis 18.00 Uhr auf 17865 kHz.

Zumindest bislang sind diese Frequenzen nicht in frei zugängliche Planungsdaten eingetragen worden. Damit bleibt offen, wie ab dem Beginn der Sommerzeit am Ostersonntag weiter verfahren wird.

Nach den Informationen der Techniker handelt es sich um Sendungen von Radio Martí. Wenn dem so ist, wird diese organisatorisch als „Office of Cuba Broadcasting“ bezeichnete Regierungsbehörde erstmals außerhalb von Lateinamerika tätig.

Ohne weiteres erkennbar ist die Federführung nicht, weil die Sendungen einen Verschnitt passenden Materials sowohl von Radio Martí als auch der Voice of America enthalten. Die Beiträge sind von zeitlosem Charakter, und es sieht so aus, als ob sie Tag für Tag wiederholt werden.

Radio Martí wurde in den letzten Jahren von Skandalen erschüttert und findet kaum noch politische Unterstützung. Das führte zur Beendigung zahlreicher freier Mitwirkungen und, falls sich an dieser Entscheidung nicht noch etwas geändert hatte, Ende 2022 zur Entlassung eines reichlichen Drittels der bis dahin rund 65 Festangestellten.

Die Aktion von Radio Martí erstaunt, da Radio Free Europe / Radio Liberty nichts davon wissen will, für das zivile Publikum in Osteuropa noch einmal auf die Kurzwelle zurückzugreifen. Mit seiner Verwunderung darüber hat sich selbst der Betriebsdirektor des Auslandsrundfunks der USA zitieren lassen.

Im Vordergrund dieser Diskussion stehen die Sendestationen bei Biblis und Lampertheim, die somit nur noch in geringem Umfang mit Programmen für Asien und Ostafrika belegt sind. Trotzdem sollen weiterhin 5,7 Millionen Dollar pro Jahr für die Vorhaltung dieser Anlagen aufgewendet werden.

Die von Radio Martí auch für die Sendung in die Ukraine genutzte Kurzwellenstation bei Greenville in North Carolina entstand in den frühen 60er Jahren für die Voice of America. Inzwischen arbeitet sie hauptsächlich mit Sendegeräten, die von der VOA bis 2016 in Sri Lanka betrieben wurden.

Zeitweise war die Station Greenville sogar Radio Martí zugeordnet. Inzwischen ist sie aber zurück zur Betriebsdirektion übertragen, womit die Ausstrahlungen wieder so abzurechnen sind, wie es auch bei den anderen Sendern des Auslandsrundfunks der USA der Fall ist.

Es dürften somit eher politische Gründe sein, aus denen die Ukraine-Sendung von diesem fast 9000 Kilometer vom Zielgebiet entfernten Standort und nicht aus Hessen kommt. Die Strompreise sind kein Argument, da in Greenville mit mehr als doppelt so hoher Sendeleistung gearbeitet wird (250 statt 100 kW).

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 24.03.2024