Audacy - Insolvenz eines Hörfunkbetreibers in den USA

Las Vegas, Sender 720/1140 kHz
Frühere Sendeanlage von Audacy in Las Vegas | © Matsayz, CC-BY-SA

Spektakulär klingt, was in den USA am 7. Januar offiziell mitgeteilt wurde: Mit Audacy geht wieder einmal ein großer Hörfunkbetreiber in die Insolvenz.

Audacy wurde ursprünglich 1968 als Entercom gegründet. 2017 kaufte das Unternehmen die Radioaktivitäten von CBS. Das brachte nicht nur den heutigen Namen, sondern auch Schulden in Milliardenhöhe. Durch die Entwicklungen der letzten Jahre konnte Audacy die Kreditraten nicht mehr bedienen.

Im Insolvenzverfahren umgesetzt werden soll ein bereits vereinbarter Deal. Von den Verbindlichkeiten im Umfang von 1,9 Milliarden Dollar sollen 1,6 Milliarden gestrichen werden. Im Gegenzug wird das Unternehmen, das ohne die Schuldenlast profitabel wäre, faktisch von den Kreditoren übernommen. Dazu ist, zunächst ohne weitere Details, die Rede von einer Umstrukturierung.

Baustelle North Las Vegas
Schon von Baustellen umzingelt: Die 2023 aufgegebene Sendestation in Las Vegas | © Amazon

Fast schon bizarr erscheint unter diesen Umständen, was aus Las Vegas gemeldet wird. Dort hatte Audacy eine Sendestation aufgegeben, um das zur Erweiterung der ringsum entstandenen Logistikzentren sehr interessante Grundstück für 40 Millionen Dollar zu verkaufen.

Das betraf zwei Mittelwellen, die damit seit März 2023 zwangsläufig außer Betrieb sind. Der verantwortliche Ingenieur wollte sich damit jedoch nicht abfinden und entwickelte einen Plan, diese beiden Frequenzen künftig von einer anderen Anlage aus mit zu betreiben.

Die angestrebte Konstellation ist von ausgeprägter Ironie: Eigentlich sollte diese Station, die einst zum Senderpark von CBS gehörte, ihrerseits inzwischen verschwunden sein.

Das Konzept ist jetzt tatsächlich zur behördlichen Genehmigung eingereicht worden – zur nicht geringen Verwunderung von Beobachtern: Mitten in einem Insolvenzverfahren soll in einen (auch in den USA) obsoleten Verbreitungsweg investiert werden? In Sendeplätze, auf deren Rückkehr nach einem ganzen Jahr wirklich niemand mehr warten dürfte?

Eine Stimme, die sich ihre Leidenschaft für das Radio bewahren will, verweist dazu auf den bereits erwähnten Ingenieur vor Ort. Er beabsichtige aus Enthusiasmus, das Vorhaben weitgehend in Eigenleistung und mit dem noch vom aufgegebenen Standort vorhandenen Material, also mit minimalen Kosten, umzusetzen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 14.01.2024