Dazu kam es mit dem Start des ab 2015 aufgebauten, auch über Astra 19,2° Ost ausgestrahlten Fernsehprogramms TRT World. Die Internetseiten der englischen Redaktion des Auslandsradios wurden kurzerhand abgeschaltet und durch eine Weiterleitung ersetzt.

Das wiederholte sich 2019 bei der deutschen Abteilung. Zu weichen hatte deren Onlinepräsenz einer völlig neuen Redaktion in Berlin, die zwar nicht im Fernsehen, aber auf einer als TRT Deutsch präsentierten Webplattform aktiv ist.

Charakteristisch war die Art und Weise, in der viele Meldungen das darstellten: Als ob der türkische Rundfunk TRT sich damit erstmals überhaupt an ein deutschsprachiges Publikum wenden würde. Tatsächlich geschah das gleich vom Start des Auslandsdienstes vor fast neun Jahrzehnten an.

Auch bei Russisch und Arabisch ist inzwischen so verfahren worden; bei letzterem wieder vor dem Hintergrund des Aufbaus eines umfangreichen Fernsehprogramms. Fünf andere Sprachredaktionen, und zwar Portugiesisch, Japanisch, Malaysisch, Haussa sowie Suaheli, wurden ganz aufgelöst.

Das traditionelle Auslandsradio aus Ankara kommt damit nur noch in linearer Form. Das gilt auch für die Sendungen in deutscher Sprache.

Es gibt insgesamt vier Übertragungen der einstündigen deutschen Sendungen: Um 13.30, um 19.30, um 1.00 sowie um 9.00 Uhr MESZ. Sie laufen in einem Kanal, der sich heute in verwirrender Weise ebenfalls als „TRT World“ präsentiert (der traditionelle Name „Stimme der Türkei“ erscheint über Satellit noch mit der englischen Abkürzung „VOT“).

[Nachtrag: Aufzeichnungen der Sendungen sind auf dieser Drittseite verfügbar.]

Nach wie vor nutzt TRT auch die Kurzwelle. Übertragen werden allerdings nur noch Teile des Auslandsradios, seit die Sendestation Ankara-Etimesgut ihren Betrieb 2009 eingestellt hat. Die Antennen wurden zwischen 2015 und 2017 weitgehend abgerissen.

Aktiv ist jetzt noch die 1992 mit fünf Sendern eröffnete Station Emirler, etwa 50 Kilometer südlich von Ankara. Sie hat seit Oktober 2019 eine ganz spezielle Aufgabe: Die Störung des heute als „Dengê Gel“ auftretenden kurdischen Radios.

Für den regulären, inzwischen von technischen Problemen geplagten Programmbetrieb ist bis zum 26. Oktober 2024 folgender Ablauf vorgesehen:

00.00-01.00 Uhr: 11785 kHz; Englisch
02.00-04.00 Uhr: 7360 kHz; Türkisch
03.00-04.00 Uhr: 7260, 9870 kHz; Span.
04.00-05.00 Uhr: 9465 kHz; Uigurisch
05.00-06.00 Uhr: 6165, 7275 kHz; Engl.
06.00-07.00 Uhr: 17720 kHz; Musik
06.00-08.00 Uhr: 6040, 9770 kHz; Türk.
07.00-09.00 Uhr: 15320 kHz; Musik
08.00-15.00 Uhr: 13635 kHz; Türkisch
09.00-10.00 Uhr: 13685 kHz; Aserbaidsch.
10.00-10.30 Uhr: 9655 kHz; Georgisch
10.00-10.30 Uhr: 17730 kHz; Turkmenisch
10.30-11.00 Uhr: 13655 kHz; Italienisch
10.30-12.00 Uhr: 15720 kHz; Farsi
11.00-12.00 Uhr: 11750 kHz; Arabisch
12.00-12.30 Uhr: 17615 kHz; Tatarisch
12.00-13.00 Uhr: 17740 kHz; Französisch
12.30-13.00 Uhr: 15270 kHz; Usbekisch
13.00-13.30 Uhr: 7210 kHz; Bulgarisch
13.00-14.00 Uhr: 17620 kHz; Chinesisch
13.30-14.30 Uhr: 15350 kHz; Deutsch
14.00-15.00 Uhr: 17580 kHz; Urdu
14.30-15.30 Uhr: 17620 kHz; Englisch
15.00-16.00 Uhr: 11965 kHz; Russisch
15.00-18.00 Uhr: 17815 kHz; Türkisch
15.30-16.00 Uhr: 17690 kHz; Kasachisch
16.00-17.00 Uhr: 9540, 17770 kHz; Arab.
17.00-18.00 Uhr: 9765 kHz; Farsi
17.00-18.30 Uhr: 11765 kHz; Afghanistan
18.00-23.00 Uhr: 9460 kHz; Türkisch
18.30-19.30 Uhr: 11660 kHz; Englisch
18.30-19.30 Uhr: 13725 kHz; Spanisch
19.30-20.30 Uhr: 7360 kHz; Französisch
19.30-20.30 Uhr: 9840 kHz; Deutsch
20.30-21.30 Uhr: 9750 kHz; Englisch
20.30-23.00 Uhr: 5960 kHz; Türkisch
21.30-22.30 Uhr: 9880 kHz; Französisch
22.30-23.30 Uhr: 9875 kHz; Englisch

Die Ausstrahlungen mit Musik sind frühere Sendeplätze für die eingestellten Programme in Malaysisch, Haussa und Suaheli, die – sofern sie noch immer laufen – bis heute nicht herausgenommen wurden.

Bei den umfangreichen Übertragungen in türkischer Sprache handelt es sich um ein spezielles Auslandsprogramm, das längere Zeit ebenfalls über Astra lief, dort aber seit 2020 abgeschaltet ist: Türkiyenin Sesi Radyosu.

Eben dieses Programm wurde im Februar 2023 kurzzeitig auch von Radio Vatikan ausgestrahlt. Empfangsbeobachtungen auf der Frequenz im 49-Meterband zeigten keinerlei Grund für die daran geäußerten Zweifel.

Es schien sich konkret um einen der 100 kW starken Sender aus der 2007 stillgelegten Kurzwellenstation des italienischen Rundfunks Rai zu handeln, mit denen Radio Vatikan sehr alte Technik ersetzen konnte. Seit dem Wegfall der Europaversorgung werden diese Sender nur noch in Ausnahmefällen eingeschaltet.

Die Übernahme erfolgte im Rahmen eines Katastrophenradio-Konzepts, das inzwischen nur noch Radio Vatikan am Leben hält. Wie unreflektiert dabei vorgegangen wird, zeigte die Wahl des Auslandsprogramms, das natürlich keine laufenden Informationen zur Lage enthielt.

Dabei hatte TRT unmittelbar nach dem schweren Erdbeben vom 6. Februar 2023 schon selbst gehandelt und brachte für das tatsächlich relevante Radyo 1, dessen Verbreitung auf Lang- und Mittelwelle ansonsten seit 2008 eingestellt ist, den Sender Mersin (Standort Kazanli) zum Einsatz.

Er gehört zu jenen Mittelwellenanlagen, die TRT für alle Fälle weiter vorhält. Um die Betriebsbereitschaft zu garantieren, werden sie regelmäßig am Vormittag für kurze Zeit eingeschaltet.

Ab 2012 kam über diesen Sender ein abendliches, im Studio Mersin produziertes Programm in arabischer Sprache. An dessen Stelle traten dann aus Ankara abgewickelte Sendungen, die schließlich 2019 entfielen, wohl im Zusammenhang mit dem Ausbau des Fernsehangebots.

Aufsehen erregte anschließend der Satellitenkanal, über den dieser spezielle Arabischdienst den Mittelwellensendern zugespielt wurde: Für einige Zeit lief hier noch die Musikschleife, mit der TRT die Dengê Gel stört.

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 11.08.2024