Aktueller Sachstand - Zur Mittelwelle in Jordanien und Israel

Sender Al-Kharana
Einige Antennen der seit 2012 abgeschalteten Sendestation Al-Kharana | © Zairon, CC-BY-SA

Während in Jordanien seit dem Jahresbeginn nun doch wieder ein Mittelwellensender in Betrieb ist, hat es sich mit dem Verbreitungsweg AM in Israel wohl tatsächlich erledigt.

In Israel hatte der Militärrundfunk Galei Zahal die Mittelwelle bereits um 2005 verlassen. 2020 beendete dann auch Kan, die Nachfolgeanstalt der 2017 abgewickelten Kol Israel, die AM-Verbreitung.

Für die frühere Hauptmittelwelle des Militärrundfunks, 1287 kHz, fand sich nochmals ein Nutzer: Jene Voice of Hope, die von 1978 bis 2000 aus dem Südlibanon gesendet hatte. Die 2017 aufgenommene Ausstrahlung kam mit etwa 30 kW aus der Sendestation am Dreiländereck von Israel, Libanon und Golanhöhen.

Wegen Geldmangel kann die Voice of Hope den Sender jedoch seit Anfang 2020 nicht mehr betreiben lassen. Das geschah, noch bevor die beiden Kan-Frequenzen auf dieser Mittelwellenanlage ebenfalls abgeschaltet wurden.

Bis jetzt hielt sich die Voice of Hope zu diesem Thema weitgehend bedeckt. Gegenüber dem britischen Medium Wave Circle sprach ein Mitarbeiter nun Klartext:

„In der arabischen Welt ist die Mittelwelle immer noch relevant, weil dort große Landflächen mit spärlicher, verstreuter Bevölkerung zu versorgen sind. In Israel, Libanon und Jordanien (wo unser Sender gut zu hören war) ist das allerdings weniger der Fall.
Wir könnten noch einmal auf Sendung gehen. Im Moment sieht es aber nicht so als, als werde die Mittelwellenausstrahlung zurückkehren, jedenfalls nicht am bisherigen Standort.“


In Jordanien gab es über drei Monate ebenfalls schon keinen AM-Rundfunk mehr. Am Neujahrstag ging der 100 kW starke Sender Shobak (Shabak, Shoabak) im Südwesten des Landes dann aber doch noch einmal in Betrieb.

Es scheint zu einer Überholung der Sendeanlage gekommen zu sein: Wie gemeldet wurde, hat sich die Signalqualität gegenüber dem vorherigen Zustand verbessert.

Alle anderen Mittelwellensender in Jordanien sind hingegen tatsächlich schon stillgelegt. In Amman (855 kHz, die zweite, für das Koranprogramm bestimmte Frequenz 1035 Hz ist schon seit Jahren verschwunden) geschah das Anfang 2020.

Beim Sender Ajlun auf 801 kHz ist der Zeitpunkt der Abschaltung nicht bekannt, da sein Betrieb schon vor Jahren auf wenige Tagesstunden mit stark reduzierter Leistung schrumpfte. Als hier noch volle 2000 kW abgestrahlt wurden, war die Frequenz auch noch aus Bayern und Sankt Petersburg belegt.

Tatsächlich Europa erreichen konnte hingegen die Sendestation, die in Nachbarschaft des Wüstenschlosses Kharanah erst 1988 in Betrieb gegangen war.

Dafür sorgten drei jeweils 500 kW starke Kurzwellensender, die – zuletzt nur noch in stark eingeschränktem Umfang – bis 2011 in Betrieb waren. Stundenweise übertrugen sie auch das englische Programm von Radio Jordan.

Schon Jahre zuvor abgeschaltet wurden die Sender (je 1200 kW) auf 207 und 1494 kHz, von denen die Langwelle besonders bemerkenswert war: Jordanien blieb neben der Türkei das einzige nahöstliche Land, das nicht nur Frequenzen auf der Genfer Wellenkonferenz von 1975 reserviert, sondern den Langwellenrundfunk dann auch tatsächlich in Betrieb genommen hat.

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 06.02.2022