Katholischer Sender - Sankt Petersburg: Radio Maria vorerst abgeschaltet

Radio Maria, srednije wolny 1053 kHz
© Radio Maria

Die russische Station von Radio Maria, einer internationalen katholischen Sendergruppe, befindet sich weiterhin in Geldnot. Deshalb ist die Ausstrahlung sowohl auf Mittelwelle in Sankt Petersburg als auch auf UKW in Wyborg seit dem 22. März erneut unterbrochen.

Das Programm wird zwar weiterhin ausgespielt, jedoch nicht mehr terrestrisch verbreitet.

Dazu heißt es, wegen angehäufter Schulden von mittlerweile einer Million Rubel (entspricht 12.000 Euro) habe man keine andere Wahl mehr. Insofern dürften das angegebene Enddatum 21. April ein Platzhalter und der Sendernetzbetreiber RTRS der zumindest größte Kreditor sein.

Zu einer solchen Unterbrechung des Sendebetriebs kam es bereits im vorigen Jahr. Sie dauerte seinerzeit knapp zwei Monate. Zur Wiederaufschaltung wurde ausdrücklich auf eine weiterhin ausstehende Lösung der wirtschaftlichen Notlage verwiesen.

Radio Maria ist in Sankt Petersburg, und zwar aus recht bescheidenen Räumen, seit 1999 aktiv. Die seitdem genutzte, jetzt abgeschaltete Mittelwelle 1053 kHz war 2016 von einer Sendeanlage im Stadtgebiet nach Olgino am Nordufer der Newabucht umgezogen.

Von dort sendet seit 1996 auch die Petersburger Diözese der russisch-orthodoxen Kirche ihr Grad Petrow. 2010 konnte es von Mittelwelle auf UKW wechseln, allerdings nur auf eine Frequenz im alten OIRT-Band, die mit neuen Radios nicht mehr zu empfangen ist.

W Peterburge na tschastote 73.1 FM. C 1 no 31 awgusta 2022 g. westschanija net. Westschanije w Tichwine prekrastscheno. Bestschanije w Wyborge prekrastscheno.
Die Abschaltmeldungen von 2022 | © grad-petrov.ru

Wegen Geldmangel hatte Grad Petrow im vergangenen Mai und erneut im August den Betrieb auf dieser Frequenz ebenfalls unterbrechen müssen. Die damals im Internetauftritt veröffentlichten Spendenaufrufe sind inzwischen verschwunden, die Ausstrahlungen in Tichwin und Wyborg allerdings auch, und zwar endgültig.

Angesichts des staatstragenden Charakters der russisch-orthodoxen Kirche (einen solchen hatte die orthodoxe Konfession auch schon zu Zeiten von Nicolae Ceaușescu in Rumänien) könnten solche Schwierigkeiten eines ihrer Medienbetriebe überraschen.

Tatsächlich klagte das von der Kirche zentral betriebene Radio Radonesh im vergangenen Jahr über eine fehlende Unterstützung durch staatliche Stellen. In diese Rubrik fällt letztlich auch, wie dem Sender in Moskau nur noch die OIRT-Frequenz geblieben ist, da ihm RTRS die Mittelwelle abgeschaltet hat.

Dahinter steckte eigentlich die Absicht, das Grundstück der Sendestation Kurkino als Bauland zu verwerten. Daraus ist, sofern dies hier aktuelle Aufnahmen sind, allerdings auch drei Jahre später nichts geworden.

Auf Mittelwelle sendet Radio Radonesh damit nur noch in Sankt Petersburg, wiederum seit 2016 statt aus dem Stadtgebiet aus Olgino. Nachgenutzt wird in diesem Fall der große Mast (205 Meter), von dem bis 2013 eine der beiden Petersburger Langwellen, 198 kHz, kam.

Darüber läuft Radio Radonesh, aus Kostengründen nur von 18.00 bis 23.00 Uhr MESZ, auf 684 kHz. Zwar bleibt die Sendeleistung wie bei Radio Maria auf 10 kW beschränkt. Da die Frequenz inzwischen weitgehend frei ist, kann das Signal trotzdem oft bis nach Mitteleuropa herausgehört werden.

Sender Olgino
Station Olgino mit großem Mast und LW/MW-Sender 150 kW

Bei der Räumung der Sendestationen im Stadtgebiet war in Olgino auch noch ein Sender auf 828 kHz aktiviert worden. Er ist seit Ende 2021 jedoch außer Betrieb.

Dazu führte das Ende von Radiogaseta Slowo, einem mit der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation verbundenen Projekt, das nach dem Tod seines Gründers sang- und klanglos verschwand. Dessen Frequenzpartner, das wiederum orthodoxe Prawoslawnoje Radio, konnte sich danach allein nicht mehr halten.

Sender Olgino
Blick aus Sankt Petersburg zu den Sendeanlagen und dem Gaskraftwerk in Olgino | © CGP Grey, CC-BY-SA

In Olgino wurden diese beiden Veranstalter zu Nachnutzern jener Antenne, über die bis 2015 das Radio Rossii der WGTRK (Allrussische Staatliche Rundfunkgesellschaft) lief. Jetzt versucht RTRS, seine noch existierenden Mittelwellenkapazitäten wieder an die WGTRK zu verkaufen und stellt von Tamtam begleitete Strahlungsversuche an, bekommt aber nur die kalte Schulter gezeigt.

Das vergebliche Werben zielt auch auf Rossija Segodnja, jene 2014 gegründete Organisation, die unter anderem als Nachfolger der seinerzeit abgewickelten Stimme Russlands (dem früheren Radio Moskau) Auslandshörfunk betreiben soll, dabei aber von vornherein nichts mehr vom Verbreitungsweg AM wissen wollte.

Wiederum auf der Sendeanlage Olgino wie auch auf dem Moskauer Fernsehturm und in zahlreichen weiteren Städten avancierte Rossija Segodnja im vergangenen Jahr zur direkten Konkurrenz der WGTRK, indem ihr Radio Sputnik jetzt auch im Inland auf UKW ausgestrahlt wird.

Das geschieht nirgendwo anders als auf jenen Frequenzen, über die Echo Moskwy bis zum 1. März 2022 gesendet hatte. Zumindest in Moskau und Sankt Petersburg erfolgte die Aufschaltung bereits am 9. März, was eine Neuausschreibung der Frequenzen, die bis zum 25. Mai lief, von vornherein als Farce kenntlich machte.

Als Chefredakteurin von Rossija Segodnja eingesetzt ist Margarita Simonjan, die Gründerin von RT, die sich über die Jahre immer weiter radikalisiert hat und inzwischen zum engen Beraterkreis der russischen Führung gezählt wird. Mit der Verbreitung ihres Hörfunkprodukts im Inland dürfte Simonjan sich einen persönlichen Wunsch erfüllt haben.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 25.03.2023