DIE GANZE SENDUNG ZUM NACHHÖREN

Die Weber vom 24.01.2025

Deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind öfter krank als in anderen Ländern: Fast 25 Tage im Jahr fielen die Deutschen laut einer kürzlich veröffentlichten Statistik der OECD im Jahr 2022 auf der Arbeit aus. Die Techniker Krankenkasse verzeichnete wiederum bei ihren Versicherten für die ersten neun Monate des Jahres 2024 einen Rekordwert von im Schnitt 14 Krankentagen pro Versicherten. Diese hohen Zahlen haben eine Debatte über den Umgang mit Krankheitstagen ausgelöst: Die Chefs von Allianz und Mercedes Benz sehen den hohen Krankenstand als Wachstumsbremse und fordern lautstark einen Karenztag einzuführen. Heißt: mindestens für den ersten Tag einer Erkrankung sollen Arbeitnehmer keinen Lohn erhalten. Dadurch sollen Blaumacher abgeschreckt und die Krankentagen gesenkt werden.

 

Kritiker wie der Ökonom Nicolas Ziebarth vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung halten von solchen Debatten wenig. Der Anstieg der Zahlen sei eine Folge der automatischen Meldung der Krankheitstage an die Krankenkasse seit Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Außerdem gingen die Beschäftigten seit der Pandemie anders mit Erkältungen um und blieben heute im Zweifel zuhause, statt sich zur Arbeit zu schleppen. Statt Strafen plädiert Ziebarth dafür, das betriebliche Gesundheitsmanagement zu verbessern und die Möglichkeit von Halbtags-Krankschreibungen einzuführen. Dies könne helfen, die Zahlen zu senken.

 

Weiterhin verweisen Kritiker darauf, dass die niedrigeren Fehlzeiten etwa in Schweden oder Italien wenig Aussagekraft hätten. Zu unterschiedlich seien die Erhebungsmethoden und Sozialsysteme in den jeweiligen Ländern.

 

Wie sehen Sie die Debatte? Haben Sie das Gefühl, dass zu viele Menschen sich vorschnell krankschreiben lasen oder gar blaumachen? Oder sind Sie bei den Kritikern und empfinden die Debatte um Karenztage als unbegründeten Angriff auf Arbeitnehmerrechte? Und wann bleiben Sie selbst zuhause: Schon bei leichtem Halskratzen oder erst, wenn wirklich gar nichts mehr geht? Erzählen Sie uns Ihre Geschichten vom Arbeitsplatz in "Die Weber" mit Katja Weber. Oder schicken uns Ihre Meinung und Gedanken per Mail an dieweber@radioeins.de. Sie können aber auch jetzt schon auf den radioeins-Anrufbeantworter sprechen unter: 0331 70 99 555.

Eine Frau hustet in ein Taschentuch © imago images/Ikon Images
Eine Frau hustet in ein Taschentuch

Die Weber
radioeins

Freitags | 10-13 Uhr - Die Weber

In unserer unendlich komplexen Welt wissen alle Bescheid und sagen gern ungefragt, wo's langgeht. Wo man hinschaut, überall und zu allem gibt es Expertinnen und Experten. Millionen Menschen sind die besseren Fußballtrainer, Paartherapeuten und Politikauskennerinnen. Nur Sie hat mal wieder keiner gefragt! Dabei sind Sie bestimmt auch ein Profi in einer ganz besonderen Disziplin des Alltags.