Mit dem Finale am Sonntag ist die Fußball-EM endgültig vorbei. Und sie hat in Deutschland, so scheint es, ein neues Wir-Gefühl ausgelöst. Zum ersten Mal seit Jahren präsentierte sich das deutsche Team als aufopferungsvoll kämpfendes Kollektiv, das die Herzen der Fans im Sturm eroberte. Volle Fanmeilen, friedliche Fanfeste und Schockverliebtheit in die schottischen und niederländischen Fans sendeten eine Woche nach der ernüchternden Europawahl ein positives Zeichen nach innen und nach außen.
Zu erwarten war das nicht unbedingt: Noch unmittelbar vor Turnierbeginn ergab eine Studie der Uni Hohenheim, dass nur knapp 30 Prozent glauben, dass die EM das Gefühl einer gemeinsamen nationalen Identität in Deutschland stärken werde. Und vor einem Jahr sagten in einer Umfrage 87 Prozent, ihre Identifikation mit dem deutschen Team sei geringer als früher.
Positiv auf die EM blickt auch der Politikwissenschaftler Jonas Biel, der an der Universität in Mainz zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Fußball forscht: Man habe Befragungen auf den Fanmeilen durchgeführt und könne zwei Dinge festhalten: Die meisten befragten deutschen Fans und Gäste haben nach den Spielen eine positivere Haltung zu Deutschland und Europa. Der Kontakt mit anderen Nationen helfe, Stereotype abzubauen. Und es sei möglich diesen positiven Effekt über die EM hinaus zu verlängern, wenn Politik und Fußball geschickt kommunizieren.
Wie sehen Sie das? Hat die EM ihren Blick auf Deutschland positiv verändert? Hat das Land durch das Turnier einen gesellschaftlichen Zusammenhalt erfahren, der uns sonst fehlt? Und wenn ja, was nehmen Sie aus der EM für die Zukunft mit? Wollen Sie, wie es Julian Nagelsmann angeregt hat, den Kontakt zu Nachbarn intensivieren? Oder in einem Verein mitarbeiten? Wie können wir den Spirit der EM in den Alltag mitnehmen? Oder halten Sie das Gerede vom Wir-Gefühl für großen Mumpitz?
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