Radioday "Zukunft erinnern" - Zeitgemäße Erinnerungskultur - wie sieht sie aus?
Erinnerung ist ein dynamischer Prozess: Altes wird gelöscht, Neues hinzugefügt und Bestehendes modifiziert. Dies gilt nicht nur für das individuelle Gedächtnis, sondern auch für das kollektive Gedächtnis von Gemeinschaften und Nationen. Dr. Irmgard Zündorf, Leiterin des Bereichs Public History am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, über eine zeitgemäße Erinnerungskultur.
Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Diskriminierung sind auch 80 Jahre nach dem Ende der NS-Terrorherrschaft noch immer Teil des Alltags in Deutschland und prägen die gesellschaftlichen Debatten. Die verstärkte Aufarbeitungs- und Erinnerungsarbeit der letzten Jahrzehnte zielt darauf ab, die Ursachen des NS-Regimes zu ergründen und eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern.
Dr. Irmgard Zündorf, Leiterin des Bereichs Public History am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, unterstützt die Entscheidung, dem 80. Jahrestag des Kriegsendes große Bedeutung beizumessen. Sie betont, dass es wichtig sei, sich nicht nur an diesem Tag, sondern kontinuierlich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Sie glaubt, dass ein Schlussstrich unter die Geschichte nicht funktioniert, da man erst verstehen muss, worüber man einen Schlussstrich ziehen möchte. Sie betont die Notwendigkeit, sich umfassend zu informieren und die verschiedenen Facetten der Geschichte zu erkunden.
Dr. Zündorf empfiehlt, sich auf verschiedene Weise mit der Geschichte auseinanderzusetzen, sei es durch Bücher, Filme oder Besuche von Gedenkstätten. Sie betont, dass Deutschland viele Möglichkeiten bietet, um zu erinnern und zu gedenken. In modernen Ansätzen der Erinnerungskultur, wie den TikTok-Kanal von Susanne Siegert, der Geschichte emotional und anschaulich vermittelt, sieht sie eine wertvolle Ergänzung zur traditionellen Erinnerungskultur.