Idee: Auf Mittelwelle in mehr als 52 Länder - Pakistanische Digitalisierungs-Vorstellungen

Sender Rewat
Die Sendestation Rewat, an der Ausfallstraße südwestlich von Rawalpindi | © PBC Pakistan

Eine seit mittlerweile zwei Jahrzehnten von einem immer kleiner werdenden Kreis an Protagonisten verfolgte Bestrebung ist die Digitalisierung des AM-Rundfunks. Beispielhaft sei einmal berichtet, was für Vorstellungen gerade in Pakistan ventiliert wurden.

Die Äußerungen stammen aus der Präsentation eines Projekts, das für vier Milliarden Rupien (entspricht 13 Millionen Euro) auf der Kurzwellenstation in Rewat bei Rawalpindi realisiert werden soll.

Die Rede war von einem digitalen Mittelwellensender mit 1000 kW Leistung, der (mehr als) 52 Länder erreichen werde: Offensichtlich glauben die Verantwortlichen, damit die Kurzwelle ersetzen zu können.

Er soll vier Programme verbreiten können: Das wären Sprachübertragungen auf niedrigstem Niveau, die heute in der Regel auch nicht mehr in öffentlichen Mobilfunknetzen, sondern nur noch in Anwendungen wie dem (von einigen Nutzern als „sehr anstrengend“ beschriebenen) Tetra-Sprechfunksystem vorkommen.

Pakistan, frequency: 700 kHz
© app.com.pk

Auf Abbildungen dieser Pressekonferenz ansatzweise zu erkennen ist ein Papier aus dem Jahre 2020, das als Hintergrund aufgehängt wurde. Wie die dort eingetragenen Koordinaten bestätigen, geht es tatsächlich um die Kurzwellenstation.

Abgesehen vom offensichtlichen Widerspruch zwischen den Einträgen in der Karte und der mündlichen Präsentation fällt vor allem die angegebene Frequenz 700 kHz ins Auge: Wer so etwas notiert, dürfte das Kanalraster der Mittelwelle in der östlichen Hemisphäre nicht kennen.

Das ist auch nicht als Reaktivierung zu verstehen. Zwar sendete Radio Pakistan seinen Auslandsdienst in der Tat einst auch auf Mittelwelle. Die hierfür zuletzt genutzte, schon lange abgeschaltete Frequenz lautete jedoch 1260 kHz.

Auf Kurzwelle gab es 2017 die letzten Lebenszeichen. Dem Vernehmen nach war es danach endgültig nicht mehr möglich, die in den 60er und 70er Jahren installierten Sender noch weiter in Betrieb zu halten. Brauchbare Übertragungen lieferten sie schon vorher nicht mehr.

Kaschmir
Kaschmir und dessen heutige Aufteilung auf Pakistan (grün), Indien (orange) und China (braun).

Während der Auslandsdienst (mit seinen beiden Kanälen „World Service“ und „External Service“) damit nur noch online zu hören ist, kann Radio Pakistan für den indischen Teil von Kaschmir noch auf die Mittelwelle setzen.

Tatsächlich erledigt haben dürfte sich mit dem Zusammenbruch der Kurzwellentechnik das ab 1999 auch hier gespielte Spiel der Geheimsender, bei denen – wenige, insofern erfolgreiche Ausnahmen in Ostasien bestätigten die Regel – sowieso jeder weiß, von wem sie kommen.

2003 revanchierte sich Indien mit dem aus Delhi gesendeten „Radio Sedayee Kashmir“. Der Rückbau des indischen Kurzwellenrundfunks ließ dieses Projekt zum Jahresende 2021 kommentarlos verschwinden.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.08.2023