Mit Langwellensendern - AM-Rundfunk in der Mongolei

Mörön, Mongolei
Mongolische Landschaft: Blick auf die Stadt Mörön | © Yaan, CC-BY-SA

Die Mongolei ist das letzte Land in Asien (und war jenseits von Türkei und Jordanien auch stets das einzige außerhalb der Sowjetunion), in dem der Langwellenrundfunk bis heute in Betrieb ist. Ein Besuch brachte gerade Einblick in die aktuelle Situation.

Zuverlässig und mit starkem Signal beobachten konnte Takahito Akabayashi noch die Hauptfrequenz 164 kHz. Auch sie leidet mittlerweile unter einer schlechten Modulation.

Von den vier ergänzenden, peripheren Sendern scheinen nur noch zwei aktiv zu sein: Der in Altai auf 227 kHz sowie einer der drei Standorte auf 209 kHz. In beiden Fällen läuft der Betrieb nur noch wenige Stunden am Abend (Ortszeit) und wohl mit geringer Leistung oder/und schlechtem Zustand der Antenne.

Dieses Langwellennetz diente der flächendeckenden Hörfunkversorgung. Der UKW-Rundfunk wurde in der Mongolei nie über Stadtfrequenzen hinaus ausgebaut, was beim Mobilfunk mittlerweile anders aussieht.

Der japanische Beobachter verweist auf Erhebungen von 2016, laut denen (schon damals) nur noch 11 Prozent der Bevölkerung den Hörfunk täglich nutzten, während 56 Prozent der Einwohner von Ulan Bator und 62 Prozent in den ländlichen Gebieten überhaupt kein Radio besaßen.

Sender Tschojbalsan
Die 1000 kW starke Senderanlage der Mittelwelle 1431 kHz; mit solcher Technik wird auch die Langwelle 164 kHz betrieben.

Fast schon verschwunden ist in der Mongolei die Mittelwelle. Übrig ist lediglich die Frequenz 882 kHz aus Mörön, wiederum nur noch am Abend und mit schwachem Signal.

Schon vor Jahren scheiterte der Versuch, eine Anlage zu vermarkten, die auf der AM-Station Tschojbalsan für das China-Programm von Radio Moskau aufgebaut wurde. Im Gegensatz zum Sender Wachenbrunn bei Themar, wo ähnliche Technik 1989 in Betrieb gegangen war, kam es hier zu keiner Nutzung durch die sowjetische Seite mehr.

Wegen befürchteter Verwicklungen mit China wollte man keine Programme für das geplante Zielgebiet zulassen und orientierte auf eine Nutzung des Senders für Nordkorea. Wie sich indes zeigte, kann auch eine leistungsfähige Mittelwellenantenne eine Entfernung von 1500 Kilometer nur noch bedingt kompensieren.

Der erste Interessent, das US-amerikanische Radio Free Asia, sprang deshalb in den 2000er Jahren wieder ab, als die damalige russisch-amerikanische Zusammenarbeit eine viel bessere Option eröffnete: Die Mitnutzung des für das Korea-Programm von Radio Moskau aufgebauten Senders bei Wladiwostok.

Einen zweiten Anlauf gab es 2016 mit britischen Partnern, deren Mitarbeiter für erste Versuchssendungen eigens nach Tschojbalsan anreisten. Dafür sorgte der (tatsächlich erst zu diesem Zeitpunkt) geplante Start des Korea-Dienstes der BBC.

Doch auch die BBC zog sich bald wieder zurück und begnügte sich damit, nach Nordkorea auf Kurzwelle zu senden. Das wiederholte sich auch noch mit Adventist World Radio und dem japanischen Shiokaze-Projekt.

Von letzterem zu erfahren war der entscheidende Grund, aus dem der Sender seit 2018 wieder stillsteht: Der Betreiber verband die bescheidenen Ergebnisse mit sportlichen Preisvorstellungen. Laut Shiokaze kostete die Sendezeit in Tschojbalsan das Achtfache des Tarifs der Kurzwellenstation bei Tokio (dort für immerhin 300 kW).

Mongolei
Mongolei mit Altai, Mörön und Tschojbalsan | © Sammlung University of Texas

Besser steht es noch um die Kurzwelle. Für sie sind auf der Sendestation bei Ulan Bator weiterhin zwei Sender aktiv. Einer mit 250 kW Nennleistung dient dem Auslandsdienst des mongolischen Rundfunks.

Vorgesehen sind Programmblöcke mit Beiträgen in Mongolisch, Englisch, Chinesisch und Japanisch, nach MESZ (im Winterhalbjahr jeweils eine Stunde früher) von 11.00 bis 13.00 Uhr auf 12085 kHz und von 16.00 bis 18.00 Uhr auf 12015 kHz. Die genutzten Vorhangantennen strahlen nicht nach Europa. Mit brauchbarem Empfang ist hierzulande deshalb nicht zu rechnen.

Im vergangenen Jahrzehnt begann eine Mitnutzung der Anlage durch Radio Free Asia, und zwar, da sich in diesem Fall der mongolischen Seite nichts nachweisen ließ, tatsächlich für China, so 2017 mit täglich fünf Stunden Tibet-Programm. Es kann nicht beantwortet werden, ob die Ausstrahlungen inzwischen wieder entfallen sind oder ihre Verschleierung heute umfassend gelingt.

Außerdem überträgt ein kleiner Sender auf 7260 kHz das Zweitprogramm R3 FM (das eigentliche zweite Hörfunkprogramm wurde 2017 „ausgesetzt“). Geplante Sendezeit ist, wiederum bezogen auf die Sommerzeit, von 0.00 bis 17.00 Uhr.

Der mongolische Sendernetzbetreiber behauptet hartnäckig, darüber hinaus in Altai und Mörön weiterhin die Frequenzen 4830 und 4895 kHz zu betreiben, die nur nicht im Ausland zu hören seien. Das ist jedoch wenig glaubhaft, zumal die inzwischen bestehende Einschränkung des Langwellenbetriebs auch nicht zugegeben wird.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.08.2023