Kurzwellenstation WMLK - Die seltsamste unter den Seltsamen

WMLK
Sendeantenne von WMLK (Foto: Adam Elmquist, Creative Commons)

Wieder aktiv ist die vielleicht seltsamste unter den Kurzwellenstationen, die über Sender mit mehr als 100 kW Leistung verfügen: WMLK im US-Bundesstaat Pennsylvania.

WMLK ist das Werk eines Jacob O. Meyer, der 1966 die Religionsgemeinschaft Assemblies of Yahweh gegründet hatte. Deren Lehren könnte man als Mischung aus den christlichen und jüdischen Religionen umschreiben.

Die Sendeanlage fand ihren Platz bei der Ortschaft Bethel an der Autobahn von Harrisburg nach New York. Dort aufgebaut wurde eine nach Europa strahlende Vorhangantenne, womit das einzige Zielgebiet der Station festgelegt war.

Der Betrieb begann 1985 mit einem auf die Kurzwelle umgebauten Mittelwellensender. Schon seinerzeit wurden auch die Betriebszeiten festgelegt: Nach MEZ 5.00-10.00 und 18.00-23.00 Uhr, nach MESZ jeweils eine Stunde später, wegen Sabbat jedoch nicht am Sonnabend. Online läuft das Programm inzwischen aber wohl rund um die Uhr.

Eine Gelegenheitspartie für WMLK rührte aus dem 1998 vollzogenen Rückbauschritt bei der Kurzwellen-Infrastruktur in der Schweiz. Aus der seinerzeit geschlossenen Station Schwarzenburg übernahm Adventist World Radio drei Sender und weitere Anlagenteile.

Damit sollte eine neue Kurzwellenanlage in Italien aufgebaut werden. Im Jahre 2000 kam es auch noch zu einem „ersten Spatenstich“. Dann ließ AWR das Projekt jedoch fallen, da es letztlich günstiger war, die von verschiedenen Betreibern am Markt mittlerweile in fast beliebigem Umfang verfügbare Sendezeit anzumieten.

WMLK wurde nach eigenen Angaben von „einem Freund in der US-Regierung“ auf die anschließend zum Kauf angebotene Technik aufmerksam gemacht. Bei einer Besichtigung der in Italien eingelagerten Ausrüstungen fand einer der Sender das Gefallen der Verantwortlichen und wurde erworben.

Das war offenbar ein Spontankauf, bei dem die Aufgabe, einen solchen Sender mit 250 kW Leistung nach längerem Stillstand wieder in Betrieb zu nehmen, erheblich unterschätzt wurde.

Zugleich nahmen die Schwierigkeiten mit dem vorhandenen „kleinen“ (50 kW) Sender immer weiter zu. 2005, kurz nach diesen Aufnahmen, kam der Sendebetrieb zunächst ganz zum Erliegen.

Erst 2016 gelang es, den Sender aus Schwarzenburg in Betrieb zu nehmen und eine Leistung von bis zu 130 kW zu erreichen.

Nach einem Jahr war es schon wieder vorbei: Ein Brand zerstörte 2017 den Sender. Am Ende war WMLK damit aber nicht, denn die Versicherung regulierte den Schaden. Somit konnte beim einstigen Lieferanten des Schwarzenburg-Senders in der Schweiz ein völlig neuer Sender mit 300 kW Nennleistung bestellt werden.

Aus der angekündigten schnellen Lieferung wurde indes nichts, denn nun geriet das beauftragte Unternehmen seinerseits in Schwierigkeiten: Es gehörte Finanzinvestoren, die entschieden, die Firma ohne jede Rücksicht auf den Geschäftsbetrieb zu filetieren. Über mehrere Monate wurden keine Löhne mehr gezahlt.

Somit kam es erst 2020 zur Auslieferung des bestellten Senders. Dessen Einbau und Inbetriebnahme, von den Betreibern stolz in allen Details präsentiert, gestaltete sich dann noch einmal als langwierige Angelegenheit.

Im Juni 2022 ging WMLK schließlich wieder auf Sendung. Am geplanten Ablauf hat sich nichts geändert: Außer sonnabends von 19.00 bis 24.00 Uhr MESZ auf 9275 kHz.

Darüber hinaus soll auch der Sendeplatz am Morgen wieder aktiviert werden, allerdings auf einer anderen Frequenz, nämlich 15150 kHz. Wie es hieß, müsse man dafür zunächst aber noch die Abstimmung der Antenne lösen.

Diese Frequenzwahl zeigt bereits, wie weit es mit der Sachkunde der Betreiber her ist. Denn um Europa zu erreichen, wäre es im Sommer gerade andersherum recht gut: Am hiesigen Abend, wenn der Atlantik weitgehend im Tageslicht liegt, im 19-Meterband, und morgens, aus den nächtlichen USA heraus, im 31-Meterband senden.

Ganz einfach macht man es sich mit der Gestaltung des Programms: Es wird wohl komplett mit Aufzeichnungen von Jacob O. Meyer bestritten.

Dafür bleibt nur noch der Griff ins Archiv, denn Meyer ist 2010 verstorben. WMLK folgt damit dem Konzept, wie es unter anderem auch von Overcomer Ministries, Pan American Broadcasting oder dem Scottschen University Network bekannt ist: Sendende Gräber von Rundfunkpredigern.

Antichrist identifiziert!
Aus der Medienarbeit von Galal Doss | © worldslastchance.com

Die Formulierung von der „vielleicht seltsamsten“ Kurzwellenstation dieser Leistungsklasse wurde gewählt, weil WMLK hier in Konkurrenz zu einem aus Ägypten stammenden, mit einem Aufenthaltstitel für die USA ausgestatteten Milliardär steht.

Dieser Galal Doss gehörte bis 1999 der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, also dem Betreiber von AWR, an. Nach seinem Austritt gründete er World’s Last Chance und erhielt dafür von der Finanzverwaltung die Anerkennung als steuerbefreite Religionsgemeinschaft.

Unvorbelastete Betrachter könnten sich dort fragen, ob diese „bibelbasierte Gemeinschaft“ etwa eine Satire ist. Gleich als erstes ins Auge fällt die Referenz an das Käseglockenbild.

Dieser Holzstich wird (oder wurde mindestens bis vor wenigen Jahren) selbst von offiziellen Schulbüchern als Beleg für das vermeintliche mittelalterliche Weltbild einer Erdscheibe ins Feld geführt. Doch das ist ein Mythos. In Wirklichkeit sind die „Flacherdler“ ein sehr junges Youtube-Phänomen.

Ein Anliegen ist es Doss auch, sich an der katholischen Kirche abzuarbeiten. Der Papst wird in Produktionen seiner Gefolgschaft schon einmal als „Antichrist“ bezeichnet. 2005 hieß es, Benedikt werde nur kurze Zeit amtieren und dann „vom Teufel in der Gestalt des wiederauferstandenen Johannes Paul II.“ abgelöst.

In seiner Heimat Ägypten fand Doss 2003 kritische Aufmerksamkeit. Auch 2013 erinnerte man sich noch einmal an ihn.

In der westlichen Welt bleibt Doss unterhalb jeglicher Wahrnehmungsschwellen. Es könnte deshalb schlicht überflüssig sein, bei seinen Medienprodukten einmal genauer hinzuschauen, ob in ihnen nicht auch der Antisemitismus kultiviert wird.

Somit mag es an dieser Stelle genügen, noch ein Fundstück zu zeigen, bei dem man von internalisiertem Antiamerikanismus sprechen könnte:

The United States, the “beast from the earth”
Aus einem 2018 veröffentlichten Video | © World’s Last Chance

Für seinen Einstieg in den Kurzwellenrundfunk bediente sich Doss eines Erfüllungsgehilfen: Des Radioaktivisten Allan Weiner, der sich bei Monticello im US-Bundesstaat Maine unter der Stationskennung WBCQ niedergelassen hat.

Von Doss darauf angesprochen, was man für eine Kurzwellenanlage mit 500 kW alles brauche, zählte ihm Weiner die erforderlichen Investitionen in siebenstelliger Höhe auf. Fernsehreportern zeigte Weiner seine Verblüffung darüber, wie regungslos der Milliardär das abnickte.

In der Nähe von Weiners bestehender Sendestation aufgebaut wurde 2019 eine Kurzwellenantenne jener Bauart, wie sie seit 1997 in vier Exemplaren auch bei Nauen steht. Der Sender wurde von einer US-amerikanischen Firma bezogen.

Lieferant der Antenne war das bereits genannte Unternehmen aus der Schweiz. Dessen Zerschlagung traf mitten in die Inbetriebnahmephase der neuen Anlage.

Eigentlich können Antennen dieser Bauart flexibel im Bereich vom 49- bis 13-Meterband betrieben werden. Nachdem zunächst jede Unterstützung des Lieferanten verloren war, gelang es den Technikern vor Ort jedoch nur, die Anlage fest für die Frequenz 9330 kHz einzurichten.

Dabei ist es bis heute geblieben. Von den Möglichkeiten dieser Technik kann lediglich die Drehbarkeit der Antenne genutzt werden.

Hierbei richtet sich WBCQ nach den Zeiten, zu denen das 31-Meterband für eine Ausstrahlung in die verschiedenen Zielgebiete geeignet ist. Für Europa ist das im Sommer, wie bereits erwähnt, der Morgen. Die Antenne wird derzeit also von 3.00 bis 9.00 Uhr hierher gedreht. Dabei laufen von 5.00 bis 6.00 Uhr Beiträge in deutscher Sprache.

Wer die einstweilen auf 9330 kHz festgelegte Großsendeanlage und auch die sehr bescheidenen, von Weiner mit eigenem Programm auf 5130, 6160 und 7490 kHz eingesetzten Sender betrachten will, kann das im Twitter-Feed des Betreibers tun und sich dort auch über dessen politische Ansichten informieren.

Eigentlich wollte Galal Doss seine Kurzwellenaktivitäten noch ausdehnen, und zwar auf die ursprünglich von Christian Science errichtete Sendestation in South Carolina. Sie steht still, seit das zuletzt hier ausgestrahlte World Harvest Radio im März 2021 eingestellt wurde. Der Ersatz dafür ist, wenn auch nur mit sehr bescheidener Verbreitung, World Harvest TV.

Die Übernahme dieser Sendeanlage fand jedoch keine Genehmigung. Dabei ersparte sich die Regulierungsbehörde FCC einen offiziellen Bescheid, indem sie auf Zeit spielte, bis die ihr bekannte Bindefrist eines bereits geschlossenen Vorvertrags verstrichen war.

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 20.07.2022