Zwei internationale Missionssender - Die Kurzwellenanlagen von Guam

Trans World Radio, Guam
Blick aus den Antennen von Trans World Radio auf Guam | © TWR

200 Kilometer süd-/südwestlich der Marianeninseln Saipan und Tinian, wo jetzt eine Stillsetzung von Sendekapazitäten des Auslandsrundfunks der USA im Raum steht, liegt Guam, der westlichste Punkt des US-Staatsgebiets. Auch dort wird bis heute Kurzwelle gemacht.

Da die Sendeanlagen auf Guam privatrechtlich betrieben werden, haben sie jeweils ihre typische, für den Westteil der USA mit einem K (statt dem im Ostteil verwendeten W) beginnende Buchstabenkennung.

Auf Saipan und Tinian ist dem nicht so, da die dortigen Sender der US-Regierung selbst gehören. Beim Aufkauf der Station auf Saipan ist deren vorhandene Kennung KHBI gelöscht worden.

So geschah es schon vor Jahrzehnten bei den Sendeanlagen der Voice of America. Das beschränkte sich nicht auf die Kurzwelle: Auch der heute von Radio Martí genutzte Mittelwellensender an der Südspitze von Florida hat weder so ein Rufzeichen, noch hält er die in den USA sonst strikte Begrenzung der Sendeleistung auf höchstens 50 kW ein und läuft mit 100 kW.

Trans World Radio, Guam
© TWR

Seit 1977 arbeitet auf Guam die Station KTWR von, wie an der Kennung direkt abzulesen, Trans World Radio. Ein gefeiertes Ereignis war ein reichliches Jahr nach der Inbetriebnahme das Eintreffen der ersten Hörerzuschrift aus der Volksrepublik China.

Hier lebt auch noch ein Stück der Station Darwin an der Nordküste Australiens, die ab 1968 nach Asien und, wenn auch zuletzt nicht mehr absichtlich, Europa gesendet hatte. Nach deren Schließung im Jahre 2010 wurden die beiden jüngsten Sender nicht verschrottet, sondern von TWR nach Guam umgesetzt und wieder in Betrieb genommen.

2022 gab es, erstmals überhaupt von Guam aus, Kurzwellensendungen nach Europa, die bei TWR ansonsten seit 2016 eingestellt sind: In der nächtlichen Sendepause des Asien-Programms wurden Produktionen in russischer und ukrainischer Sprache ausgestrahlt. Nach einigen Monaten war es damit aber wieder vorbei.

Sturmschaden in Guam
Archivbild von 2023: Zerstörte Vorhangantenne der Station KTWR | © TWR

2023 erlitten die Antennen der Station große Schäden durch den Taifun „Mawar“. Bis zur Reparatur gab es noch einmal umfangreichere Nutzungen fremder Kurzwellen-Infrastruktur.

Das Programmschema weist die für TWR typische, extrem kleinteilige Struktur auf: Teils nur 15 Minuten lange, selbst damit nicht täglich, sondern mitunter nur einmal pro Woche ausgestrahlte Sendungen.

Hier sei deshalb der bis zum 26. Oktober 2024 geplante Betriebsablauf nur umrissen: Die Frequenzen mit ihren maximalen, meist nur tageweise tatsächlich belegten Betriebszeiten in Mitteleuropäischer Sommerzeit.

12.15-13.30 Uhr: 11965 kHz
12.45-13.15 Uhr: 15310 kHz
13.00-13.30 Uhr: 12120 kHz
13.00-15.00 Uhr: 9910 kHz
13.15-14.45 Uhr: 12160 kHz
13.30-17.15 Uhr: 9320 kHz
14.00-14.45 Uhr: 12040 kHz
14.15-16.00 Uhr: 9975 kHz
14.30-15.15 Uhr: 11550 kHz
14.45-16.15 Uhr: 15400 kHz
16.15-17.00 Uhr: 11590 kHz
17.00-18.15 Uhr: 15390 kHz
17.00-18.00 Uhr: 9900 kHz
21.00-22.00 Uhr: 9320 kHz

Beiträge in englischer Sprache laufen an Arbeitstagen von 13.00 bis 13.30 Uhr auf 11965 kHz und von 14.45 bis 15.00 Uhr auf 15400 kHz sowie sonntags von 13.00 bis 13.15 Uhr wiederum auf 11965 kHz und von 13.30 bis 13.45 Uhr auf 9910 kHz.

Adventist World Radio, Guam
Werbung mit der Sendestation auf Guam | © AWR

Die andere Station auf Guam, in Betrieb gegangen 1987 mit der Kennung KSDA, gehört Adventist World Radio. Sie wird heute planmäßig durch umfangreiche Buchungen bei anderen Sendernetzbetreibern bis hin nach Österreich ergänzt (den Standort Nauen nutzt AWR derzeit nicht für Sendungen nach Asien).

Das Konzept von AWR sieht halbstündige Sendungen vor, bei denen Beschränkungen auf bestimmte Wochentage die Ausnahme bleiben und meist auf wechselnde Sprachen über dennoch täglich betriebene Frequenzen hinauslaufen. Prinzipiell kann also an jedem Wochentag nach diesen Signalen aus Guam gesucht werden:

12.00-13.00 Uhr: 15450, 17710 kHz (China)
13.00-13.30 Uhr: 15210 kHz (China)
13.00-14.00 Uhr: 11855 kHz (China)
13.30-14.00 Uhr: 15610 kHz (Burma)
14.00-15.00 Uhr: 15710 kHz (China)
14.30-15.00 Uhr: 15430 kHz (Bangladesch)
15.00-15.30 Uhr: 12055 kHz (Burma)
15.00-15.30 Uhr: 15550 kHz (Kambodscha)
15.00-15.30 Uhr: 15600 kHz (China)
15.30-16.00 Uhr: 15255 kHz (Bangladesch)
16.00-16.30 Uhr: 15430 kHz (Burma)
16.00-16.30 Uhr: 15440 kHz (China)
16.00-17.00 Uhr: 12105 kHz (China)
17.00-17.30 Uhr: 15215 kHz (Indien)
17.30-18.00 Uhr: 12060 kHz (Tibet)
18.00-18.30 Uhr: 15670 kHz (Indien)
18.30-19.00 Uhr: 15360 kHz (Afghanistan)
18.30-19.30 Uhr: 9445 kHz (Korea)
20.00-21.00 Uhr: 9900 kHz (Korea)
20.30-21.30 Uhr: 15530 kHz (Korea)
23.00-24.00 Uhr: 11750 kHz (China)
00.00-01.00 Uhr: 15625 kHz (China)

Der bei den Adventisten heute deutliche Fokus auf das Fernsehen ist zugleich ein Unterschied zu Trans World Radio und dem zu dessen Netzwerk gehörenden, von deutschen Evangelikalen in Wetzlar betriebenen Evangeliums-Rundfunk.

Zwar gab es dort schon ab 1990 ein Fernsehstudio. Das daraus gesendete lineare Programm ist jedoch 2014 entfallen.

Wegen Problemen mit der anderen Bausubstanz, namentlich unlösbaren Fragen des Brandschutzes, ist dieses Studio sogar wieder abgerissen worden, um die Fläche für einen Neubau nutzen zu können. Weitere Details finden sich in der Aufzeichnung der Einweihung.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 07.07.2024