666 kHz - Litauen: Betrieb einer dritten Mittelwelle angestrebt

Sender Sitkunai
Einige Antennen der Station Sitkunai | © Vilensija, CC-BY-SA

Mit den beiden Mittelwellen, auf denen aus Litauen bereits für das Ausland bestimmte Programme ausgestrahlt werden, soll es noch nicht genug sein: Angestrebt wird auch eine erneute Belegung der Frequenz 666 kHz.

Derzeit läuft eine Frequenzausschreibung mit Abgabefrist 6. November. Dahinter dürften bereits konkrete, einstweilen nicht offengelegte Pläne stecken.

Bei der Mittelwelle 666 kHz handelt es sich um die frühere Hauptfrequenz des ersten Hörfunkprogramms aus Vilnius. Ihre Abschaltung im Jahre 2009 markierte das Ende der AM-Sendungen von Rundfunkanstalten im Baltikum insgesamt. In Estland und Lettland wurde dieser Schritt bereits 1998/1999 vollzogen.

Die Ausschreibung nennt ausdrücklich Sitkunai bei Kaunas als Senderstandort. Damit setzt sich das unvermutete Revival dieser Station fort.

Erst 2017 hatte der Sendernetzbetreiber LRTC die letzten Nutzer herausgeworfen und das Technikgebäude komplett ausgeräumt. Falls diese Adresse mit einer Fotosammlung nicht mehr entstört wird, kann empfohlen werden, sich hier anzuschauen, welche Zustände schon herrschten, als der Betrieb noch lief.

Die von US-amerikanischen Stellen geförderte Weiterführung der Frequenz 1386 kHz, auch mit den deutschsprachigen Sendungen von Polskie Radio, war nur von einem anderen Standort aus möglich. Entsprechend fiel die Verblüffung von Beobachtern aus, als doch noch einmal Ausstrahlungen aus Sitkunai begannen.

Radio Lenta, AM 1557 kHz
Der erste, jetzt gelöschte Internetauftritt | © lentaonline.com

Erstmals am 5. August 2022 auf 1557 kHz beobachtet wurde die Übertragung russischsprachiger Sendungen. Sie läuft seitdem in den Abendstunden.

Es handelt sich um ein niederländisches Projekt, das offiziell als „Radio Prawda“ firmieren soll. Dieser Name wird jedoch nirgends verwendet. Auf Sendung und online heißt es nur „Nascha Lenta“ oder „Radio Lenta“.

Lenta ist eigentlich der Name einer 1999 gegründeten russischen Onlinezeitung, von der sich 2014 das aus Riga betriebene Projekt Medusa abgespaltet hat. Die Sendungen auf 1557 kHz haben, soweit erkennbar, jedoch nichts damit zu tun.

Nach ukrainischem Hintergrund, etwa der inzwischen in Kiew betriebenen Lenta.ua, sieht es ebenfalls nicht aus, sondern eher nach einer schlichten Kaperung der bekannten Marke.

Während also nichts über die publizistischen Hintergründe dieser Sendungen bekannt ist, bot ein einschlägiger Bericht alle Details zur Technik. An eine der in Sitkunai noch vorhandenen Antennen angeschlossen ist demnach jener Sender eines kanadischen Herstellers, der bis zum Beginn des Jahres 2019 in den Niederlanden auf 1008 kHz aktiv war.

Für die Chronik mitgeliefert wurde so eine Angabe, die seinerzeit niemand geben wollte, nämlich die in der letzten Betriebsphase der Mittelwellenstation Zeewolde noch eingesetzte Sendeleistung: Es waren 50 kW.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 10.09.2023