Auf Kurzwelle nach Nigeria - „Yoruba Nation Radio“ aus England
Auf Kurzwelle ist eine neue Folge spezieller Hörfunksendungen nach Nigeria aufgetaucht. Vermutlich geht es wieder einmal darum, für eine Herauslösung des hauptsächlich vom Volk der Yoruba bewohnten Südwestens des Landes zu trommeln.
Im Vorfeld war die Rede von einer wöchentlichen Ausstrahlung am Dienstag. Erstmals gesendet wurde jedoch am 5. August mit der Ankündigung, das fortan jeden Sonnabend und Sonntag von 21.00 bis 22.00 Uhr MESZ tun zu wollen.
Die Übertragung aus der englischen Kurzwellenstation Woofferton läuft auf 17735 kHz. Durch die jetzt schnell länger werdenden Nächte sind die Empfangsmöglichkeiten innerhalb von Europa gerade am Schwinden. Ob das ab dem 29. Oktober anders aussehen wird, hängt von der dann zum Einsatz kommenden Frequenz ab – falls es die Sendungen bis dahin überhaupt noch gibt.
Angebracht erscheint diese Skepsis, weil vor zwei Jahren ähnliche Sendungen schon nach wenigen Ausstrahlungen wieder verschwanden. Der damalige Urheber gehört zum größeren Kreis von Personen mit nigerianischen Wurzeln, der in London lebt.
Das dürfte bei den aktuellen Bestrebungen nicht anders sein. Online gibt es dazu zunächst nur eine nicht sehr aussagekräftige Facebook-Präsenz. Die dort angegebene Webadresse yorubanationradiotv.com ist bislang nicht aktiv.
Die Ziele der Yoruba-Sezessionisten bleiben insofern unscharf, als das Siedlungsgebiet dieser Ethnie größer ist als das Land, das einst auf dem Gebiet des heutigen, 1914 als britische Kolonie geschaffenen Nigeria existierte.
Von diesen früheren Ländern auch hierzulande bekannt ist speziell Benin, dessen einstige Lage noch eine gleichnamige Stadt kennzeichnet. Den Landesnamen eignete sich 1975 das westlich von Nigeria liegende Dahomey an, um sich von der Ära der dort französischen Kolonialherrschaft abzusetzen.
Südöstlich des früheren Benin lag Biafra. Dort gibt es eine besonders aktive Sezessionsbewegung, die wiederum von London aus, häufig mit Piratenausstrahlung auf UKW in Port Harcourt, ein Radio Biafra betreibt.
2017 hatte Radio Biafra die Kurzwelle aufgegeben. An speziellen (gemeint ist: weder von traditionellen Auslandssendern noch von Missionsgesellschaften stammenden) Sendungen nach Nigeria verblieben danach nur noch Wiederausstrahlungen aus dem Land selbst, und diese sind 2022 ebenfalls beide entfallen.
Das waren zum einen ergänzende Hörfunksendungen des Manara TV der salafistischen, aus Saudi-Arabien finanzierten Izala. Zum Start im Jahre 2015 machten Offizielle der nordwestlichen Bundesstaaten ihre Aufwartung. Der staatliche Rundfunk schickte einen Übertragungswagen, andere Medien befleißigten sich ebenfalls einer Hofberichterstattung.
Die Izala wird verschiedentlich dafür geschätzt, die Boko Haram ausgebremst zu haben. Diese Auffassung ist nicht unumstritten. Es gibt auch die Meinung, so geäußert bereits 2010, die Izala habe vielmehr den Aufstieg der Terrorgruppierung überhaupt erst möglich gemacht.
Kritik kam auch speziell zum Sender der Izala, so in einem Text von 2018, der eine systematische Unterdrückung von Schiiten durch die damalige Buhari-Regierung anprangerte. Darin hieß es, Manara TV sei voller antischiitischer Rhetorik.
Ebenfalls von der Kurzwelle verschwunden ist das von US-amerikanischen Geldgebern in Maiduguri (im Nordosten von Nigeria, sprich in der Hochburg der Boko Haram) gegründete Dandal Kura. Es hatte neben den Sendern in Frankreich auch die Station Nauen genutzt.
Davon unberührt blieb Radio Ndarason, der 2017 geschaffene Ableger im Tschad. Vorgesehen sind Übernahmen auf Kurzwelle derzeit von der Atlantikinsel Ascension 7.00-8.00 Uhr auf 5960 kHz, 9.00-10.00 Uhr auf 15505 kHz und 20.00-21.00 Uhr auf 12050 kHz sowie aus England 8.00-9.00 Uhr auf 15505 kHz und 21.00-23.00 Uhr auf 12050 kHz.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.08.2023
