Konzert - Bill Callahan

Bill Callahan, von 1988 bis 2005 als Smog bekannt und seither unter seinem "richtigen" Namen aktiv, ist ein Meister darin, mit scheinbar einfachen Mitteln große Wirkung zu erzielen: Mit sparsamen Akkordfolgen und lakonischem Gesang evoziert er eine komplexe Welt, oder besser: beleuchtet die vielen Facetten, Windungen und versteckten Winkel dejenigen, die wir alle mehr oder weniger teilen, auf pointierte Art.
Callahan ergründet hier auf tröstliche Weise das Komische im Unglück und erinnert dort mit bittersüßen, fast beiläufigen Worten an das Tragische, das oft untrennbar zu den Momenten des Glücks gehört. Damit steht er in einer Reihe mit anderen so großen wie kauzigen Wortschmieden wie Bob Dylan, Leonard Cohen, Mickey Newbury oder seinem guten Freund und gelegentlichen Duettpartner Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy, die zwar allesamt ihre ganz eigenen Wege gingen und gehen und doch von diesen immer wieder etwas in Song-Form mit zurückbringen, das uns allen guttun kann, wenn wir in der Lage sind, uns dafür zu öffnen. In Bill Callahans Fall war das zuletzt 2024 ein Live-Album namens "Resuscitate!", das dem zwei Jahre zuvor erschienenen Studiowerk "Ytilaer" folgte und ein recht gutes Bild davon gibt, was das Publikum heute im überaus geeigneten Ambiente der Passionskirche bei seinem ersten Berlin-Konzert seit nicht weniger als sechs Jahren erwartet.