radioeins Thementag: Ein Tag für den Iran © IMAGO/Stefan Trappe
IMAGO/Stefan Trappe

Songs der iranischen Freiheits- und Protestbewegung

Eine Auswahl von Liedern des Protests und des Freiheitskampfes, die die Demonstrationen begleiten und den Menschen im Iran Mut machen und Hoffnung geben. Zusammengestellt mit freundlicher Unterstützung von Naika Foroutan und Natali Amiri.

Trixstar: Freedom for Iran

TriXstar ist eine persische Reggae- und Dancehall-Sängerin. Ihre Eltern stammen aus dem Iran, den sie nach der Revolution verlassen hatten und TriXstar wuchs in Deutschland auf. Sie sprach bisher nie öffentlich über die Situation in ihrem Heimatland. Die jüngsten Entwicklungen im Iran haben das aber geändert.Sie möchte die Menschen um sie herum stärken und Liebe und Vertrauen verbreiten. Sie sagt: Meine Waffe ist das Mikrofon und meine Munition ist die Liebe.Trixstar nennt sich „Terrorist of Love.“ Sie engagiert sich im sozialen Bereich, in der Flüchtlingsarbeit und tritt für Frauenrechte ein. Ihr Song „Freedom For Iran“ wurde bereits auf rund 100 Radiostationen weltweit vorgestellt.

Sevdaliza
MCT

Sevdaliza: Woman Life Freedom

Sevdaliza ist eine niederländisch-iranische Künstlerin. Im Oktober veröffentlichte sie den Song „Woman Life Freedom“. Dabei hat sie Originaltöne der iranischen Proteste verwendet und mit ihrer eindringlichen, flüsternden Stimme eine besondere musikalische Collage gebaut. Sie meint dazu: Als stolze iranische Frau unterstütze ich den Kampf meiner Schwestern, die mit ihrem Blut, ihren Haaren, ihren Herzen und ihren Verstand, uns allen Hoffnung geben, damit wir eines Tages frei sein werden.

Shervin Hajipour: Baraye

„Baraye“ ist die Hymne der Protestbewegung im Iran. Die Zeilen des 25-jährigen Shervin Hajipour bestehen aus Tweets der Protestierenden, die er zu einer Textcollage zusammengeführt hat. "Baraye", das persische Wort für "dafür" besingt die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und den alltäglichen Dingen, die den Iranerinnen und Iranern fehlen. Shervin Hajipour war zunächst kurz nach der Veröffentlichung des Lieds in Instagram und nach seiner viralen Verbreitung in den sozialen Medien im Iran festgenommen worden. Gegen Zahlung einer Kaution ist er inzwischen wieder freigekommen. Eine Rechteklärung lässt sich nicht herstellen. Der Song wird weltweit als zeitgeschichtliches Dokument auch im Radio gespielt.

Ali Azimi / Golshifte Farahani: Marze Por Gohar

„Marze Por Gohar“ wurde von dem in England lebenden iranisch-stämmigen Musiker und Sänger Ali Azimi produziert, den er gemeinsam im Duett mit der Star-Schauspielerin Golshifteh Farahani singt. Der Titel dieses Songs nimmt Bezug auf „Ey Iran – Ey Marze Por Gohar“ (Iran, das Land der wertvollen Linien bzw. Grenzen), ein Lied des Songwriters Rohollah Khaleghi, das im Jahr 1979 für eine kurze Dauer die Nationalhymne Irans war. Der Text des Songs von Ali Azimi bezieht sich auf die aktuelle Situation im heutigen Iran. Iran wird darin als das geliebte Land beschrieben, das reißenden Wölfen zum Opfer gefallen ist. Ali Azimi hat uns schriftlich eine Rechtefreigabe für Radio in Deutschland erklärt.

Yashgin Kyäni: Bella Ciao

Bella Ciao, das bekannte italienischen Partisanenlied, wird von Yashgin Kyäni in Farsi auf den Freiheitskampf der Iraner:innen gegen die islamische Republik adaptiert. Der Text des persischen Songs ist völlig anders als das italienische Original. Aktuell gilt die von Yashgin Kyäni gesungene Version von Bella Ciao neben Shervin Hajipours Song „Baraye“ als Hymne der Freiheitsbewegung in Iran.

Die Sängerin Gola (Golazin Ardestani) protestiert am 22.10.2022 auf einer Kundgebung gegen das Iran-Regime in Washington © imago images/Allison Bailey
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Golazin (Gola) Ardestani: „Hagham-e“ (Es ist mein Recht)

Der feministische Song Haghame (Es ist mein Recht) ist eines der populärsten Lieder der iranischen Frauenbewegung. Der Kampf für das elementare Recht der Kleiderwahl steht hier für den Kampf für Frauen- und Freiheitsrechte. Die Verszeile „Dass der Wind auf der Straße durch meine Haare weht, ist mein Recht“ knüpft an die Parolen der bekannten iranischen Aktivistin Masih Alinejad (Biographie „Wind in meinen Haaren“ ) an. Golazin ist eine iranisch-stämmige und aktuell in London lebende Musikerin und Mitglied der ersten Mädchen-Band Irans. Viele ihrer Songs handeln von der politischen Befreiung von Iranerinnen und Iranern. Golazin wird mit dem Satz zitiert: "The Islamic Republic must be afraid of my generation. We'll fight the regime!

"In the Name of the Girls of the Sunshine Land“

In den letzten Tagen haben Studierende der Kunstuniversität Teheran trotz vieler Einschränkungen und Gefahren gemeinsam mehrere revolutionäre Lieder aufgeführt. Daraufhin wurden viele von ihnen entweder mit einem Verbot belegt oder ermahnt und in einigen Fällen sogar der Möglichkeit der Ausbildung beraubt. Eines dieser Lieder ist das Lied "In the Name of the Girls of the Sunshine Land", das seit Oktober im Netz zu finden ist. Komponist und Aufnahmeort sind bisher unbekannt. In dem Lied werden verschiedene wichtige Themen der aktuellen Protestbewegung in Iran thematisiert. Gleichzeitig drückt das Lied die Hoffnung auf eine neue Zukunft aus. Die Liedzeile "Für die Haare der Mädchen der Revolution" bezieht sich auf die Serie von Protestaktionen gegen die Hijab-Pflicht im Iran, bei denen sich Vida Mobahed am 27. Dezember 2017 während der iranischen Proteste 2017-2018 erstmals auf einen Stromkasten in der Enghelab-Straße (Straße der Revolution) in Teheran stellte, ihren Hijab, ein weißes Kopftuch, an einen Stock band und ihn als Fahne in der Menge schwenkte. Sie wurde an diesem Tag verhaftet und einen Monat später, am 28. Januar 2018, gegen Kaution vorübergehend freigelassen. Diese Aktion spielte eine wichtige Rolle für die weitere Entwicklung des Kampfes der Frauen gegen die Hidschab-Pflicht.

https://soundcloud.com/zan-zendegi-azadi-jina/pjizwns81gsv

Video der Aufführung des Songs durch die Student:innen der Kunst Universität Teheran:
https://twitter.com/KavehAbbasian/status/1588290623202684928?s=20&t=m7Yk3csO72SXbTIr7ptnhg

Gesang der Leylas

Neuer Song der iranische Revolutionsbewegung. Der Text ist dynamisch, positiv und hoffnungsvoll. Gleichzeitig beinhaltet er zahlreiche kulturelle Referenzen und nennt viele Namen der extrem jungen Opfer der Gewalt des Regimes, die Iranern gut bekannt sind.