Michel Friedman über "Judenhass" - zum Nachhören:

Gaby Gerster

"Was soll man eigentlich zu etwas sagen, zu dem alles gesagt wurde? Nichts ist neu. Kann man das noch hören: 'Wehret den Anfängen!'? Hätte man den Anfängen gewehrt – und wir sind die Zeugen unserer Zeit – dann wären wir heute nicht, wo wir sind." Mit diesen leise und eindringlich gesprochen Worten eröffnete Michel Friedman jüngst einen Abend im Berliner Ensemble. Er sprach über den Judenhass.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel zeigt sich einmal mehr, wie wenig das Versprechen des "Nie wieder" gilt und wie sehr Antisemitismus von verschiedenen Seiten gesellschaftsfähig geworden ist. Davon zeugen die Brandanschläge auf Synagogen. Hetze an Schulen. Ein Mob, der das Existenzrecht Israels verneint.


Michel Friedman
Gaby Gerster

Buch - "Judenhass" von Michel Friedman

"Judenhass" - so bestechend simpel steht es in weißen Lettern auf roten Grund gedruckt. Auf einem Buch, das gestern erschienen ist und dafür streitet, dass die Stimmen gegen den Hass lauter werden. Dass der Hass gegen Juden in Deutschland kein Relikt der Vergangenheit ist, ist nicht nur in den Wochen nach den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres deutlich geworden.



In seinem neuen Buch "Judenhass" schreibt Michel Friedman über das Versagen der Politik, die Ignoranz unserer Gesellschaft und darüber, wie wir verhindern können, dass die Gewalt gegen Juden weiter um sich greift. Denn es geht um alles: um unser aller Zukunft, um Freiheit und Demokratie.

Michel Friedman, geb. 1956 in Paris, ist Rechtsanwalt, Philosoph, Publizist und Moderator. Von 2000 bis 2003 war er stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herausgeber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine sowie von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Er engagiert sich gegen Rechtradikalismus und für die Integration Geflüchteter. Seit 2016 ist er Honorarprofessor und leitete bis 2022 das von ihm mitbegründete Center for Applied European Studies an der Frankfurt University.

radioeins-Literaturagent Thomas Böhm im Gespräch mit Michel Friedman und Alena Buyx, der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates.

"Judenhass" ist erschienen im Berlin Verlag, 112 Seiten, 12 Euro.

 

"Judenhass" von Michel Friedman © Berlin Verlag"Judenhass" von Michel Friedman
Michel Friedman © Gaby Gerster
Gaby Gerster