Nach dem 7. Oktober haben sich die deutschen Waffenexporte nach Israel fast verzehnfacht. Jakob Augstein fragt den Historiker Daniel Marwecki: Wie weit geht die deutsche Staatsräson?

Es gibt ein Foto, das auf den 14. März 1960 datiert ist: Der israelische Premier David Ben-Gurion streckt bei einem offiziellen Treffen die Hand nach dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer aus. Man kann das als Geste der Versöhnung interpretieren. "Orchestrierte Nähe", so bezeichnet es der Historiker Daniel Marwecki im Gespräch mit der ZEIT. Für ihn ist klar: Dass Westdeutschland den jüdischen Staat nach dessen Gründung 1948 stark unterstützte, hatte nur wenig mit "Wiedergutmachung" zu tun. Vielmehr verfolgte die Bundesrepublik das Ziel, nur wenige Jahre nach der Shoah wieder zu einem moralisch anerkannten Player auf der Weltbühne zu werden.

In seinem Buch "Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson" analysiert Marwecki ungeschönt die deutsche Israelpolitik in den Nachkriegsjahren. Heute steht unsere Beziehung zu dem Land im Nahen Osten wieder auf dem Prüfstand. Nach dem Terrorangriff der Hamas haben sich die deutschen Waffenexporte nach Israel fast verzehnfacht. Jakob Augstein fragt den Historiker Marwecki: Wie weit geht die deutsche Staatsräson?

Am Montag, den 27. Mai 2024, im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße 23, 10719 Berlin) sowie live auf radioeins.

 

Daniel Marwecki © Privat
Daniel Marwecki | © Privat

 

Daniel Marwecki, geboren 1987, lehrt derzeit an der Universit of Hongkong das Fach Internationale Beziehungen. 2018 veröffentlichte er sein Buch "Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding" (Hurst Publishers, S. 274, 47,35 €). Im selben Jahr wurde er an der SOAS University of London promoviert. Marwecki hat Beiträge in der Le Monde Diplomatique, der taz sowie im Jacobin-Magazin veröffentlicht.

 

Im radioeins & Freitag Salon setzt sich der Journalist und Verleger Jakob Augstein einmal im Monat mit einem Gast an den Tisch im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses und redet – über das Politische in der Kultur, über die Gesellschaft und ihre Zwänge, über die Mechanismen von Öffentlichkeit und Lüge, und über das Verschwinden der Demokratie im Kapitalismus. radioeins sendet live. Hier verstummt die Erregungsmaschine des Internets. Der radioeins & Freitag Salon ist "unplugged", wie man früher gesagt hätte. Echte Menschen reden über echte Themen und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Zeit nehmen, zuhören, verstehen, lernen. Das – unerreichte – Vorbild dieses aktuellen politischen Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.

Jakob Augstein ist seit 2008 Verleger und Geschäftsführer der Wochenzeitung "der Freitag". 1967 in Hamburg geboren, studierte er von 1989 bis 1993 Politik an der Freien Universität Berlin und am Institut d'études politiques de Paris. Er war zehn Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung als Reporter in Berlin und Ostdeutschland unterwegs. Von 2011 bis 2018 schrieb er die Kolumne "Im Zweifel links" auf "SPIEGEL ONLINE". Von 2011 bis 2020 lieferte er sich mit Nikolaus Blome, dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der Bildzeitung, in der Phoenix-Sendung "Augstein und Blome" einen wöchentlichen Schlagabtausch zum politischen Thema der Woche.

Eintrittspreis:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro

Veranstaltungsort:
Literaturhaus Berlin
Fasanenstr. 23
10719 Berlin-Wilmersdorf

Jakob Augstein © IMAGO /Manfred Segerer
IMAGO /Manfred Segerer

Talk - radioeins- und Freitag-Salon

Regelmäßig trifft Jakob Augstein im radioeins- und Freitag-Salon im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses einen Gast, um über Wahrheit und Erfindung in den großen Erzählungen unserer Zeit zu reden. Ungestört von der Erregungsmaschine des Internets treffen sich zwei Menschen zum Gespräch und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Fragen, zuhören, verstehen, lernen. Das Vorbild dieses Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.