Wilhelmstraße - Die Straße der Besten

Straße der Besten: Wilhelmstraße in Spandau
Straße der Besten: Wilhelmstraße in Spandau | © radioeins/Warnow

„Hier kennt jeder jeden und es fühlt sich fast an, wie in einem Dorf“, sagen die Wilhelmstädter über ihren Kiez. Sie lieben die Gegend für den Südpark, das nachbarschaftliche Zusammenleben und die Gastronomie an der Wilhelm/Ecke Brüderstraße. Alteingesessene, aber auch immer mehr junge Leute und Familien sind hier zu Hause. Ein paar Gesichter der Straße können Sie im Folgenden genauer kennenlernen...

Barfly

Öffnungszeiten:
Mo-Fr 8-0 Uhr,
Sa + So 9-0 Uhr

Lucie ist waschechte Spandauerin, hier geboren, aufgewachsen und bis auf kurze Unterbrechungen dem Bezirk treu geblieben. Die gelernte Erzieherin besetzte einige Häuser in Berlin, 1981 dann auch in ihrem Heimatbezirk Spandau. Das alte Fachwerkhaus sollte abgerissen werden, dank Lucie und den anderen Bewohnern ist es heute denkmalgeschützt und immer noch ihr Heim.

Barfly © radioeins/Warnow
Barfly

Conny kommt zwar aus Bayern, lebte aber schon als Kind in Berlin, kennt und liebt Spandau als ihre Heimat. Die beiden Frauen lernten sich um 1990 kennen, aus anfänglicher Skepsis wurde eine tiefe Freundschaft. Gemeinsam kellnerten sie in einer Spandauer Kneipe, brachten den Laden auf Hochtouren und beschlossen dann, es selber mit einem Lokal zu versuchen. Denn das fehlte damals Anfang der 90er. Alle Spandauer, die abends etwas essen, trinken, zusammensitzen wollten, fuhren ins benachbarte Charlottenburg.

Also gingen Lucie und Conny auf die Suche und fanden an der windigen Ecke Wilhelm-, Brüderstraße eine alte Tommykneipe (Spandau war britische Besatzungszone), die berüchtigt war für die Schlägereien der trinkfesten Soldaten. Die beiden Frauen hatten kein Geld, aber die Anwohner, die unbedingt ein annehmbares Restaurant um die Ecke haben wollten, borgten ihnen die Kaufsumme und versorgten sie außerdem mit allem, was sie brauchten: Möbel, Küchengeräte, Geschirr. Eine Art analoges Crowdfunding.

Am 24. April 1992 öffnete dann das „Barfly“ und wurde schon am ersten Abend überrannt. Es herrschte monatelang Chaos, aber gerade das liebten die Leute. Mittlerweile ist das „Barfly“ ein gutsituiertes Restaurant und seit 2008 gibt es an der Ecke gegenüber – im ehemaligen Vereinsheim „Blau-Weiß“ – auch noch die Bar „Plan B“.

Plan B
Plan B

Conny und Lucie beließen es aber nicht dabei: Sie holten 2008 die „Fête de la musique“ in die Wilhelmstadt, organisieren seit einigen Jahren das Stadtteilfest im August, organisieren wechselnde Ausstellungen im „Barfly“, beteiligen sich am „Lauf der Sympathie“ (zwischen Spandau und Falkensee, nach Wende als Brücke zwischen Ost- und Westberlin ins Leben gerufen), kümmern sich um die Flüchtlinge in der benachbarten Kaserne...

Und haben mit ihrem Engagement auch andere Lokale und Restaurants angezogen, so dass es in er Wilhelmstadt nun einen wirklich funktionierenden Kiez gibt und keiner mehr Richtung Innenstadt fahren muss, um etwas zu erleben.

Solo Pizza

Öffnungszeiten:
Montag - Donnerstag: 16:00 Uhr - 23:00 Uhr
Freitag - Samstag: 14:00 Uhr - 23:00 Uhr
Sonntag: 13:00 Uhr - 21:00 Uhr

Dieser Laden, in dem wirklich nur Pizza auf der Speisekarte steht, besticht durch 2 Dinge: er ist sehr klein (20 Plätze innen, im Sommer allerdings noch 70 Plätze draußen) und er ist sehr gut. So gut, dass er 2017 – zum 10. Jubiläum - von Kabel1-Sendung „Mein Lokal Dein Lokal“ zur besten Pizzeria Berlins erklärt wurde. Besonders beliebt vor allem für Feiern: die XXL-Pizza. Aufgemacht hat die Pizzeria in direkter Nachbarschaft zum Barfly das Gastronomen-Ehepaar Samir und Gina Livolsi. Er kam mit 4 Jahren aus Bosnien nach Berlin und hat das Kochen von seiner Mutter gelernt. Seine Frau betrieb mit ihrem sizilianischen Vater und der deutschen Mutter in den 1980er Jahren das Spandauer Restaurant »Fontana di Trevi«. Hier lernte Samir, wie eine echte und vor allem gute Pizza gebacken wird. Das Paar übernahm später das Restaurants, führte daneben noch weitere Lokale und auch ein kleines Hotel.

Gina_Livolsi vor dem Solo Pizza
Gina_Livolsi vor dem Solo Pizza

Was noch fehlte, war ein Pizza-Lieferservice. Und den wollten sie eigentlich hier in der Wilhelmstr. aufmachen. Doch ihre Freunde und Stammkunden, die sie dort besuchten, fanden es in dem kleinen Raum mit dem großen Tisch so urgemütlich, dass die Pläne geändert wurden. Samir baute einen Holzsteinofen und machte gemeinsam mit Gina das „Solo Pizza“ auf. Und auch wenn der Name Programm ist: Wer Lust auf einen Salat, eine Suppe oder einen Cocktail hat, der kann das Gewünschte trotzdem bestellen. Geliefert wird in diesem Fall aus dem „Barfly“. Umgekehrt kann man dort oder in der „Plan B“-Bar auch jederzeit eine Pizza ordern. Das Bermuda-Dreieck in diesem sehr kiezigen Teil der Wilhelmstraße funktioniert so gut, wie kaum eine andere Gegend von Berlin. Einmal in der Woche trifft man sich dann, um Besteck, Gläser und Geschirr auseinander zu sortieren und ein Gläschen auf die ausgesprochen gute Nachbarschaft zu trinken.

www.kabeleins.de/tv/mein-lokal-dein-lokal/videos/201719-der-pizzagigant-1-meter-durchmesser-und-vierfacher-belag-ganze-folge

Ände

Wer vermutet schon, dass im angeblich angestaubten Spandau eine neue, trendige Marke entstehen kann? 2016 gründeten Andrea Stenz und Domenik Seele das Unternehmen „Ände“ (Spitzname von Andrea Stenz) und produzieren seitdem ein Gingerbeer das gar kein Bier ist, sondern eine Limonade. Und zwar in den Geschmacksrichtungen „Gentle Ginger“ (für Ingwer-Einsteiger, mit Zitrone und Limette) und „Ginger-Root“ (für Ingwer-Liebhaber, etwas schärfer im Geschmack). Zwei Jahre zuvor hatten die ehemaligen TU-Studenten für Brauereiwesen begonnen, an ihrem besonderen Rezept zu tüfteln. Und schon ein Jahr nach ihrem Einstieg in die hart umkämpfte Branche, bekamen sie zwei wichtige Preise: den „Edeka-Foodstarter“ und den „Drinkstarter 2017“.

Domenik Seele und Andreas Stenz
Domenik Seele und Andreas Stenz

Ihren Sitz hat die junge Firma, zu der 2017 Jonas Lackmann aus Neukölln dazu stieß in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Barfly“.  Die hippe Ingwer-Limo steht dort natürlich auch auf der Karte. Auf dem Logo der typischen Schultheißflasche steht übrigens der Zusatz „Wilhelmstadt“ – eine kleine Hommage an den Kiez, der mehr zu bieten hat als Mietskasernen und 1-€-Shops

Peter Mabbett

Peter wohnt fast schon sein ganzes Leben lang in Spandau und seit 20 Jahren in der Brüderstraße/Ecke Wilhelmstraße. Der gelernte Heilerzieher arbeitete viele Jahre als Betreuer in Wohneinrichtungen für psychisch kranke Menschen und vertritt jetzt die Interessen seiner Kollegen bei seinem Arbeitgeber.

Peters Vater war britischer Soldat und bewachte unter anderem den letzten Gefangenen im Kriegsverbrechergefängnis Spandau: Rudolf Hess.

Er lernte Peters Mutter 1960 in der berühmt-berüchtigten Thommy-Kneipe „Windeck“ kennen, in dessen Räumlichkeiten sich seit fast 30 Jahren das „Barfly“ befindet. Die beiden verliebten sich und gingen zusammen nach Großbritannien, wo Peter zur Welt kam. Als er sieben Jahre alt war, trennten sich die Eltern und die Mutter ging zurück nach Spandau, das zur eigentlichen Heimat von Peter wurde.

Peter Mabbett
Peter Mabbett

Er engagiert sich innerhalb der „Schwusos“, der Schwulen Sozialdemokraten Spandaus, die unter anderem dafür sorgen, dass pünktlich zum CSD die Regenbogenfahne am Rathaus Spandau gehisst wird und alle Stolpersteine im Bezirk regelmäßig geputzt werden. Auch der erste Stolperstein in Spandau für Werner Adam, einem homosexuellen Mann, der von den Nazis ermordet wurde.

Elli – Lakritz & mehr

Öffnungszeiten:
Mo-Fr  11 – 18 Uhr, Sa  11 – 16 Uhr

350 Lakritzsorten – das ist das Sortiment, das Elke Straube alias „Elli“ gemeinsam mit ihrem Mann Peter seit März 2012 in ihrem Lakritz-Shop in der Wilhelmstraße anbietet. In großen Gläsern warten Süßwaren mit Lakritze, echte Lakritze und Schokoladen mit Salmiak auf den Connaisseur, der den herben Geschmack aus dem eingedickten Süßholzsaft zu schätzen weiß.

Elke Straube
Elke Straube

Hier kann sich jeder seine ganz persönliche Kombination zusammenstellen oder aber ein ausgefallenes Geschenkpaket schnüren. Bestseller ist das echte Lakritz aus Italien: pur, ohne Zucker und Zusatzstoffe und sehr geschmacksintensiv.

Aber es gibt auch interessante Lakritz-Produkte:Die „black saltlakrits“- Schokolade von Marabou, Honig mit Lakritz oder Salzlakritzsoße. Die wird z.B. in Schweden gern zum Rinderbraten gereicht. „Kettenfett“ nennt sich ein extra starker Lakritzschnaps. Und auch vom „kleinen Feigling“ gibt es eine Luxus-Lakritz-Variante.

www.elli-shop.de