Florastraße - Streetview

Florastraße Streetview
Florastraße Streetview | © radioeins/Warnow

Die Florastraße ist die heimliche Hauptstraße Pankows, weil sie den östlichen mit dem westlichen Teil Pankows verbindet. Der gesamte Kiez gilt laut Berliner Mietspiegel als “mittlere Wohnlage”, obwohl die Quadratmeterpreise inzwischen eine andere Sprache sprechen. Als der Prenzlauer Berg boomte und sich der Hippness-Faktor immer weiter nach Norden ausbreitete, schwappte die Gentrifizierungswelle in hohem Bogen über den Berliner S-Bahn-Ring hinweg und überspülte genau hier den bis dato noch bezahlbaren Grund und Boden.

Pocketpark

In der Florastraße 87 findet sich ein sogenannter Pocketpark.  Ein Stückchen brachliegendes ungenutztes Land, das man ohne Profitgedanken  landschaftsarchitektonisch ausgestaltet hat. Die Künstler Christine Gersch und Igor Jerschov erschufen hier 2005 übergroße Mosaikmöbel auf dem Grundriss eines Gründerzeithauses, das hier stand, bevor es im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Wo welches Zimmer genau lag, kann man problemlos am Boden abzulesen, auch der Grundriss ist durch Steinverzierungen nachgestellt. Die Künstler wurden dafür mit dem Gustav-Meyer-Sonderpreis für die außergewöhnliche Gestaltung einer Grünanlage ausgezeichnet.

Michael Hölzen im Pocketpark
Michael Hölzen im Pocketpark

Der Pocketpark ist aber nicht nur zum angucken da, sondern soll zum Verweilen einladen. Hier kann man unter freiem Himmel Gesellschaftsspiele spielen: die Küche lädt ein zu einer Runde Schach, die Stube zum „Mensch-ärger-dich-nicht“..., nur die Spielfiguren muss man selbst mitbringen.

Neben diesem Kunstwerk stand die sogenannte „Weiße Villa“, deren Ankauf der Bezirk damals verweigerte, obwohl sie ein Zeugnis der Gründerzeit war. Der Besitzer verkaufte das Grundstück 2014 an eine Baugemeinschaft, die die Weiße Villa abreißen ließ, um dort ein großes, architektonisch nicht sehr einfallsreiches Haus zu bauen. Das lässt im Kiez bis heute bei den Alt-Anwohnern das Blut kochen und verschärft den Unfrieden zwischen den zugezogenen Baugruppen und den alteingesessenen Florakiez-Bewohnern.

Mehr Infos unter:
www.berliner-woche.de

S- und U-Bahnhof Pankow

Der Anschluss Pankows ans Eisenbahnnetz erfolgte über die Eisenbahnstrecke Berlin-Stettin, die am 15.08.1843 eröffnet wurde. Damals hielt die Bahn aber noch nicht in Pankow, weil die Fuhrwerksbesitzer dies noch über etliche Jahre verhinderten. Erst 1880 konnte der Bahnhof Pankow-Schönhausen in Betrieb gehen. Er befand sich damals noch auf der anderen Seite der Gleise an der Berliner Straße. Die Brücke wurde erst 1892 nach Aufschüttung des Bahndamms gebaut.

S- und-U-Bahnhof-Pankow
S- und-U-Bahnhof-Pankow

1913 dann wird der neue Bahnhof Pankow-Schönhausen in der Florastraße eröffnet. Doch bis die Berliner S-Bahn endlich in Betrieb geht, dauert es noch einige Jahre. Erst 1924 ging die erste elektrifizierte Eisenbahnstrecke vom Stettiner Vorortbahnhof (heute: Nordbahnhof) nach Bernau in den Regelbetrieb.  Vorher pendeln Pferde-Omnibusse zwischen Pankow und dem Schönhauser Tor. 1954 wurde diese Bahnstation dann in S-Bahnhof Pankow umbenannt.
Der Bau des U-Bahnhofs Pankow an derselben Stelle sollte erst viele Jahrzehnte später realisiert werden. Bereits 1930 war die Strecke der heutigen U2 zum heutigen U-Bahnhof Vinetastraße (damals Bahnhof Pankow) verlängert worden. Die Weltwirtschaftskrise verhinderte die damals schon geplante weitere Verlängerung Richtung Norden. Diese Pläne gab es auch zur NS-Zeit und zu DDR-Zeiten. Ende der 1980er Jahre gab es sogar konkrete Bauankündigungen und bis 1988 wurde der Tunnel auch verlängert, doch erst Mitte der 1990er Jahre wurde dieses Thema wieder aktuell. Im Sommer 1997 begannen schließlich die ersten Bauarbeiten für diese Netzerweiterung. Äußerst schwierige Bodenverhältnisse, der extrem hohe Grundwasserstand und Funde einer mittelalterlichen Siedlung verzögerten die Arbeiten erheblich. Schließlich konnte erst am 16. September 2000 der Lückenschluss zwischen S- und U-Bahn eröffnet werden. Es bestehen auch weiterhin Planungen, wonach die U2 bis zur Pankower Kirche bzw. der Breiten Straße verlängert werden würde. Diese Planung ist auch im „Finanzszenario 2030“ des Berliner Senats vorgesehen. So ist eine mittelfristige Realisierung sehr wahrscheinlich.

Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Berliner_U-Bahn
de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Berliner_S-Bahn
www.ansichtskarten-pankow.de

Garbátyplatz

An der ehemals sehr geschäftigen Ecke Florastraße/ Berliner Straße 14 war 1945 durch Bombenangriffe eine freie Fläche entstanden, die wegen der seit den 1970er Jahren geplanten Verlängerung der U-Bahn nach Norden nicht wieder bebaut, sondern freigehalten wurde.

Garbatyplatz
Garbatyplatz

Am 16. September 2000 wurde diesem bisher namenlosen und auch nicht wirklich gestalteten Platz, zu Ehren des jüdischen Zigarettenfabrikanten Josef Garbáty, dessen Fabrik sich in unmittelbarer Nähe in der Berliner Straße befand, der Name Garbátyplatz verliehen. Und zwar im Rahmen des Festakts zur Eröffnung des U-Bahnhofs Pankow. Das Bezirksamt ehrte damit das Wirken der Familie Garbáty, die nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber in Pankow waren, sondern sich auch sozial sehr engagierte.

Im Jahr 2008 hatte der Liegenschaftsfonds Berlin die Platzfläche an die Firma Merz Objektbau aus Baden-Württemberg verkauft. Die baute zwischen April 2011 und September 2012 ein großes Dienstleistungszentrum mit drei Etagen (Mieter des Hauses sind Ärzte, Einzelhandel, ein Edeka-Markt, eine Drogerie). Der schwarze Bauriegel verdeckt die zuvor sichtbare Giebelwand eines Wohnhauses der Berliner Straße. Doch nicht nur deshalb beschwerten sich nach Fertigstellung des Gebäudes viele Anwohnern und Nutzer des Platzes. Die schwarze Fassade verschandelt in ihren Augen die Umgebung und passt so gar nicht in die architektonische Umgebung in der Florastraße. Das Bezirksamt hatte entsprechend dem Bauentwurf eine Fassade in einem „wesentlich helleren Farbton mit verschiedenfarbigen Fassadenfeldern“ genehmigt, das Brückenbauteil sollte sogar weiß werden. Zunächst sollte deshalb ein Bußgeld gegen die Investoren verhängt werden und eine Rückbauanordnung erlassen werden. Doch weil die nach dem Unternehmer Karl Schlecht benannte gemeinnützige Stiftung den Baukomplex im April 2013 erworben hatte, kam es dazu nicht. So jedenfalls die offizielle Erklärung für diese ganz offensichtliche und bisher nicht veränderte Bausünde.

Quelle:
de.wikipedia.org/wiki/Garb%C3%A1typlatz

Florastraße 92

Dieses Haus wurde wie so viele Häuser in der Straße um die Jahrhundertwende gebaut und gehörte ab 1901 dem "Volksküchenverein Pankow". Dieser im Jahr 1900 von Frauen ins Leben gerufene Verein diente der Versorgung der armen Bevölkerung mit einer warmen Mahlzeit. Die Industrialisierung zog immer mehr Menschen nach Berlin, die aber oft unter erbärmlichsten Verhältnissen in den Fabriken schuften mussten und deren kärglicher Lohn kaum für die Ernährung einer ganzen Familie ausreichte. Die Verelendung in Berlin nahm zu. Bereits 2 Jahre nach Gründung dieser Volksküche, von denen es etliche in Berlin gab, wurden bereits 29.000 Essenportionen täglich ausgegeben. Diese Zahl stieg durch die Folgen von erstem Weltkrieg und die folgende Weltwirtschaftskrise stetig an. Diese Volksküche gab bis zum 2. Weltkrieg, 1945 wurde das Haus zerstört. Heute befindet sich an dieser Stelle eine der letzten unbebauten Brachen in der Florastraße.

Florastraße 92
Florastraße 92

Die Tradition der Versorgung armer Menschen hat sich aber erhalten. Unweit der Florastr. in der Wollankstr. 19 versorgt seit 1991 die Suppenküche und Kleiderkammer des dort seit 1922 ansässigen Franziskanerklosters bedürftige Menschen mit dem Lebensnotwendigsten.

Quelle:
www.ansichtskarten-pankow.de

Tipp

Wer mehr erfahren möchte über Pankow und seine Geschichte, dem seien der Freundeskreis der Chronik Pankow und die wunderbare Seite www.ansichtskarten-pankow.de ans Herz gelegt.

Außerdem empfiehlt es sich, den Newsletter des Blogs www.florakiez.de zu abonnieren und das Buch „Berlin Pankow“ (erschienen im Sutton-Verlag) in den Kiez-Buchhandlungen zu kaufen oder übers Internet zu beziehen.