Total NET - radioeins online onair - Mit Laserscans historische Gebäude in der Ukraine digital retten

Blick auf das nach einem russischen Angriff zerstörte Drama-Theater von Mariupol © AP Photo/Alexei Alexandrov
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In der Ukraine herrscht Krieg. Ganze Städte sind stark zerstört, unzählige historische Gebäude beschädigt und teilweise einsturzgefährdet. Wenn die Soldaten weg sind und die Bomben nicht mehr fallen, werden diese Schäden erst wirklich sichtbar.

Den Zustand der historischen Gebäude zu ermitteln ist eine Mammutaufgabe. Ein französischer Ingenieur namens Emmanuel Durand will helfen, mit modernster Lasertechnik hält er den Ist-Zustand der Gebäude digital fest.

Wie das geht und warum er das macht, darüber berichtet radioeins-Kollege Sven Oswald.

Was genau macht Emmanuel Durand da gerade in der Ukraine?


Er scannt, und zwar in 3D mit modernster Lasertechnik, und zwar ganze Gebäude und genau so, wie sie aktuell aussehen mit allen Schäden und Bruchstellen.

Wie stellt er das an?


Mit Helm und Schutzweste klettert und krabbelt er um die Gebäude herum und mitten rein, um das Haus dann von innen und außen zu scannen. Die Technik ist erstaunlich klein, sieht aus wie so ein Vermessungsgerät mit Stativ, mit dem manchmal gelbbewestete Leute bei uns an den Straßen stehen, ist aber deutlich leistungsstärker. Pro Sekunde werden 500.000 Punkte gescannt, die dann im Rechner von Experten zu einem Modell zusammengebaut werden.

So entsteht dann ein dreidimensionales virtuelles Modell des jeweiligen Gebäudes. Wozu braucht man das?


Einerseits hält das den Ist-Zustand für alle Ewigkeit fest. Andererseits hilft das ukrainischen Denkmalschützern, Architekten und Statikern dabei zu sehen, wie einsturzgefährdet das Gebäude ist, wo die Statik eventuell versagt, wo erstmal gestützt werden muss und so weiter. Man kann also an einem Ort die Rettung vieler Gebäude planen, und zwar ohne selbst im Kriegsgebiet zu sein, und kann dann Prioritäten setzen, weil alle kaputten historischen Gebäude gleichzeitig kann ja keiner angehen.

Wie sehen die Modelle denn später aus?


Eigentlich wie ein sehr gut gemachtes Gebäude in einem Computerspiel. Man kann es in alle Richtungen drehen, man kann es in Scheibchen schneiden, also auch wirklich reingucken – wenn Emanuel Durand vorher von drinnen auch gescannt hat – und das Ganze ist auf 5 mm genau. Man könnte aus den jetzt gesammelten Daten Gebäude, die jetzt nicht mehr zu retten sind, auch rein virtuell wieder aufbauen und zumindest digital für alle Ewigkeit so festhalten, wie sie mal heile aussahen… sowas machen beispielsweise Archäologen an uralten Fundstätten… das was noch da ist scannen, den Rest dann digital rekonstruieren… hier entsteht viel Content für zukünftige VR-Anwendungen!

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