Nach Radio France Internationale - Auch France 24 in Burkina Faso verboten

Nach Mali hat jetzt auch Burkina Faso die Betätigung des französischen Auslandsrundfunks vollständig unterbunden. Das bereits im Dezember gegen Radio France Internationale verhängte Sendeverbot wurde auf France 24 erweitert.
Begründet wurde die Abschaltung mit einem „Interview“, das der Sender mit dem Anführer der Terrorgruppierung AQIM („Al-Kaida im Islamischen Maghreb“) geführt und sich so zur „Kommunikationsagentur dieser Terroristen gemacht“ habe.
France 24 hat das scharf zurückgewiesen. Das „Interview“ sei lediglich ein Auszug aus einer Sprachnachricht mit hohem Nachrichtenwert. Bei laufenden Kontakten mit dem Medienregulierer in Ouagadougou sei die, so France 24, Diffamierung kein einziges Mal erwähnt worden. Man habe davon erst aus der Pressemitteilung über die „Suspendierung“ erfahren.
Die Abschaltung von RFI war zuvor mit der Ausstrahlung „unzutreffender Berichte sowie an die Bevölkerung gerichteter Drohungen des Anführers einer islamistischen Miliz“ begründet worden. Hier meldete sich der Redakteursausschuss des Senders mit einer Zurückweisung.
Nach zwei Putschen, zu denen es 2022 in Burkina Faso gekommen war, ist das Militär der früheren Kolonialmacht Frankreich bereits des Landes verwiesen worden.

Mit diesen Schritten folgte Burkina Faso dem benachbarten Mali. Die Reaktion aus Paris auf die im März 2022 verfügte Abschaltung von RFI und France 24 entsprach bereits fast wörtlich den gerade zum Sendeverbot in Burkina Faso abgegebenen Erklärungen.
Die Junta in Bamako hatte sich in ihrem Kommuniqué zu einem Vergleich mit „Radio Mille Collines“ verstiegen. Das war ein 1993 vom staatlichen Radio Ruanda geschaffenes Hetzprogramm, in dem zum Völkermord an den Tutsi aufgerufen wurde.
Auch aus Mali ist das französische Militär bereits abgezogen. Ob die Bundeswehr noch, wie im vergangenen Jahr geplant, bis Mai 2024 im Land bleiben wird, ist fraglich.
In einem Punkt ist die Verbotsverfügung der malischen Junta geradezu amüsant: Sie wollte RFI auch die Ausstrahlungen über die Kurzwellensender in Frankreich selbst verbieten.

Dabei geht es nicht mehr nur um Französisch: Seit 2015 sendet RFI auch in der nativen Sprache Mandinka und tut damit jetzt das, womit es sich in der Vergangenheit von Radio Moskau die Show stehlen ließ. Eine weitere Ergänzung, die sich bei der Deutschen Welle noch im Stadium der Wünsche befindet, ist die Sprache der Fulani-Nomaden.
Insgesamt laufen die eigenen Ausstrahlungen von RFI derzeit wie folgt:
Französisch
06.00-07.00 Uhr: 11700, 15300 kHz
07.00-08.00 Uhr: 9790, 11700, 15300 kHz
08.00-09.00 Uhr: 9790, 11700, 13695, 15300 kHz
09.00-10.00 Uhr: 13695, 15300, 17660, 17850 kHz
10.00-11.00 Uhr: 13695, 15300, 15320, 17850, 21580 kHz
11.00-12.00 Uhr: 15300, 15320, 21580 kHz
14.00-15.00 Uhr: 15300, 17620, 17660, 21690 kHz
15.00-16.00 Uhr: 17815 kHz
16.00-17.00 Uhr: 17815 kHz
17.00-19.00 Uhr: 15230 kHz
19.00-20.00 Uhr: 15300, 17850, 21580 kHz
20.00-21.00 Uhr: 13740, 15300, 17850, 21690 kHz
21.00-22.00 Uhr: 11995, 13740, 13835, 15300, 17850 kHz
22.00-24.00 Uhr: 9500, 9790, 11995 kHz
Mandinka
09.00-09.30 Uhr: 13660 kHz
10.00-10.30 Uhr: 15455 kHz
14.00-14.30 Uhr: 15275 kHz
19.00-19.30 Uhr: 15485 kHz
Fulani
09.30-10.00 Uhr: 15330 kHz
10.30-11.00 Uhr: 15455 kHz
15.00-15.30 Uhr: 15300 kHz
19.30-20.00 Uhr: 15485 kHz
Haussa
08.00-08.30 Uhr: 11995, 13740 kHz
09.00-09.30 Uhr: 13740, 15325 kHz
18.00-19.00 Uhr: 17850 kHz
22.00-22.30 Uhr: 11700 kHz
Suaheli
06.30-07.00 Uhr: 11790 kHz
07.30-08.00 Uhr: 15215 kHz
17.00-18.00 Uhr: 21690 kHz
Die Übertragung um 14.00 Uhr auf 17660 kHz kommt aus Madagaskar. Bei den Ausstrahlungen aus Frankreich selbst wird inzwischen weitgehend auf den Luxus eines Betriebs mit 500 kW verzichtet; meist bleibt die Sendeleistung, wie international schon seit Jahren üblich, auf 250 kW beschränkt.
Eine Besonderheit gibt es am Sonntag. Dann verbreitet RFI von 21.00 bis 22.00 Uhr auf 13835 kHz eine französische Sendung von Radio Taiwan International, als letzte nach Afrika gerichtete Übertragung des Auslandshörfunks aus Taipeh überhaupt.
Im Gegenzug kommt aus Taiwan die letzte verbliebene Kurzwellenübertragung von RFI für ein Zielgebiet außerhalb von Afrika: Ebenfalls nur sonntags eine Stunde Vietnamesisch; wenn sich hier nichts geändert hat ab 15.00 Uhr auf 9650 kHz.
Der fortgesetzte Austausch dieses winzigen Sendezeitkontingents überrascht, da es 2020 einen Bruch gab: Wegen angeblich „prochinesischem“ Charakter der Sendungen von RFI endete in Taiwan deren Weiterverbreitung auf UKW.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 01.04.2023