Wie in Mali und Burkina Faso - France 24 und RFI im Niger abgeschaltet

Niger, Burkina Faso, Mali
© Sammlung University of Texas

Was bereits in Mali und Burkina Faso geschah, hat sich auch in medienpolitischer Hinsicht im benachbarten Niger wiederholt: Die Weiterverbreitung von France 24 und Radio France Internationale wurde eingestellt.

Als Ritual erscheint die von den französischen Auslandssendern herausgegebene Verurteilung „dieser Entscheidung, die außerhalb jedes üblichen und rechtmäßigen Rahmens getroffen wurde“. Das ist die wenig überraschende Kommentierung eines gegen Frankreich gerichteten Militärputsches, zumal eines unerwarteten.

... aux praliques et au role tristement celebre de la radio "Mille Collines"
2022: Mitteilung des Sendeverbots in Mali | © @payenc

Die Abschaltserie begann 2022 in Mali. Die dortige Junta verstieg sich zu einem Vergleich mit „Radio Mille Collines“. Das war ein 1993 vom staatlichen Radio Ruanda geschaffenes Hetzprogramm, in dem zum Völkermord an den Tutsi aufgerufen wurde.

Etwas mehr Mühe gab man sich Ende 2022 bzw. im vergangenen Frühjahr in Burkina Faso mit den Vorwürfen: Es seien „Drohungen“ des Anführers einer islamistischen Miliz ausgestrahlt bzw. es sei für die Terrorgruppierung AQIM („Al-Kaida im Islamischen Maghreb“) „Kommunikation“ betrieben worden.

Manding-Sprachfamilie
Das Verbreitungsgebiet von Mandinka, auch bekannt als Bambara

In einem Punkt war das Kommuniqué aus Bamako geradezu amüsant: Man wollte RFI auch die Ausstrahlung über die Kurzwellensender in Frankreich selbst verbieten. Das wird natürlich vollständig ignoriert.

Dabei geht es nicht nur um Französisch. 2015 ergänzte RFI sein Angebot um die Sprache Mandinka und macht damit nun doch noch, womit es sich in der Vergangenheit von Radio Moskau die Show stehlen ließ. Als nächste Erweiterung, die sich bei der Deutschen Welle noch im Stadium der Wünsche befindet, folgte die Sprache der Fulani-Nomaden.

Insgesamt laufen die eigenen Ausstrahlungen von RFI derzeit wie folgt:

Französisch
06.00-07.00 Uhr: 11700, 15300 kHz
07.00-08.00 Uhr: 9790, 11700, 15300 kHz
08.00-09.00 Uhr: 9790, 11700, 13695, 15300 kHz
09.00-10.00 Uhr: 13695, 15300, 17660, 17850 kHz
10.00-11.00 Uhr: 13695, 15300, 15320, 17850, 21580 kHz
11.00-12.00 Uhr: 15300, 15320, 21580 kHz
14.00-15.00 Uhr: 15300, 17620, 17660, 21690 kHz
15.00-16.00 Uhr: 17815 kHz
16.00-17.00 Uhr: 17815 kHz
17.00-19.00 Uhr: 15230 kHz
19.00-20.00 Uhr: 15300, 17850, 21580 kHz
20.00-21.00 Uhr: 13740, 15300, 17850, 21690 kHz
21.00-22.00 Uhr: 11995, 13740, 13835, 15300, 17850 kHz
22.00-24.00 Uhr: 9500, 9790, 11995 kHz

Mandinka
09.00-09.30 Uhr: 13660 kHz
10.00-10.30 Uhr: 15455 kHz
14.00-14.30 Uhr: 15275 kHz
19.00-19.30 Uhr: 15485 kHz

Fulani
09.30-10.00 Uhr: 15330 kHz
10.30-11.00 Uhr: 15455 kHz
15.00-15.30 Uhr: 15300 kHz
19.30-20.00 Uhr: 15485 kHz

Haussa
08.00-08.30 Uhr: 11995, 13740 kHz
09.00-09.30 Uhr: 13740, 15325 kHz
18.00-19.00 Uhr: 17850 kHz
22.00-22.30 Uhr: 11700 kHz

Suaheli
06.30-07.00 Uhr: 11790 kHz
07.30-08.00 Uhr: 15215 kHz
17.00-18.00 Uhr: 21690 kHz

Die Übertragung um 14.00 Uhr auf 17660 kHz kommt aus Madagaskar. Bei den Ausstrahlungen aus Frankreich selbst wird inzwischen weitgehend auf den Luxus eines Betriebs mit 500 kW verzichtet; meist bleibt die Sendeleistung, wie international schon seit Jahren üblich, auf 250 kW beschränkt.

Der fortgesetzte Austausch dieses winzigen Sendezeitkontingents überrascht, da es 2020 einen Bruch gab: Wegen angeblich „prochinesischem“ Charakter der Sendungen von RFI endete in Taiwan deren Weiterverbreitung auf UKW.

Andererseits baut RFI seine Hörfunkaktivitäten in Asien auch selbst immer weiter ab. Jüngste Zäsur ist hier der Rückzug aus Kambodscha.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.08.2023