Album der Woche - "First Two Pages Of Frankenstein" von The National

First Two Pages Of Frankenstein von The National
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First Two Pages Of Frankenstein von The National | © 4AD

The National besteht nun seit nahezu einem Vierteljahrhundert. Es sei seine längste Beziehung, so Frontmann und Sänger Matt Berninger in einem Interview. Und aus dieser Beziehung gehen regelmäßig einschlägige Alben hervor. Für das neue Album „First Two Pages Of Frankenstein“ hat The National die Tür der Kollaboration weiter als sonst geöffnet, und unter anderen mit Sufjan Stevens, Phoebe Bridgers, und Taylor Swift zusammengearbeitet.

Wann ist etwas zu Ende? Dieses Szenario ist zuletzt wohl häufig durch die Köpfe der Bandmitglieder von The National gegeistert. Nachdem Matt Berninger etwa ein Jahr mit einer Schreibblockade zu kämpfen hatte, stand die Frage im Raum, ob sich die Band nach mehr als 20 Jahren noch etwas zu sagen hat. Um diese zu überwinden, hat es ihm offenbar geholfen zu Mary Shelleys Frankenstein zu greifen. Auf den ersten beiden Seiten wird die Rahmenhandlung abgesteckt: Der Erzähler ist auf einem gecharterten Expeditionsschiff Richtung Arktis unterwegs. Ein Bild, das Berninger half, über sein eigenes Gefühl irgendwie abgetrieben zu sein zu schreiben.


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Geholfen hat aber nicht nur die "Frankenstein"-Lektüre, sondern auch eine neue Dynamik der Band. Nachdem sie seit 2001 konstant auf Tour waren, und es ohne große Pausen von einem Projekt zum nächsten ging, blieb den Bandmitgliedern langsam immer mehr die Luft weg, erzählt Aaron Dessner. Die Pandemie sei für The National daher paradoxerweise so etwas wie eine Erleichterung gewesen. Plötzlich begann eine Zeit, wo man einfach zu Hause sein konnte. Mit der eigenen Familie, ohne Band. Nach dieser Zeit wieder gemeinsam ins Studio zu finden, sei zunächst hart gewesen. Als der Schritt aber getan war, sei ein Knoten geplatzt. Wie im Flow entstand das neue, neunte Album von The National, so Dessner. In der für die Band typischen und manchmal mit gewisser Ironie-versehenen Welt-Schmerz-Melancholie, wechseln sich Balladen mit dem gewohnt dynamischen Duktus ab, in den Berningers Stimme gemeinsam mit Gitarre und Schlagzeug fällt; eingebettet in eine Produktion aus diversen Sound-Ebenen.

Die Band hat sich dabei vom eigenen Umfeld inspirieren – und unterstützen lassen. Gemeinsam sind Songs mit u.a. Phoebe Bridgers, Sufjan Stevens oder auch Taylor Swift entstanden. Zwar tauchten andere Stimmen – wie die von Sharon Van Etten oder Lisa Hannigan – immer mal wieder auf den Alben und in den Songs von The National auf, dass Künstler*innen aber explizit als "Featuring Artists" an der Musik beteiligt sind, passierte bisher eher selten. "First Two Pages Of Frankenstein" spiegelt so auf schöne Weise den Gedanken wider, dass Blockaden oft mit Hilfe anderer überwunden werden. Es scheint wie zugeschnitten auf unsere Zeit, in dem es das Kooperieren statt des Isolierens betont.

Laurina Schräder, radioeins

Tracklisting

1. Once Upon A Poolside (feat. Sufjan Stevens)
2.
Eucalyptus
3.
New Order T-Shirt
4. This Isn’t Helping (feat. Phoebe Bridgers)
5. Tropic Morning News
6.
Alien
7.
The Alcott (feat. Taylor Swift)
8.
Grease In Your Hair
9.
Ice Machines
10.
Your Mind Is Not Your Friend (feat. Phoebe Bridgers)
11. Send For Me

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