Album der Woche - "One Star" von Jungstötter

One Star von Jungstötter
PIAS
One Star von Jungstötter | © PIAS

Jungstötter – das ist Fabian Altstötter solo. Nach erfolgreichen Jahren mit seiner Band Sizarr hat er 2019 sein Debüt-Album veröffentlicht. Mit "One Star" erscheint nun das zweite Album. Düster und melancholisch erinnert es an einen jungen Nick Cave, der Umbrüche und die Herausforderungen der letzten Jahre in Musik übersetzt.

An seine Texte gehe Jungstötter heran wie an Gedichte. Sie sollen nicht zu direkt sein, aber explizit. Sie sind keine genaue Beschreibung dessen, was er erlebt, vielmehr transportieren sie ein bestimmtes Gefühl, mit dem mitunter auch andere resonieren können. Ein wirkliches Konzept, wie er dabei vorgeht, habe Jungstötter nicht. Intuitiv fängt er Momente ein, und archiviert sie in seiner Musik.


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Quelle Interviewtöne: Stephan Laack


Ein großer Teil dieser Momente dreht sich dabei immer wieder um das größte Thema der Popmusik: Die Liebe. Jungstötter selbst sagt, seine Musik habe oft gar etwas ‚Schmachtendes‘. In Liebesliedern steckt für ihn allerdings wesentlich mehr als die Zuneigung von Personen zueinander. Immer wieder weitet sich das Thema zu etwas Universellerem. Etwas zu wollen, nach etwas zu verlangen, so Jungstötter, übe eine grundsätzliche Faszination auf ihn aus, was bereits auf seinem Solo-Debütalbum "Love Is" deutlich wurde. Auch auf dem neuen Album sind die schmachtenden Liebeslieder zu finden, wenngleich sie diesmal weniger stark in Erscheinung treten.

Auf "One Star" bekommen vor allem Themen einen Raum, die eine Frustration mit der Welt spiegeln, beziehungsweise ein gesellschaftliches Unverständnis, das Jungstötter unter anderem im Song "Burden" benennt ("Something has bell punched the shell. A word lit in the oil pool. We’re sweating like hell") oder in "Nothing Is Holy" durch das Verwenden von Samples unterstreicht, die zum Beispiel ein gestörtes Walkie-Talkie-Signal wiedergeben.

Während Jungstötter mit seiner Band Sizarr meist noch beschwingter im klassischen Indie-Pop blieb, hat sich mit Beginn seiner Solokarriere die Dynamik verändert. Die Stücke sind in sich zurückgenommener. Sie scheinen geradezu in eigenen Gedanken zu verharren. Das Grundgerüst seiner Songs bildet immer das Singer-Songwriting. Allerdings folgt es der Vorstellung Jungstötters eine Symbiose einzugehen, mit einem Sound, bei dem die Produktion im Vordergrund steht. So sind die Songs schließlich alles andere als minimalistisch, besitzen aber eine schöne düstere Schlichtheit, die hier und da an Künstler wie Anohni, Nick Cave oder Get Well Soon erinnern lässt.

Laurina Schräder, radioeins

Tracklist

1 Know
2 Sensation
3 Nothing is holy
4 Air
5 Ribbons
6 Thrashers swath
7 You (everywhere)
8 Burdens
9 My fear is but a looting
10 One star

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