Album der Woche - "Das ist los" von Herbert Grönemeyer

Das ist los von Herbert Grönemeyer
Vertigo Berlin
Das ist los von Herbert Grönemeyer | © Vertigo Berlin

Herbert Grönemeyer beginnt laut eigener Aussage mit "Das ist los" einen neuen Zyklus in seiner Musik: Elektronischer, energetischer. Um den neuen Zugang zu seiner Musik zu finden, hat er sich neue Kollaborateur*innen gesucht – und sich beispielsweise analoge Beats von Komponist Hainbach programmieren lassen.

"Selbstsicher bin ich natürlich in allen Sachen, die ich mache, nicht. Aber ich kann zumindest selbst für mich entscheiden, was mich interessiert oder was ich kraftvoll genug finde, dass man es veröffentlichen kann." Wenn Herbert Grönemeyer über sein neues Album spricht, überwiegen Neugier und Bauchgefühl – für ihn sind es entscheidende Faktoren, um einen Song zu machen und letztlich auf ein Album zu bringen. Was er nicht will, ist Langeweile, oder eine mundgerechte Portionierung von Musik, die sich nach drei Mal hören erschöpft.


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"Das ist los", das 16. Album von Herbert Grönemeyer, erscheint nun fünf Jahre nach dem Vorgänger "Tumult". Ein Album, auf dem Grönemeyer noch mahnend die politische Verantwortung der Gesellschaft besingt. Während damals das Vorsichtige, der Aufruf sich gegen Rechts zu positionieren im Vordergrund stand, formuliert Grönemeyer nun das Positive. Während der Pandemie, aber auch nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, beobachtet er eine Gemeinschaft, die tatsächlich an vielen Stellen funktioniere. Für ihn selbst sei es eine große Stütze zu wissen, dass wir in den aktuellen Zeiten nicht allein sind, dass wir gemeinsam –weltweit alle mit ähnlichen Problemen umgehen müssten. Statt eines erhobenen Zeigefingers ist es also der Pep-Talk, den Grönemeyer nun bemüht, und der bestärken und Mut machen soll, in Unsicherheiten eine Chancen zu sehen.

Wie so oft ist Grönemeyer nicht komplett allein für diese Mutrede in Form von 13 Songs verantwortlich und hat sich alte Freunde bemüht und neue gewonnen, um mit ihm zusammenzuarbeiten. So schrieb beispielsweise Balbina für "Deine Hand" den Text, Hainbach baute die analogen Beats für "Herzhaft", von Alex Silva kam unter anderem die Inspiration für die Refrain-Zeilen des Titeltracks: es ist die von Silva gern verwendete direkte Übersetzung des englischen Ausdrucks "That‘s what‘s happening" ins Deutsche "Das ist, was ist los".

Klingen tut das schließlich in allen Varianten nach ihm selbst, nach Herbert Grönemeyer und seinen vergangenen 15 Alben. Manchmal reisen dabei die Beats in Elektro-Pop-Erinnerungen der 80er und 90er Jahre; reißen also vielleicht ab und an ein klein wenig aus, aber niemals zu sehr. Sogar das Saxophon findet einen authentischen Platz auf "Das ist los". In gewisser Hinsicht ist das neue Album von Grönemeyer eine Analyse unseres Zeitgeistes, vor allem aber ist es wohl eine Hommage an das Eklektische, die Vielfalt – die Gemeinschaft.

Laurina Schräder, radioeins

Tracklisting

1. Deine Hand
2.
Das ist los
3.
Herzhaft
4.
Tau
5.
Genie
6.
Der Schlüssel
7.
Angstfrei
8.
Urverlust
9.
Eleganz
10.
Oh oh oh
11.
Eine Tonne Blei
12.
Behutsam
13.
turmhoch
14.
Angstfrei (alt. Version)

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