Album der Woche - Cacti von Billy Nomates

Cacti von Billy Nomates
Invada
Cacti von Billy Nomates | © Invada

Ein Kaktus ist resilient. Er kann lange Trockenphasen meistern und steht für Ausdauer und Individualität. Für die britische Musikerin Billy Nomates drückt der Kaktus etwas Bewunderswertes aus und so stand der Name ihres nun erschienenen zweiten Albums schon fest, bevor die Songs dazu fertig waren.

Billy Nomates, geboren als Tor Maries, beginnt in verschiedenen Bands Musik zu machen, ist damit aber nur mäßig erfolgreich, und gibt es wieder auf. Ihre Einschätzung, es sein ein Hobby für reiche Leute, ändert sie ein paar Jahre später, als sie immer nervöser wird, wie es mit ihrem eigenen Leben weitergehen soll. Sie finanziert sich damals mit diversen Jobs, und schläft nach einer Trennung auf dem Sofa ihrer Schwester. Sie leidet an Depressionen, findet dann allerdings einen Weg, die Energie ihre Verzweiflung in Musik zu packen. Auf ihrem ersten Album thematisiert Billy Nomates die von ihr empfundene soziale Ungleichheit – Sexismus, schlechte Gelegenheitsjobs. Auf „Cacti“ schildert sie nun weniger äußere Missstände, sondern Innere: ihr Leben mit den Depressionen.


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Im Song „Blue Bones“ beispielsweise personifiziert Billy Nomates ihre Depression. Sie wird zu einem Freund, der immer präsent, ein eigenes Leben führt. Dieses Abstrahieren ihrer Depression helfe ihr einen gesünderen, ganzheitlicheren Blick auf ihr Leben zu bekommen. Es helfe ihr sich zu distanzieren, sodass unter anderem der Wunsch ihr eigenes Leben zu beenden schließlich aus ihrem Fokus gerutscht sei.

„Cacti“ sei das Persönlichste was sie bis dato geschrieben habe. Auch wenn Billy Nomates diese Aussage wenig mag, da sie wie eine Floskel klinge. Der offene Umgang mit ihrem seelischen Zustand sei nicht nur für sie selbst eine Herausforderung: Einige ihrer Freundinnen und Freunde seien auf sie zugekommen. Ihre Musik hat diverse Reaktionen ausgelöst. Sie nun mal niemand, der Sachen beschönige, erklärt Billy Nomates im Interview. Die Wahrheit sei selten blumig und poetisch, und manchmal sticht sie eben besonders. Wie gut, dass Billy Nomates ihre eigenen Stacheln und Abwehr zurückgefahren hat, und uns als Hörende an ihrer Bewältigungsstrategie mit Einflüssen aus u. a. 80er-Jahre-Popmusik, Country und Americana wie Post-Punk teilhaben lässt.

Laurina Schräder, radioeins


Tracklisting

1. Balance Is Gone
2. Black Curtains In The Bag
3. Blue Bones (Deathwish)
4. Cacti
5. Saboteur Forcefield
6. Roundabout Sadness
7. Spite
8. Fawner
9. Same Gun
10. Vertigo
11. Apathy Is Wild
12. Blackout Signal

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