Album der Woche - "Felt better alive" von Peter Doherty

"Felt Better Alive" von Peter Doherty © Strap Originals
"Felt Better Alive" von Peter Doherty | © Strap Originals

"Ich bin froh, dass sich die Sache so entwickelt hat. So sollte es sein", sagt Peter Doherty über den Stand seines Lebens und über seine neue Platte "Felt Better Alive". Vielleicht ist er der bekannteste Indie-Künstler der Gegenwart: Pete Doherty. Trotzdem Pete, der sich nun lieber Peter nennt, seit mehr als 20 Jahren sowohl mit seinen Bands The Libertines, in anderen Formationen als auch solo regelmäßig Musik veröffentlicht, scheint das Hauptinteresse an ihm sich nicht auf seine Musik zu beziehen. Vielmehr füllt seine Lebensweise seit Jahrzehnten die Klatschspalten.

Seine berühmte Exfreundin Kate Moss, die Freundschaft zur verstorbenen Amy Winehouse, seine fast 10 Jahre andauernde Heroinabhängigkeit und die damit einhergehende Unzuverlässigkeit. Der nächste Skandal wird gewittert, sobald Peter Doherty das Rampenlicht betritt. Doch damit ist seit einiger Zeit Schluss.

Er hat die Drogen aufgegeben. Sein Leben hat sich komplett geändert. Wenn er ehrlich ist, dann findet er aber, dass man flapsig darüber etwas Allgemeingültiges sagen kann. Als Suchtkranker von der Droge loszukommen, erfordert viel Kraft und psychische Stärke. Am Ende ist es ein fragiler Zustand und bei Peter hauptsächlich darauf gestützt, nicht sterben zu wollen. Er hat geheiratet und eine 20 Monate alte Tochter. Die Welt der Drogen ist nun eine andere, nicht mehr die seine. Neues Leben, neues Album. Das heißt "Felt better Alive", denn er habe sich früher nur im Rausch lebendig gefühlt, obwohl ihn dieses Verhalten fast in den Tod getrieben hat.


Album der Woche am Montag

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Eine gesunde Beziehung zu führen und überhaupt, nicht die ganze Zeit alles von chemischen Substanzen abhängig zu machen, sei für ihn noch neu, aber er genießt es. Und so wirken die 11 neuen Songs seines Albums auf ihre Art sehr erbaulich und fast heiter. Geschrieben sind sie ungefähr zur gleichen Zeit als auch das letzte Album mit seiner Band Libertines entstanden ist. Zusammen mit Bandpartner Carl Barat. Auch hier gab es einen Sinneswandel.

In alten Zeiten seien sie unentwegt auf Alkohol und Koks gewesen und hätten nach jedem Konzert ewig lang gefeiert, erzählt Peter Doherty. Aber nicht momentan. Da gehen sie lieber früh schlafen, um fit fürs nächste Konzert zu sein. Die grundsätzliche Versuchsanordnung ist also: Auf Exzess zu verzichten und neue Songs nüchtern zu schreiben. So hat Peter Doherty also entschieden, das leibliche Wohl nicht einer falschen Vorstellung von Kreativität zu opfern. In dem Titelsong des neuen Albums, reflektiert er das und singts davon, dass er seine Nächte alten Songs geopfert hat und um Grabsteine geschlichen ist, um diese Songs auszugraben. Er gab sich einen Schuss, um sich lebendig zu fühlen, doch heutzutage, da lebt er wirklich: "Felt Better Alive".

Dass die neuen Songs erbaulich klingen, liegt daran, dass Peter Doherty ein Optimist ist.

So sieht er vielerorts, dass die Kids von heute immer noch gern die Gitarre in die Hand nehmen, um sich mittels Musik lebendig zu fühlen. Es mag töricht sein, daran zu glauben, dass Rock’n’Roll die Seele retten kann, aber er hat es getan und wird es auch weiterhin tun, der Rock ‚n‘ Roll, so Peters Überzeugung. Das ist ihm Grund genug, fröhlich zu sein.

Das Album "Felt Better Alive" klingt selbstbewusst, gespickt mit Verspieltheit, manchmal fast unschuldig, durchzogen von Peter Dohertys unverkennbarem melodischen Scharfsinn, skurrilem poetischem Realismus und visuellen Erzähltalenten. Die Songs entstanden in einer ganz besonderen Zeit, als Peters Frau mit Tochter Billie-May schwanger war.

Peter will also nicht naiv die Probleme der Welt einfach so fortzuwischen, aber er hält schon allein wegen Billie-May an seiner Zuversicht fest. Er tröstet sich mit dem Gedanken, dass es da immer noch unberührte Natur gibt, sagt Pete Doherty. Es gibt Teile der Welt, die so abgelegen sind, dass Bulldozer und Flugzeuge nicht dorthin gelangen können. Ja, dass nicht einmal Elon Musk dorthin gelangen kann, und das mache Peter fröhlich. Kunst und Musik haben auch die Aufgabe, aufbauend zu wirken. Allein wenn man an die Jugend und die Zukunft denkt. Oder an seine Tochter Billie-May, die gerade einmal 20 Monate alt ist. Für sie hat er den Song "Pot of Gold" geschrieben. Ein Schlaflied mit erbaulicher Melodie und ebenso erbaulichen Zeilen. So heißt es dort: Wenn dieses Schlaflied ein Hit ist, kann Dad dir jede Menge coolen Scheiß kaufen. Und vergiss nicht, am Fuße des Regenbogens, steht ein Pott voller Gold: "Pot of Gold". Nun ja, für die Dauer des Albums kann man sich diesem Optimismus durchaus anschließen.

Claudia Gerth, radioeins

Tracklist

1 Calvados
2 Pot Of Gold
3 The Day the Baron Died
4 Stade Oce'an
5 Out Of Tune Ballon
6 Felt Better Alive
7 Ed Belly
8 Poca Mahoney's
9 Fingee
10 Pre'tre De La Mer
11 Empty Room

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Album der Woche © IMAGO/hurricanehank
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