Plattenkritik - 11 von Sault

11 von Sault
11 von Sault | © Forever Living Originals

Vor zwei Jahren sorgte das Musikerkollektiv „Sault“ zum ersten Mal für Aufsehen. Aus dem Nichts heraus veröffentlichten Sault aus London zwei unbetitelte Alben auf den digitalen Plattformen. Niemand wusste, wer sich hinter dem Projekt verbarg, aber der Mix aus allen Genres schwarzer Musikkultur war einfach unwiderstehlich: Hip Hop, Gospel, Blues, Jazz, Funk und Soul, alles war präsent und als Mix einfach atemberaubend.

In vielen Jahresbesten Listen wurden „Sault“ weit oben gelistet. Nach weiteren Veröffentlichungen wurde irgendwann bekannt, das Inflo, für seine Zusammenarbeit mit Michael Kiwanuka hoch geschätzt, hinter dem Projekt stehen würde, aber offiziell bestätigt ist das bis heute nicht.

Sault sind ein Phänomen! Es geht nicht um das Ego der Beteiligten, niemand möchte in der Öffentlichkeit stehen - allein die Musik zählt. Wer heute schnell und aktuell neue Musik in die Welt bringen will, muss dies auf digitalem Wege tun, denn vor allem die Vinyl-Presswerke sind seit Jahren komplett überlastet.

Wenn ein Musikerkollektiv wie Sault dann gleich fünf Alben gleichzeitig veröffentlichen will, geht da natürlich nichts. Und so haben Sault im November 2022 ihre insgesamt fünf Alben digital herausgebracht. Diese enorme Produktivität kann auch manchen überfordern, denn es fällt schwer, dem Tempo von Sault zu folgen.

Da kann ein Album wie „11“ leicht untergehen. Dass wäre bitter, denn „11“ bringt die Essenz von Sault auf den Punkt. Diese elf Tracks sind eine Ode an die Kraft der Liebe. Von Blues über Gospel, Soul, Spiritual Jazz, Dub, Downbeats und Hip Hop findet alles seinen Platz. Musikalisch ist dieses Album zeitlos, ja fast perfekt, und die Botschaft universell: „In der Liebe finden wir Kreativität, Liebe, Vertrauen und Freiheit.“

Und da Sault Schallplatten lieben, wird „11“ im April auf Vinyl erscheinen. Bestellbar nur in England, über die Homepage von Sault. Es ist nicht billig, aber jeden Cent wert, denn „11“ ist ein Klassiker.

Carsten Wehrhoff