Musik - Soundcheck Award 2024 für "Haut wie Pelz" von Apsilon

Apsilon © picture alliance/dpa | Annette Riedl
Apsilon | © picture alliance/dpa | Annette Riedl

Die Jury von radioeins und Tagesspiegel vergibt den Soundcheck Award für das beste Album des Jahres an den Berliner Rapper Apsilon. Er setzte sich gegen The Cure, Beyoncé und Beth Gibbons durch.

Der Berliner Rapper Apsilon bekommt für sein Album "Haut wie Pelz" den Soundcheck Award für das beste Album des Jahres 2024. Das entschied eine vierköpfige Jury von Radio eins und Tagesspiegel am Dienstag. Der 1997 in Schöneberg geborene und in Moabit aufgewachsene Musiker, dessen bürgerlicher Name Arda Yolci lautet, setzte sich damit gegen die ebenfalls nominierten Beth Gibbons ("Lives Outgrown"), The Cure ("Songs Of A Lost World") sowie Beyoncé ("Cowboy Carter") durch.


Rezension

"Haut wie Pelz" von Apsilon © Four
Four

Soundcheck-Wertung: 4 x Hit - "Haut wie Pelz" von Apsilon

In Brandenburg brennt eine Flüchtlingsunterkunft, in der Türkei bebt die Erde, und Apsilon sitzt im Park, "ein bisschen lost in Berlin", wie er rappt. Die Großeltern kamen in den 70ern nach Deutschland. Apsilon, Ende 20, sagt, er ist beides, Deutscher und Türke, die meiste Zeit aber dazwischen. Was das bedeutet? Blicke von Polizisten, die auf der Haut kleben, sich gemeint fühlen müssen, wenn von Abschiebungen gesprochen wird. Der Ton in diesem Land wird immer übler. Was es für ein Kraftakt es gewesen sein muss, so ein in weiten Teilen zartes Debüt dagegenzusetzen. Christoph Reimann, Journalist


"Seine Texte sind einzigartig in Deutschland", sagt "Soundcheck"-Moderator Andreas Müller für die Jury. In Liedern wie "Koffer" oder "Baba" gebe der aus einer türkischen Familie stammende Apsilon Einblicke in eine von der Mehrheitsgesellschaft weiterhin kaum wahrgenommene Welt. "Er beschreibt unglaublich präzise, welchen Schmerz es bedeutet, wenn man nach all den Jahrzehnten immer noch Blicken ausgesetzt ist, die ,wie Fäuste aus Metall’ wirken, wie es in einem Lied heißt."

Die Frage, wie man unter diesen Umständen Selbstliebe aufbauen soll, durchzieht das gesamte Album. Es sei bitter, so Müller, dass die teils von Apsilons jüngerem Bruder Arman produzierten Songs durch die gegenwärtigen Wahlkampf-Debatten um Migration noch einmal an Aktualität gewonnen hätten. "Es wird von Kontingenten, Zustrom, Begrenzung geredet, dabei geht es um Menschen. Und dies ist eine zutiefst menschliche Platte."

Soundcheck-Award-Jury: Andreas Müller (Moderator), Claudia Gerth (Radioeins), Nadine Lange (Tagesspiegel), Torsten Groß (Moderator)Soundcheck-Award-Jury: Andreas Müller (Moderator), Claudia Gerth (Radioeins), Nadine Lange (Tagesspiegel), Torsten Groß (Moderator)

Der Soundcheck Award wird seit 2009 verliehen. Qualifiziert sind alle Alben, die in der freitags auf Radio eins ausgestrahlten Sendung "Soundcheck" die Höchstwertung vier Mal Hit erhalten. Im vergangenen Jahr waren das 27 Werke, aus denen eine rund 60-köpfige Jury zunächst die Shortlist mit vier Titel auswählte.

Der Preis ist eine vom New Yorker Künstler Otto Steininger speziell für die jeweiligen Gewinner*innen angefertigte Plakat-Grafik. Im vergangenen Jahr war der Berliner Songwriter Tristan Brusch für sein Album "Am Wahn" ausgezeichnet worden. Weitere Preisträger*innen sind Little Simz, Neil Young, Anna Calvi, Bilderbuch und James Blake.

Nadine Lange, Tagesspiegel