transmediale 2024: Sondersendung live aus dem silen green © transmediale
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transmediale 2024

"you’re doing amazing sweetie"

Die 37. Ausgabe des transmediale Festivals setzt sich mit dem Horror auseinander, der von allgegenwärtigem Content heraufbeschworen wird.

Kaum einer, der nicht mindestens einmal täglich diverse soziale Netzwerke nach Inhalten scannt, die ihn interessieren. Unter dem Titel "you’re doing amazing sweetie" fokussiert sich das Festival für digitale Kultur in diesem Jahr auf die toxischen Logiken dieser Inhalte, die unsere Aufmerksamkeiten und Ressourcen in Anspruch nehmen und unsere Beziehungen zur Technologie bestimmen.

Zahlreiche Lectures, Performances, Workshops und Filmvorführungen beschäftigen sich vom 31. Januar bis 4. Februar 2024 im silent green, dem HKW und im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien mit dem Thema. radioeins sendet am 31. Januar 2024 live aus dem silent green, es moderiert Knut Elstermann.

Eröffnung der transmediale 2024 © Laura Fiorio
Laura Fiorio

- Die Künstlerische Leiterin Nora O Murchù über die transmediale 2024

Die 37. Ausgabe des transmediale Festivals setzt sich mit dem Horror auseinander, der von allgegenwärtigem Content heraufbeschworen wird. you’re doing amazing sweetie geht der Frage nach, wie die toxischen Logiken von Content Creation unser Verhältnis zu Technologie bestimmen. Vom 31. Januar bis 4. Februar präsentiert transmediale 2024 Ausstellungen, Performances, Filmscreenings und ein Diskursprogramm und hinterfragt die unbrauchbaren Politiken und Dynamiken, die aus den Zyklen des Konsums und der Ablenkung entstehen. Wir sprachen darüber mit der Künstlerischen Leiterin der transmediale - Nora O Murchù.

Mangrove, Oceanic Refractions, 2023 © Image courtesy of Laisiasa Dave Lavaki CC BY-NC-SA
Image courtesy of Laisiasa Dave Lavaki CC BY-NC-SA

- Oceanic Refractions

Die Inselwelten des Pazifiks im Norden und Osten Australiens sind ganz besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Künstler:innen AM Kanngieser (Australien/Deutschland) und Mere Nailatikau (Fidschi) waren über mehrere Jahre mit den Ältesten der indigenen Völker, Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Aktivist:innen aus Fidschi, Kiribati und Papua-Neuguinea, den Marshallinseln und Nauru im Austausch. Aus ihrer Forschung und dem Dialog mit den Beteiligten ist die immersive Installation „Oceanic Refractions“ entstanden, die noch bis zum 04.02. in der Kuppelhalle des silent green gezeigt wird. Knut Elstermann sprach darüber mit der Performancekünstlerin AnniKa von Trier.

By Seregin A. P. (Ed.) (Серегин А. П. in Russian) - Moscow Digital Herbarium: Electronic resource. – Moscow State University, Moscow. (on line), CC BY 4.0
Moscow State University

- Eine Pflanze der Hoffnung

Die Künstlerin Luiza Prado, die am Samstag Teil des Talks „The Kitchen Network“ ist, hat sich bereits in ihrer Doktorarbeit mit dem kulturellen Impact von Pflanzen beschäftigt, die durchaus auch für Widerstandsaktionen verwendet werden. Ihr aktuelles künstlerisches Forschungsprojekt konzentriert sich auf eine Pflanze, die eigentlich bereits als ausgestorben galt, nachdem sie sich im Antiken Rome größter Beliebtheit erfreute. Siphium. Bereits seinerzeit gab es eine Klimaveränderung, die wie der Kulturkampf der um diese Pflanze geführt wurde, eine Rolle im Prozess des Aussterbens spielte. Türkische Wissenschaftler haben diese Pflanze jetzt aber wieder entdeckt. Geholfen hat dabei eine Münze, die die Römer mit der Pflanze bedruckten, weil sie ihnen so am Herzen lag.

Sungsil Ryu, Big King Airlines New Engine Fundraising Drive, 2024 / Foto: Luca Girardini CC BY-NC-SA
Luca Girardini (CC BY-NC-SA)

- this is perfect, perfect, perfect

Auch der Titel der Ausstellung geht auf ein Meme zurück. Auch hier wird sich mit den teilweise verstörenden Inhalten im Netz auseinander gesetzt. So kann man beispielsweise durch einen riesigen Rattenkopf in ein Schlafzimmer eintreten, in dem sich mit Energydrinks gedopte Rattenkönige und -königen verausgaben. Knut Elstermann hat sich für sein Interview mit der Kuratorin der Ausstellung Lorena Juan eine Arbeit ausgesucht, die Welt eines pink-affinen Gamermädchens erinnert, aber bei genauerem Hinschauen aber furchtbare Abgründe offenbart.

 

Aram Bartholl, Friendly Reminder, 2023 / Foto: Luca Girardini (CC BY-NC-SA)
Luca Girardini (CC BY-NC-SA)

- Friendly Reminder

Diese leicht passiv-aggressiven Erinnerungen findet man hin und wieder in seinen Mails. Eine Sache, die wir uns aber sehr deutlich und zu jeder Zeit verdeutlichen sollten ist der Klimawandel, der gerade unsere Atmosphäre anheizt. Dafür hat der Medien- und Konzeptkünstler Aram Bartholl einen ganz besonderen Reminder geschaffen: einen QR-Code als Emoji, der am Eingang der Ausstellung „this is perfect, perfect, perfect“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien lodert. Was es damit und dem seltsam anmutenden gerahmten Bild auf der gegenüberliegenden Seite auf sich hat, erklärt uns Aram Bartholl etwas genauer.

Bassam Issa Al-Sabah Jennifer Mehigan, Uncensored Lilac, 2024 / Foto: Luca Girardini (CC BY-NC-SA)
Luca Girardini (CC BY-NC-SA)

- Uncensored Lilac

Einer Gruppe von gelangweilten und auch ziemlich gereizten Gottheiten gönnt sich samt ihrem Gefolge ein wenig Ruhe. Sie haben zwar ein gemeinsames Land, aber keine gemeinsame Basis. Sie sind zu allem bereit: auch der gegenseitigen Vernichtung. Einer Kamera offenbaren sie ihre geheimsten Wünsche, Hoffnungen, Träume und Fantasien. Doch da der Klimakollaps sich bereits voll entfaltet hat, steigen währenddessen die Temperaturen, was zu einer zunehmenden Reizbarkeit führt. Das ist ungefähr das Setting der Ausstellung „Uncensored“ von Basssam Issa Al-Sabah und Jennifer Mehigan. Bassam Issa Al-Sabah weiht uns ein in diese geheimen Götterwelten, die vielleicht sogar ein wenig an uns selbst erinnern.