Kinogenuss im Zeichen der 50er Jahre - Neues Off

in Neukölln

Neues Off
Neues Off | © Jonas Friedrich

Im Stil der 50er Jahre mit Sarotti-Tresen, roten Schwingtüren und schwarzweißem Bistroboden verzaubert das Neue Off Kinobesucher und unterscheidet sich stark von etablierten Mainstream-Kinos.

Als es 1979 Aufnahme in die Yorck Kinogruppe findet, ist das Off ziemlich abgehalftert. Kein Wunder, hatte es sich doch in den vier vorangehenden Jahren als „Eros Cine Center“ verdingen müssen. Damals hätte sich niemand träumen lassen, dass aus dem Schmuddelkino wieder ein so schönes Filmtheater werden würde, mit Sonderprogrammen und Filmperlen aus aller Welt.

In das Neue Off Kino verliebt man sich sehr schnell. Etwas versteckt auf der großen Hermannstraße vermutet man nicht, wenn man das kleine nostalgisch im 50er-Jahre-Stil gehaltene Foyer betritt, dass einer der eindrucksvollsten und schönsten Kinosäle der Stadt direkt vor einem liegt. Dass es heute wieder seinen ursprünglichen Glanz hat, verdankt das Kino einer umfassenden Renovierung Ende der 90er Jahre. Dem strahlend neuen Kinoantlitz gebührt eigentlich auch ein neuer Name – andererseits soll dem OFF die programmatische Abgrenzung zu den etablierten Mainstream-Kinos eingeschrieben bleiben. Es wird also kurzerhand zum Neuen Off: Vom Theater, zum Kino, zum Erotikkino, zum Arthouse-Filmpalast. Das Neue Off hat viele Generationen von Kulturliebhaber*innen eine Weile lang begleitet und wird dies auch in Zukunft tun.

Der eigentliche Star des Kinos begrüßt den Besucher schon im Foyer: ein originaler Sarotti-Tresen aus den 50er Jahren, stilvoll kombiniert mit knallroten Schwingtüren und einem schwarzweißen Bistroboden. Was viele nicht wissen: Sarotti ist eine echte Berliner Marke und noch älter als das 1926 unter dem Namen „Rixdorfer Lichtspiele“ geborene Kino. Die beiden sind jedenfalls echte Profis und haben viel Erfahrung darin, ihre Gäste rundum zu verwöhnen.

Das Neue Off legt einen Fokus auf internationales Arthouse in der Originalversion mit Untertiteln. Eine Formatwahl, die mit offenen Armen vom internationalen und jungen Publikum Neuköllns angenommen wird. Jung, gebildet, kiezgebunden: die Neuköllner*innen freuen sich immer, wenn ein besonderer Film die Bühne des Neuen Offs betritt.

Neues Off Saal
Saal im Neuen Off | © Yorck Kinogruppe Daniel Horn

Kino als Treffpunkt

Das Neue Off versteht sich als Ort, an dem man über Filme sprechen kann. Es lädt zum Verweilen ein, weil man sich hier Zeit lassen kann. Dies spiegelt sich sowohl in der ruhigen, warmen Gestaltung der Räumlichkeiten, als auch in der offenen Einstellung des Kinoteams wider. Das leg Wert auf jeden einzelnen Gast, hier bleibt man auch gerne mal nach dem Film auf ein Getränk sitzen. Oft sieht man hier Mitarbeiter*innen noch lange mit den Gästen über das gesehene Werk diskutieren oder vorfreudige Kinogänger*innen schon lange vor dem Filmbeginn bei einem Wein an den kleinen Bistrotischen im Kerzenschein sitzen.

Ein kleiner Geheimtipp ist auch die mit jedem Film wechselnde, aufwendige Poster-Dekoration, die sich über die letzten Jahre zum Alleinstellungsmerkmal entwickelt hat. Liebe zum Detail und die Zeit, die man sich hier nimmt, macht den Besuch im Neuen Off zu einem besonderen Kinoerlebnis.

Mit der monatlichen Filmreihe »Cine en Español« verschafft sich das Off seit fast drei Jahren ein internationales Profil. In Kooperation mit dem Instituto Cervantes werden spanischsprachige Filme als Premiere oder Preview gezeigt, die kulturelle Brücken schlagen sollen und zum Dialog aufrufen. So bietet die Reihe Abende mit Gästen und Q&As und ermöglicht auch ein Reinschnuppern in das Selbstverständnis und die Kultur anderer Länder.