Vom Bettlaken zur Leinwand - Kulturhaus Heidekrug 2.0

in Joachimsthal

Eingang Heidekrug
Eingang zum Heidekrug | © Frank Umbreit

Das Kulturhaus Heidekrug 2.0 entwickelte sich von einem Ballsaal über ein Lazarett bis zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt. Mit der Zeit wurde das Kino stets professioneller, aber es blieb ein Herzensprojekt der Kulturbegeisterten aus Joachimsthal.

Der Heidekrug im 3.500-Seelen-Städtchen Joachimsthal hat eine lange und bewegte Geschichte. Er wurde 1897 als Ballsaal der benachbarten Gaststätte eröffnet, diente am Ende des 2. Weltkrieges als Lazarett und nach dem Krieg als Turnhalle der Schule. Danach wurde er bis zum Ende der DDR als Kultursaal genutzt. Viele Joachimsthaler und Menschen aus den umliegenden Dörfern verbinden mit dem Heidekrug schöne Jugenderinnerungen: Sie kamen zur Disko und zu Konzerten von DDR-Größen wie Stern Kombo Meißen hierher.

Kino gab es im Heidekrug auch schon zu DDR-Zeiten, als der Landfilm dort regelmäßig Station machte: Der Filmvorführer kam auf seinem S50-Moped, Projektor und Filmrollen im Anhänger. Später gab es Pläne für eine feste Anlage, die sogar angeschafft, aber nie installiert wurde. Nach der Wende gingen die Lichter im Heidekrug aus, das Gebäude verfiel und der Projektor rostete vor sich hin.

2010 wurde der Saal aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, als Kulturbegeisterte aus Joachimsthal den Verein Kulturhaus Heidekrug 2.0 gründeten. Nach einem Jahr Sanierungsarbeiten hatten die Vereinsmitglieder und viele ehrenamtlichen Helfer ihn soweit hergerichtet, dass der Heidekrug wiedereröffnet werden konnte. Am Anfang fand einmal im Monat Kinderkino statt, später kamen zwei von Günter Lippmann kuratierte DEFA-Dokumentarfilmreihen dazu, die Besucher aus der ganzen Region bis nach Berlin hinein in die Schorfheide lockten. Seither hat der Dokumentarfilm einen festen Platz im Programm.

Nach und nach wurde der Saal schöner und die Technik professioneller: Eine richtige Leinwand ersetzte die zwei zusammengenähten Bettlaken des Anfangs, bessere Licht- und Tontechnik wurde angeschafft, Moltonvorhänge sorgten für optimale Verdunkelung und der Beamer wanderte Richtung Decke, statt mitten im Raum zu stehen. Gäste finden nun ein authentisches Kinoflair vor. Trotzdem bleibt der Heidekrug ein vollständig ehrenamtliches Projekt.

2016 kehrte das Prinzip „Landfilm“ – allerdings mit modernerem Equipment – in den Heidekrug zurück, als der Verein sich dem Projekt „Dorfkino einfach machbar“ des Filmclubs Güstrow anschloss. Seitdem wird jeden Freitag anspruchsvolles Programmkino geboten. Der Schwerpunkt liegt auf europäischem Kino und Dokumentarfilm. Oft kommen Regisseurinnen und Regisseure zum Publikumsgespräch nach Joachimsthal.

Jugendarbeit spielt ebenfalls eine große Rolle. Regelmäßig werden Filmprojekte mit Kindern und Jugendlichen durch- und die entstandenen Filme im Heidekrug vorgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Jugend und Film werden mehrmals im Jahr Filme für die Kinder der Joachimsthaler Schulen und Kitas gezeigt.

Neben seinem Dasein als Kinosaal ist der Heidekrug Gastspielort der Uckermärkischen Bühnen Schwedt und des Brandenburgischen Konzertorchesters Eberswalde. Auch andere Konzerte finden statt, wobei Liedermacher und Balkan Brass besonders beliebt sind.

Das Kulturhaus Heidekrug 2.0 hat sich zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt in der Schorfheide entwickelt. Im Jahr 2021 feiert es sein zehnjähriges Jubiläum. Das ehrenamtliche Team hat viel Spaß an der Sache und ist wild entschlossen, die nächsten zehn Jahre in Angriff zu nehmen.